Kommentar
17:10 Uhr, 31.08.2007

USA: Einkommen und Ausgaben unspektakulär erfreulich

1. Heute stand einmal mehr kurz vor dem Wochenende eine ganze Reihe von Daten zur Veröffentlichung an. Insgesamt gab es heute von der Indikatorenseite her ausschließlich positive Überraschungen. Die realwirtschaftlich relevantesten Daten bildeten hierbei die persönlichen Einkommen und Ausgaben für den Monat Juli. Die persönlichen Einkommen sind im Juli mit 0,5 % stärker als erwartet gegenüber dem Vormonat angestiegen (Bloomberg-Median: 0,3 % DekaBank: 0,4 %). Ebenfalls positiv überraschen konnte die Entwicklung der privaten Konsumausgaben, die im Juli um 0,4 % überdurchschnittlich stark angestiegen sind (Bloomberg-Median und DekaBank: 0,3 %). Auch in realer Rechung blieb ein erfreuliches Plus von 0,3 % mom übrig. Die Sparquote stieg im Juli weiter auf 0,7 % an.

2. Wie bereits im Vormonat kam auf der Einkommensseite ein positiver Impuls von den Löhnen und Gehältern, die um 0,5 % expandierten. Die Jahresveränderungsrate in Höhe von 7,2 % zeigt, dass die Lohnentwicklung insgesamt in den vergangenen Monaten sehr kräftig gewesen ist. Nach drei sehr schwachen Monaten sind die Unternehmergewinne mit 0,4 % mom erstmals wieder recht kräftig angestiegen. Auch die Zinseinnahmen (0,7 %) und die Transferzahlungen (0,6 %) hatten sich in den Vormonaten unterdurchschnittlich entwickelt und legten im Juli deutlich zu. Die positive Entwicklung in diesen Bereichen konnte einen recht kräftigen Rückgang bei den Miet- und Pachteinnahmen (-2,6 % mom) mehr als kompensieren. Letzteres ist allerdings kein Anzeichen für die Krise am Immobilienmarkt – in der Tendenz laufen Mieten sogar eher gegenläufig zu der Entwicklung am Eigenheimmarkt – sondern ein Rückprall vom sehr hohen Vormonatsniveau. Im Vorjahresvergleich sind die Einnahmen aus Mieten und Pachten im Juli um knapp 20 % gestiegen.

3. Der in etwa durchschnittliche Anstieg auf der Ausgabenseite findet sich in beinahe allen Teilgebieten wieder. Allein die Ausgaben für Energieträger und Energiedienstleitungen sowie für übrige Gebrauchsgüter waren leicht rückläufig. Allerdings waren diese Rückgänge nicht nur vor dem Hintergrund von leicht fallenden Benzinpreisen vollkommen unspektakulär. Nach einem schwachen Vormonat zogen die Ausgaben für Automobile mit 0,5 % moderat an. Bei den Verbrauchsgütern (1,4 % mom) insgesamt gab es weder preisbedingte noch nachfragebedingte Überraschungen, sodass es zu einem durchschnittlichen Anstieg von 0,5 % kam. Insgesamt sind die heutigen Zahlen für die Einkommen und Ausgaben als durchaus unspektakulär, aber gerade deswegen als erfreulich einzustufen.

4. Die Kernrate des Deflators der privaten Konsumausgaben (PCE-Deflator) spiegelt im Juli mit 0,1 % mom einen geringeren Preisauftrieb wider als die des Verbraucherpreisindex. Die Jahresrate blieb mit 1,9 % unverändert gegenüber dem Vormonat. Genau wie im Verbraucherpreisindex hat sich der Anstieg der Wohnungskosten auch im Rahmen des PCE-Deflators auf 0,2 % mom verlangsamt. Im Gegensatz zum Verbraucherpreisindex weist der PCE-Deflator jedoch eine deutlich geringere Zunahme der Preise für medizinische Dienstleistungen (0,2 % mom) auf, die innerhalb der privaten Konsumausgaben ein erheblich höheres Gewicht besitzen als im Warenkorb des Verbraucherpreisindex. Zudem wurde der Anstieg des PCEKerndeflators gemindert durch einen kräftigen Rückgang der Preise für Möbel und Haushaltsgeräte um 0,5 % mom, der beim Verbraucherpreisindex in dieser Größenordnung nicht zu beobachten ist. In den Minutes zum FOMC-Meeting am 7. August war zu lesen, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses zwar eine Verbesserung der Kerninflationszahlen in den vergangenen Monaten festgestellt haben. Gleichzeitig sind sie jedoch besorgt, dass diese nur durch temporäre Faktoren zustande gekommen und daher nicht von Dauer sein könnte. An dieser grundsätzlichen Einschätzung dürfte auch der heute gemeldete, überraschend niedrige Preisauftrieb im Juli nicht allzu viel geändert haben.

5. Neben den Einnahmen und Ausgaben wurden heute noch zwei Stimmungsindikatoren und die Auftragseingänge für die Industrie insgesamt veröffentlicht. Der regionale Einkaufsmanagerindex Chicago stieg im August unerwartet von 53,4 Punkten auf 53,8 Punkte. Der finale Juniwert des Konsumklimas der Universität von Michigan wurde von 83,3 Punkten minimal auf 83,4 Punkte nach oben revidiert, wobei die Analysten mit einer Abwärtsrevision gerechnet hatten. Schließlich wurden mit den Auftragseingängen für die Industrie insgesamt für den Monat Juli noch weitere realwirtschaftlich harte Zahlen veröffentlicht. Sie stiegen im Juli um 3,7 % recht deutlich gegenüber dem Vormonat an. Der schon bekannte, kräftige Anstieg bei den Aufträgen für Gebrauchsgüter wurde nach oben revidiert und auch die Oders für Verbrauchsgüter überraschten positiv. Bis zu den Juli-Daten machte die US-Konjunktur einen guten Eindruck, das bestätigen die heutigen Daten. Die Indikatoren für August und September werden im Lichte der Beeinträchtigung durch die Kreditmarktkrise von besonderer Bedeutung sein.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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