Kommentar
07:54 Uhr, 16.07.2007

USA: Einzelhandelsumsätze im Juni überraschend schwach

1. Die heutigen Indikatoren für den privaten Verbrauch fielen gemischt aus. Im Juni tätigten die Verbraucher weniger Einkäufe, allerdings sind sie im Juli bestens gelaunt. Die Stimmung der privaten Haushalte gemessen am Konsumklima der Universität von Michigan hat sich im Juli von 85,3 auf 92,4 Punkte deutlich verbessert (Bloomberg-Umfrage: 86,0 Punkte und DekaBank: 87,5 Punkte). Dies ist der höchste Wert seit Beginn des Jahres. Die Erwartungskomponente, die im Vormonat von dem zum Befragungszeitraum sehr hohem Renditeniveau an den Anleihemärkten getrübt gewesen war, ging deutlich nach oben. Ausschlaggebend für die gute Stimmung dürften die kräftige Entwicklung an den Aktienmärkten sowie die fallenden Benzinpreise gewesen sein.

2. Die Einzelhandelsumsätze sind im Juni um 0,9 % gegenüber dem Vormonat überraschend deutlich gefallen (Bloomberg-Umfrage: - 0,1 %, DekaBank: 0,1 %). Dies ist der stärkste Rückgang seit August 2005. Der Vormonat wurde von 1,4 % auf 1,5 % (mom) nach oben revidiert. Auch in der Teilabgrenzung „ohne Pkw“ gab es im Juni mit einem Rückgang um 0,4 % (mom) eine negative Marktüberraschung (Bloomberg- Umfrage: 0,2 %; DekaBank: 0,3 %). Der Vormonat wurde hier relativ deutlich um 0,3 Prozentpunkte auf 1,6 % nach oben revidiert.

3. Vor dem Hintergrund gesunkener Autoverkäufe war bereits im Vorfeld mit schwachen Zahlen für die Umsätze der Autohändler gerechnet worden. Die inländischen Fahrzeugverkäufe waren das zweite Mal in Folge deutlich gesunken. Allerdings war diese Statistik in der Vergangenheit ein weniger guter Indikator für die Umsätze der Autohersteller gewesen, sodass der Rückgang um 2,9 % deutlich negativ überraschte. Nach vier kräftigen Anstiegen in Folge kam es bei den Tankstellenbetreibern erstmals wieder zu einem Rückgang. Im Juni waren die Benzinpreise nach Rekordständen erstmals rückläufig gewesen und der günstigere Preis führte anscheinend kaum zu einer stärkeren Nachfrage, zumindest überwog der negative Preiseffekt. Auch die Umsätze der Baumärkte gingen im Juni überraschend deutlich zurück. Allerdings war hier der Vormonat sehr kräftig gewesen. Positiv überraschen konnte der starke Umsatzanstieg im Versandhandel.

4. Die Einzelhandelsumsätze haben zwar insgesamt breit angelegt enttäuscht, allerdings kam die vom Bureau of Economic Analysis für die Schätzung des privaten Konsums verwendete Teilabgrenzung ohne Auto, Tankstellen und Hausbau mit einer Stagnation noch mit einem blauen Auge davon. Diese Komponente, die bedeutend weniger volatil ist, spiegelt den Trend für den privaten Verbrauch gut wider. Der Konsum war sowohl im Vormonat als auch im Vorquartal ausgesprochen stark. Zudem zeigen die Zahlen der Universität Michigan, dass die Konsumenten weiter bestens gelaunt sind. Für das zweite Quartal deutet sich jetzt eine Abschwächung der Dynamik beim privaten Konsum an, die aber von einem starken Vorquartalswert aus stattfindet.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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