Kommentar
21:02 Uhr, 08.03.2018

USA - Diese Wirtschaftspolitik macht keinen Sinn

Die Wirtschaftspolitik der USA soll eigentlich dazu dienen, das Land wieder groß und stark zu machen. Das Gegenteil kann der Fall sein, denn die USA pokern derzeit mit hohem Einsatz und wenn der Bluff auffliegt, sind die Kosten hoch.

Die US-Regierung zieht ihr Wahlprogramm durch. Erreicht wurden bisher eine Steuerreform, das indirekte Scheitern von Obamacare und höhere Staatsausgaben. Nun kommen Zölle hinzu und möglicherweise eine Besteuerung ausländischer Produkte. Wer am Ende überhaupt Zölle und in welcher Höhe zahlen muss, ist derzeit noch offen.

Auf dem Papier mögen die Schritte durchaus Sinn machen. Die Senkung der Unternehmenssteuern macht auch nicht nur auf dem Papier Sinn, sondern auch in der Realität. Unternehmen siedeln sich dort an, wo die Steuern günstig sind. Das schafft Arbeitsplätze. Die Steuersenkung für Unternehmen kann man also durchaus als etwas Positives verbuchen.

Die Schaffung von Arbeitsplätzen soll zusätzlich durch Zölle und Steuern auf ausländische Produkte unterstützt werden. Werden ausländische Produkte teurer, greifen Inländer zu einheimischen Produkten, die dann plötzlich billiger erscheinen. Zudem ist es ein Anreiz für ausländische Unternehmen in den USA selbst zu produzieren, um die Steuern zu vermeiden.

Theoretisch ist das Konzept stimmig. Es schafft Arbeitsplätze, sorgt so für Mehreinnahmen, schiebt das Wachstum an und reduziert das Handelsbilanzdefizit mit anderen Ländern. In der Realität wird dieses Konzept dem Land aber wohlmöglich mehr schaden als nützen.

Die Steuersenkung führt zunächst zu Mindereinnahmen, einmal ganz davon abgesehen, dass von der Einkommenssteuersenkung vor allem die Reichen profitieren und die niedrigsten Einkommenssichten nach Auslaufen der Steuersenkung sogar noch mehr bezahlen.

Kurz- und mittelfristig steigt das Defizit des Staates gehörig an. Gleichzeitig werden Konsumgüter erst einmal teurer, wenn neue Zölle eingeführt werden und es nicht bei Stahl und Aluminium bleibt. Die USA importieren viele Güter und Rohwaren. Werden diese durch Zölle und Steuern teurer, zahlt das der Konsument. Auf inländische Güter auszuweichen geht kurzfristig nicht, da viele gar nicht in den USA produziert werden. Es dauert Jahre bis sie verfügbar sind.

Das Haushaltsdefizit wird definitiv steigen. Ab 2020 wird es aller Wahrscheinlichkeit nach die Billionenmarke überschreiten und dort auf ewig verharren. Konsumenten müssen für Produkte mehr zahlen. Entscheiden sie sich dafür, trotzdem genauso viel zu konsumieren wie vor dem Preisanstieg, bleibt unterm Strich weniger Geld übrig, um zu sparen.

Nun gibt es hier einen klaren Zusammenhang aus Spar- und Investitionsquote und der Leistungsbilanz (Import und Export von Waren und Dienstleistungen). Die Leistungsbilanz entspricht der Sparquote weniger der Investitionsquote. Der Zusammenhang ist in Grafik 1 dargestellt.

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Sinkt die Sparquote (Staat gibt mehr aus und Defizit steigt, Konsumenten zahlen höhere Preise und sparen weniger) und bleiben die Investitionen konstant oder steigen sogar (wird durch die Steuersenkung gefördert), muss das Leistungsbilanzdefizit ebenfalls steigen. Das ist praktisch ein Naturgesetz und erzielt am Ende genau das Gegenteil dessen, was eigentlich erreicht werden soll.

Hinzu kommt, dass die Defizite und der Dollar relativ eng miteinander verknüpft sind (Grafik 2). Man kann von einer anhaltenden Dollarschwäche ausgehen. Das verteuert Importe, erhöht die Inflation und belastet Konsumenten noch mehr.

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Haben all die Maßnahmen Erfolg, geschieht mit den USA folgendes: Es herrscht zwar Vollbeschäftigung, doch wegen hoher Inflation sinkt der Lebensstandard mittelfristig. Die Defizite (Haushaltsdefizit, Handelsbilanz) weiten sich aus, was die Handlungsfähigkeit des Staates beeinträchtigt. Am Ende verliert vor allem der Durchschnittsamerikaner.

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5 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    Genau das ist es "Hr. / Fr. netzadler". Immobilien konnte er wie ein Pyramidenspiel mit den gewährten Schulden (folgend dem Immobestand als Sicherheit) neu hinzukaufen zu seinem Monopoly. Allerdings sollte ein Staat auf der gleichen "dumm-einfachen" Prämisse basieren >> ich verschulde mich auf Ewigkeiten zum Maximum, unabhängig !!! der Gebarung anderer Staaten. Und Trumpl glaubt tatsächlich noch immer, USA wird IMMER "America FIRST" sein. Aber nein, im Jahr 2050 wird Amerika neben China unter den TOP3-Economies worldwide liegen, aber beim SCHULDENAUFBAUEN werden die USA wohl dann nicht mehr Debt-Bonds America First sein müssen. Da gibt es auch viele andere Schuldner, die nun 30 Jahre Reputation aufbauen werden können !!! (Keywords: Productivity, Population !)

    08:59 Uhr, 09.03. 2018
  • netzadler
    netzadler

    trump wird gewinnen, weil er verstanden hat, dass es in der internationalen Politik nicht um Demokratie und Menschenrechte geht, sondern um das Interesse von Staaten.

    Er verhandelt Deals, seine Achillesferse sind aber die auslandsschulden.

    der mann setzt sich gegen alle Kritiker durch und wird sogar recht behalten, das wird ihn zur Ikone machen.

    die ganzen basher sollten sich schonmal mental darauf vorbereiten, dass sie völlig falsch liegen, das wird nämlich ihren ganzen Kosmos durcheinander bringen.

    08:39 Uhr, 09.03. 2018
  • Wolfi13
    Wolfi13

    @ Triangles: Was sollen diese Weltuntergangs Visionen "Menschheit am Ende..." Es gab niemals soviele Menschen auf der Erde, sie werden immer älter, auch in Afrika und Asien, der Hunger auf der Welt wird immer geringer, Kindersterblichkeit geht zurück, das kollektive Bewußtsein wächst, zwar viel zu langsam, aber es wächst. Wir können durchaus hoffen...

    01:53 Uhr, 09.03. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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