USA denken über Rohölexport nach
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- WTI ÖlKursstand: 101,68 $/Barrel (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- Henry Hub Natural GasKursstand: 4,63 € (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 101,68 $/Barrel (Indikation)
- Henry Hub Natural Gas - WKN: 621338 - ISIN: GB0031668469 - Kurs: 4,63 € (Deutsche Bank Indikation)
- Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 107,93 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
Gazprom droht Europa den Gashahn abzudrehen und in der US-Regierung gibt das den Anschub dazu, darüber nach zudenken, das während der Ölkrise im Jahr 1970 erhobene Exportverbot für amerikanisches Rohöl zu kippen.
Die USA exportierten zuletzt über 4 Millionen Barrels an Mineralölprodukten - täglich. Kein anderes Land exportiert so große Mengen.
Durch das Kippen des Exportverbots für Rohöl könnte die amerikanische Ölproduktion auf einen Schlag um 500.000 Barrels/Tag steigen. Damit könnte die amerikanische Ölproduktion in diesem Jahr um 1,5 Millionen Barrels/Tag wachsen.
UK prüft Fracking, die Vorkommen im Norden des Landes sollen enorm sein.
Europa geht einen anderen Weg. Es verlor dank Solar- und Wind-Subventionen und Ausbau der Kapazitäten an erneuerbaren Energieträgern in den vergangenen fünf bis sechs Jahren 50.000 Megawatt an Erdgasstromkapazität. Gestern kam der französische Versorger GDF Suez mit der Nachricht, wegen Abschreibungen seiner Gas- und Kohleanlagen 13 Milliarden USD Verlust im Jahr 2013 gemacht zu haben, eine Dividende wirds wohl nicht geben.
Am Mittwoch dieser Woche hat der chinesische Premier Li Keqiang der Luftverschmutzung den Krieg erklärt. Ich war Anfang des Jahres in Peking. Wir hatten an einem Tag eine Feinstaubbelastung von 250 - der europäische Grenzwert liegt bei 50. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es gewesen sein muss, als wenige Tage später Werte von 680 erreicht wurden. Ich hatte schon von dem 250er Tag Husten, Halsschmerzen und man hat kaum weiter als 150 Meter sehen können. Palladium steigt nicht zufällig gerade in dieser Woche. Zu den Maßnahmen, die Keqiang verkündete, zählt auch der Versuch, rund 6 Millionen alte Autos mit schlechten Abgaswerten von der Straße zu holen. Außerdem will China das Energiepreissystem erneuern - konkret: Atomenergie und Erneuerbare fördern.
China hat es in den vergangenen Dekaden geschafft, Hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu bringen. Das wird von Geschichtsschreibern als die größte Leistung in der Senkung der Armut in der gesamten Menschheitsgeschichte bezeichnet. China hofft weiter wachsen zu können, wird dabei jetzt aber einen größeren Fokus auf Umweltschutz legen.
Was die amerikanische Öl-Fracking-Industrie anbelangt: Die große Show die da drum gemacht kommt wahrscheinlich daher, dass das das letzte Öl ist, das es gibt. Entweder das läuft an oder die Preise werden nicht mehr kontrollierbar.
Es ist aber eine Tatsache, dass alle Schiefergasvorkommen außer im Marcellus-Feld auf dem absteigenden Ast sind, was ihre Produktionsmengen anbelangt. Bei Ölschiefer stützen sich die USA auf das Bakken-Feld, das vielleicht zu einem Drittel entwickelt ist. Das wird noch Jahre an steigenden Ölmengen bringen. Das Eagle-Ford wurde fast ganz erschlossen, die Produktion soll da auf einem hohen Niveau bleiben. Die US-Regierung sagt zu Ölschiefer: Es gibt von nun an langsamere Anstiege pro Jahr bis zum Ende des Jahrzehnts und danach gehen die Mengen zurück.
Die großen Träume der US-Energieindustrie stützen sich auf Texas. In dem Permian-Graben soll es mehr Öl geben, als in Saudi Arabien, heißt es an einigen Stellen. Die USA könnten dadurch ein Drittel des weltweiten Öls liefern. Also da wird die Marketing-Maschine auf Stufe 10/10 aufgedreht. Was ist da wirklich dran? Vermutlich weniger.
Fakt bleibt: Die Märkte preisen für Gas und Öl sinkende Preise ein für die nächsten Jahre. Also ist in den Markterwartungen kein plötzliches Ende des amerikanischen Öl- und Gasbooms zu entdecken, wie das immer wieder von einigen Kommentatoren behauptet wird.
Zwischen diesen beiden extremen Lagern, die ich in den beiden vorangegangenen Absätzen portraitiert habe, spielt sich diese Schieferstory ab.
Es sieht also besser aus bei Öl als bei Gas. Ein Ölmann, von dem ich vor kurzem ein Interview gelesen habe, hat die Schiefer-Geschichte aber dennoch so umschrieben:
Das ist keine Revolution, das ist eine Feier vor dem Ruhestand.
Das haben wir in Europa schon erkannt. Daher drehen sich hier die Diskussionen um Windräder, nicht darum, mit welchen Chemikalien man der Erde noch die letzten fossilen Dinosaurier abtrotzen kann. Ich finde das vernünftig.
Irgendwann kommt Peak Oil. Dann aber richtig. Und wehe denen, die nicht darauf vorbereitet sind.