Kommentar
18:43 Uhr, 31.08.2005

USA: Einkaufsmanagerindex fällt unter 50 Punkte

1. Der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago verzeichnete im August einen noch nie da gewesenen Einbruch von 63,5 auf 49,2 Punkte. Damit wurden die Märkte wie auch wir negativ überrascht (Bloomberg-Median: 61,0 Punkte; DekaBank: 62 Punkte). Dies war der stärkste Rückgang in der Geschichte des seit 1967 ermittelten Index.

2. Die stärkste Abwärtsbewegung war bei der Auftragseingangskomponente zu beobachten, der entsprechende Wert sank von 69,6 auf 46,5 Punkte. Aber auch die Beurteilung der Produktion (Juli: 70,5 Punkte; August: 56,2 Punkte), der Auftragsbestände (Juli: 56,1 Punkte; August: 45,7 Punkte) und der Beschäftigung (Juli: 56,1 Punkte; August: 51,7 Punkte) ging deutlich zurück.

3. Die aktuelle Entwicklung dürfte stark von der sich schon seit längerem abzeichnenden Krise der Automobilindustrie getrieben sein. Die spektakulären Rabattaktionen vom Juli hatten im Vormonat noch die Situation gerettet, doch nachdem der erste Schub verklungen ist, kommen die tiefer liegenden Probleme dieses Industriezweigs wieder durch. Möglicherweise hatte im Vormonat auch die außergewöhnlich gute Auftragsentwicklung in der Luftfahrtindustrie (Boeing hat seinen Hauptsitz in Chicago) einen Einflussfaktor dargestellt, der jetzt weggefallen ist. Mit den heutigen Zahlen deutet sich auch für den nationalen Einkaufsmanagerindex, der morgen veröffentlicht wird, eine stärkere Marktenttäuschung an, als wir sie ohnehin schon prognostiziert hatten (Bloomberg-Median: 57,0 Punkte; DekaBank: 56,5 Punkte). Dass der ISM-Index unter 50 Punkte fällt, erwarten wir jedoch nicht. Schließlich ist der Chicago-Einkaufsmanagerindex ein recht schwankungsanfälliger Indikator, der zudem nur für eine von vielen Regionen der USA gilt. Denn dass die US-Industrie für diesen Zyklus ihre besten Zeiten schon gesehen hat – und die waren sehr gut – ist unbestritten; dass sie jedoch weiterhin von der guten Binnenkonjunktur in den USA profitiert, dürfte auch für die kommenden Monate gelten.

4. Finanzmarktreaktionen: Die Rentenmärkte in den USA und Deutschland reagierten deutlich auf die negative Marktüberraschung des Chicago-Einkaufsmanagerindex. Die Renditen für US-Treasuries verringerten sich in den ersten Minuten nach der Veröffentlichung von 4,07 % auf unter 4,01 % und pendelten sich danach bei 4,02 % ein. Die 10-jährigen Bundrenditen markierten mit 3,096 % ein neues Rekordtief, gab nach einer kurzen Erholung dann sogar noch weiter nach. Der DAX sackte von 4830 Punkten auf kurzfristig unter 4800 Punkte ab, erholte sich dann aber wieder deutlich. Schließlich ging der Euro gegenüber dem US-Dollar fester. Waren vor Bekanntgabe des Chicaco-Index Kurse von 1,22 Euro pro US-Dollar notiert worden, stieg der Kurs danach auf 1,23.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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