Kommentar
07:18 Uhr, 17.08.2016

USA: Eine Zinserhöhung geht noch!

Der Markt weiß für gewöhnlich besser als die Fed selbst, was mit den Zinsen geschehen wird, doch gestern war die Sache anders.

Die US-Notenbank gibt jedes Quartal bekannt, wie sie die Zinsentwicklung in den kommenden Quartalen und Jahren sieht. Sie war dabei seit 2013 deutlich optimistischer als der Markt. Die Notenbank sah immer sehr viel mehr Zinsschritte, als sie dann letztlich umsetzte.

Bisher ist es bei einem Zinsschritt geblieben. Als dieser gewagt wurde, ging die Fed eigentlich davon aus, dass der Zins Ende 2016 über 1 %, vermutlich in der Range 1,25-1,5 % liegen würde. Es gab also die Erwartung von bis zu 4 Zinsschritten. Diese Erwartung relativierte sich in diesem Jahr und wurde auf 2 reduziert. Der Markt hatte der Notenbank im Vorhinein weder die 4, noch die 2 Zinsschritte abgekauft. Bisher hatte der Markt Recht.

Anleger gehen aktuell nicht von einer realistischen Chance auf einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr aus. Mit viel Fantasie lässt sich noch Dezember als Termin für die nächste Anhebung herleiten. Der Grund für die Markterwartung, dass die Zinsen in diesem Jahr vermutlich kaum noch steigen werden, ist in den letzten Wirtschaftsdaten zu finden. Das Wachstum fiel deutlich geringer aus als gedacht. Wenn das Wachstum lahmt, wird es kaum einen Zinsschritt geben.

Die Notenbank beharrt jedoch darauf, dass es durchaus noch "Action" geben kann, sogar im September. Der Vizepräsident des Offenmarktausschusses, welcher über die Zinsen entscheidet, äußerte sich heute dahingehend. Die Begründung: die Wirtschaft läuft "Ok" und die steigenden Löhne lassen am Horizont Inflation vermuten.

Anleger reagierten daraufhin prompt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im September verdoppelte sich von 9 % auf 18 %. Das ist immer noch wenig und zeigt, was der Markt von dieser Möglichkeit hält. Dennoch: die Reaktion kam prompt und ist durchaus ansehnlich.

Demgegenüber stehen aktuelle Inflationsdaten. Die Grafik zeigt die Inflationsrate und die Kerninflation (Verbraucherpreise exklusive Energie und Nahrungsmittel). Die Kernrate hält sich robust oberhalb der Marke von 2 %, die auch das Ziel der Fed ist. Sofern sich die Rohstoffpreise irgendwann wieder normalisieren, steigt die Inflation ganz automatisch über die Marke von 2 %.

Die meisten Anleger scheinen der Kernrate keine große Bedeutung beizumessen. Die Inflationsrate ist wieder leicht gesunken, auf 0,8 %. Das spricht gegen eine baldige Zinserhöhung und so verlor der Dollar nach Veröffentlichung der Daten prompt gegenüber vielen anderen Währungen. Der Dollar-Index ist fast 1 % im Minus. Das ist schon eine deutliche Reaktion.

Gestern stieg also die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung, gleichzeitig verkaufen Anleger aber Dollar, weil die Inflationsentwicklung eigentlich gegen einen Zinsschritt spricht. Beides kann letztlich wohl nicht umgesetzt werden.

Persönlich gehe ich davon aus, dass es in diesem Jahr noch einen Zinsschritt geben wird. September halte ich jedoch für zu ambitioniert. Die neuen Inflationsdaten sprechen meiner Meinung nach jedenfalls nicht gegen eine Zinserhöhung.

Clemens Schmale

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

8 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Nicht lange werden wir noch wach, dann kommt der grosse Zahtach. Wehe dem, der dann kein physisches Gold sein eigen nennt. Entlang der EU Grenzen wird bereits fuer den Krieg geruestet. Ganz still und klammheimlich. Es wird wohl so laufen wie in der Ukraine: False flag Provokationen, die man den Russen in die Schuhe schiebt. Wenns dann knallt, wird es auf europaeischem Boden ausgetragen. Viel Glueck in Europa. Chinas hat gestern RU und Syrien mal praeventiv Hilfe zugesichert. Was das bedeuten koennte kann sich Jeder selbst ausrechnen.

    10:52 Uhr, 17.08.2016
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Zinssteigerung? Hahahaha, der war echt gut. China verkauft derweil vorsichtig und leise US Staatsanleihen und versucht mit dem Cash global echte Werte aufzukaufen, was ja ueberall argwoehnisch beaeugt wird. Recht hamse die Chinesen den Baumwollplunder loszuwerden, bevor sie ihre Waren verschenken gegen diesen deckungslosen

    10:45 Uhr, 17.08.2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • tschak
    tschak

    Sehr wichtiger Hinweis. EUR/USD und der Zinsschritt der FED könnten wieder einmal die wichtigsten Treiber in den nächsten 6 Börsenmonaten sein !

    08:10 Uhr, 17.08.2016
  • 1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten