USA: Die Konjunktursorgen wachsen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Schwacher US-Arbeitsmarktbericht lässt Konjunktursorgen wachsen. Staatsanleiherenditen geben auf breiter Front nach. US-Dollar weiter unter Druck. EZB belässt Leitzins bei 4,0 Prozent.
US-Arbeitsmarktbericht überrascht negativ
Mit 100.000 neuen Stellen hatten die Experten im August gerechnet. Doch der US-Arbeitsmarktbericht belehrte sie eines Besseren. Zu Buche stand schließlich ein Stellenabbau von 4.000. Dies war der erste Rückgang seit genau vier Jahren. Zudem wurden die Zahlen aus den beiden Vormonaten kräftig nach unten korrigiert. Die nachlassende Konjunkturdynamik hat damit endgültig auch den amerikanischen Arbeitsmarkt erreicht. Neben der weiter schwelenden Immobilienkrise und ihren Folgen hat sich damit ein zweiter Brandherd aufgetan, der für Sorgenfalten bei den Finanzmarktteilnehmern sorgt.
Sicherheit ist deshalb momentan Trumpf. Während alle risikobehafteten Assetklassen unter Druck gerieten, verstärkten die Anleger ihre Nachfrage nach Staatsanleihen. Die Renditen verringerten sich daraufhin auf breiter Front. Auf Wochensicht sackte die Rendite zehnjähriger amerikanischer Schatzanweisungen um 15 Basispunkte ab, wodurch sich der Gesamtrückgang seit Mitte Juni auf fast 100 Basispunkte summiert.
Die Investoren spekulieren angesichts der Verwerfungen an den Geld- und Kreditmärkten sowie gewachsener konjunktureller Risiken auf eine Zinssenkung der amerikanischen Notenbank auf ihrer regulären Sitzung in der dritten Septemberwoche. Im Vordergrund steht nicht mehr die Frage, ob es dazu kommt, sondern nur noch deren Umfang. Manche rechnen bereits mit einer Leitzinssenkung von 50 Basispunkten, was uns jedoch etwas übertrieben erscheint. Damit würde die Fed Befürchtungen vor einer Rezession nähren, wofür es bislang aber keine konkreten Anzeichen gibt.
Die Erwartung sinkender Zinsen in den USA hat auch den US-Dollar unter Druck gebracht. Binnen Wochenfrist verlor der Greenback gegenüber dem Euro gut ein Prozent an Wert. Gegenüber dem Japanischen Yen (JPY) und dem Schweizer Franken (CHF) fielen die Verluste der amerikanischen Währung sogar noch größer aus. Carry Trades, also die Kreditaufnahme in Niedrigzinswährungen wie dem JPY und dem CHF und anschließende Mittelanlage in Hochzinswährungen des Dollar-Blocks (neben dem USD auch AUD und NZD), verlieren zusehends an Bedeutung.
EZB verzichtet auf Zinserhöhung
Die Spatzen hatten es schon vorher von den Dächern gepfiffen: Angesichts der Finanzmarktturbulenzen beließ die Europäische Zentralbank den Hauptrefinanzierungssatz bei 4,0 Prozent. Die Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet auf der anschließenden Pressekonferenz deuten jedoch darauf hin, dass der Zinserhöhungszyklus noch nicht unbedingt seinen Gipfel erreicht hat. Die Währungshüter dürften aber zunächst die weitere Entwicklung an den Geld- und Kreditmärkten analysieren, bevor sie die Zinszügel erneut anziehen werden.
Davon unabhängig pumpte die EZB am letzten Donnerstag frisches Geld in die Finanzmärkte. Mit Liquiditätsspritzen von insgesamt 41 Mrd. Euro begegnete sie erneut einem möglichen Austrocknen des Geldmarktes. Nach wie vor bestehen hier massive Verspannungen, wie an den stark gestiegenen Drei-Monatssätzen im Interbankenhandel abzulesen ist.
Ausblick
Die in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten dürften von den Marktteilnehmern vor allem dahingehend abgeklopft werden, ob die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt und ihre Folgen für die Finanzmärkte inzwischen auch auf die Realwirtschaft durchschlagen. Besondere Aufmerksamkeit sollte in diesem Zusammenhang den US-Einzelhandelsumsätzen zuteil werden, da der Entwicklung des privaten Konsums eine Schlüsselrolle für die Konjunktur zukommt. Darüber hinaus dürften die Reden von EZB-Chef Trichet sowie verschiedenen Mitgliedern der US-Notenbank auf Hinweise zur zukünftigen Geldpolitik genau analysiert werden.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.