Kommentar
07:44 Uhr, 17.08.2006

USA: Dynamik der Kerninflation lässt im Juli nach

1. Die Verbraucherpreise sind im Juli um 0,4 % mom gestiegen, wodurch sich die Jahresrate je-doch von 4,3 % auf 4,1 % verringerte. In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie erhöhten sich die Preise um 0,2 % mom (2,7 % yoy). Nach vier Anstiegen um jeweils 0,3 % mom in Folge hat sich die Dynamik der Kerninflation damit im Juli zunächst abgeschwächt. Da die Preisentwicklung in diesem Monat jedoch stark von Sonderfaktoren geprägt war, rechnen wir für die nähere Zukunft mit einer weiteren Zunahme der Jahresrate der Kerninflation auf knapp 3,0 %. Erst im Verlauf des nächsten Jahres rechnen wir mit einem nachhaltigen Rückgang der Kernrate.

2. Der geringe Preisanstieg in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie geht zu großen Teilen auf niedrigere Preise für Bekleidung und Schuhe zurück. Diese sind auf nicht saisonbereinigter Basis um 4,3 % mom gesunken, sodass selbst nach der Saisonbereinigung ein Rückgang um 1,2 % mom aus-gewiesen wurde. Bereits im Februar dieses Jahres hatten sinkende Bekleidungspreise zu einem uner-wartet geringen Preisanstieg von seinerzeit 0,1 % mom in der Kernrate geführt. Das zeitliche Muster dieser Überraschungen bei den Preisen für Kleidung und Schuhe deutet darauf hin, dass die Auswirkungen von Schlussverkäufen im Sommer wie im Winter von der Saisonbereinigung durch das Bureau of Labor Statistics nicht vollständig ausgeglichen werden können. Wir betrachten den Rückgang der Beklei-dungspreise im Juli daher als ein temporäres Phänomen und rechnen in den kommenden Monaten mit einem Rückprall. Nach den Preissenkungen im Februar hatte dieser bereits im März stattgefunden.

3. Keine nennenswerte Bedeutung für die Kerninflation im Juli hatten demgegenüber die Preise für Automobile. Die gestern veröffentlichten Erzeugerpreise, die in der Kernrate überraschend um 0,3 % mom gefallen sind, hatten an den Finanzmärkten bereits die Erwartung einer eher moderaten Kernrate der Verbraucherpreise hervorgerufen. Der Rückgang der Erzeugerpreise in der Abgrenzung ohne Le-bensmittel und Energie basierte zu großen Teilen auf sinkenden Preisen für PKW und leichte LKW, was Anlass zu der Vermutung gegeben hatte, dass sich die jüngsten Rabattaktionen amerikanischer Automobilhersteller auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen würden. Einem nicht saisonberei-nigten Rückgang der Preise für PKW auf Erzeugerebene um 1,5 % mom steht jedoch nur eine Verringerung der entsprechenden Komponente des Verbraucherpreisindex um 0,2 % gegenüber, sodass sich saisonbereinigt sogar ein leichter Anstieg von 0,1 % mom ergibt. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass sich der Rückgang der Preise für Kraftfahrzeuge auf der Erzeugerebene in den kommenden Monaten auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen wird.

4. Den mit Abstand wichtigsten Grund für die seit dem Frühjahr zu beobachtende Beschleunigung der Kerninflation stellt der starke Anstieg der Wohnungsmieten dar. Dieser hat sich auch im Juli mit einer kräftigen Rate von 0,5 % mom fortgesetzt, und wir erwarten erst zum Ende dieses Jahres eine allmähliche Abschwächung dieses Trends infolge der konjunkturellen Abkühlung. Demgegenüber sind die Schlussverkäufe von Textilien im Juli sowie sich eventuell noch in den Verbraucherpreisen niederschlagende Rabatte beim Kauf von Kraftfahrzeugen eher als befristete Phänomene einzustufen. Wir gehen somit nach wie vor davon aus, dass die Jahresrate der Kerninflation in den kommenden Monaten weiter an-steigen und im Herbst ein Niveau von knapp 3,0 % erreichen wird. Evidenzen für ein allmähliches Nachlassen des Inflationsdrucks werden die Fed jedoch bewegen, diese vorübergehende Zunahme der Kerninflation ohne weitere Anhebungen der Leitzinsen zu tolerieren.

5. Der Anstieg um 0,4 % mom in der Gesamtrate der Verbraucherpreise geht im Wesentlichen auf die Verteuerung von Energiegütern um durchschnittlich 2,9 % mom zurück. Benzin verteuerte sich um 5,3 % mom, was jedoch zu einem großen Teil auf der Saisonbereinigung beruht. Der lang anhaltende Rück-gang der Preise für Erdgas (0,0 % mom) setzte sich im Juli nicht fort, die Preise für Elektrizität blieben mit 0,1 % mom fast unverändert.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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