USA: Datenflut verursacht gemischte Gefühle<br />
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1. Die heutige Datenflut hat bei den Märkten wie auch bei uns gemischte Gefühle hinterlassen: Der Arbeitsmarktbericht für Januar bot auf den ersten Blick eine Enttäuschung. Die Anzahl der Beschäftigten stieg nur um 193.000 Personen. Sowohl wir als auch die Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem stärkeren Zuwachs gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 250.000 Personen, DekaBank: 260.000 Personen). Der deutliche Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe im Januar auf einen Monatsdurchschnitt von knapp 285.000 Personen und auch die relativ milden Temperaturen hatten auf einen deutlich stärkeren Beschäftigungsanstieg hingedeutet.
Dass der Arbeitsmarktbericht insgesamt positiv interpretiert werden kann, liegt an der kräftigen Aufwärtsrevision der beiden Vormonate um insgesamt 81.000 Personen, an dem unerwartet deutlichen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 4,7 % (Bloomberg-Umfrage: 4,9 %, DekaBank: 4,8 %) und dem überraschend starken Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,4 % mom (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,3 %).
2. Der Blick auf die Baubranche zeigt, dass sich die relativ milden Temperaturen im Januar tatsächlich positiv auf die Arbeitsmarktentwicklung niedergeschlagen haben. Nach einem ebenfalls witterungsbedingt schwachen Dezember (+5.000 Personen) war der Anstieg im Januar mit 46.000 Personen wieder überdurchschnittlich stark. Den Erwartungen entsprechend erhöhte sich die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe um 7.000 Personen (Bloomberg-Umfrage: 7.000 Personen, DekaBank: 5.000 Personen). Der Hauptgrund für die insgesamt unerwartet schwache Beschäftigungsdynamik im Januar ist im Dienstleistungssektor zu finden. Ähnlich wie im Vormonat war die Beschäftigungsentwicklung im Bereich Einzelhandel enttäuschend (-2.000 Personen). Hinzu kamen unterdurchschnittliche Beschäftigungszuwächse im Bereich der Unternehmensdienstleister.
3. Der Rückgang der Arbeitslosenquote im Januar von 4,9 % auf 4,7 % resultierte sowohl aus einer leichten Verringerung der Anzahl der Erwerbspersonen (-30.000 Personen) als auch aus einem Anstieg der Beschäftigten um 295.000 Personen. Für beide Zahlen dient eine Befragung der privaten Haushalte als Grundlage, während die oben kommentierten Beschäftigtenzahlen einer Unternehmensbefragung entstammen. Der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,4 % (mom) war vor allem durch ein ähnlich starkes Plus im Dienstleistungsgewerbe bedingt. Stark legte beispielsweise der Bereich der Informationsdienste zu (+1,5 % mom). Die Jahresveränderungsrate in der Gesamtwirtschaft (ohne Landwirtschaft) hat mit 3,3 % den höchsten Stand seit fast zwei Jahren erreicht. Sicherlich kann bei diesem Niveau noch nicht von einem ausgeprägten Lohndruck in der Gesamtwirtschaft gesprochen werden. Auffallend hohe Jahresveränderungsraten liegen allerdings in den Bereichen Informationsdienste (6,4 %), Versorgungsunternehmen (4,9 %) und „andere Dienstleistungsunternehmen“ (4,6 %) vor. Hier scheint das Arbeitsangebot für die Unternehmen vergleichsweise knapp zu sein, sodass die Arbeitskräfte höhere Löhne aushandeln können.
4. Mit dem Arbeitsmarktbericht für Januar wurde turnusmäßig auch die Arbeitsmarktstatistik der vergangenen fünf Jahre revidiert. Im unteren linken Schaubild werden der bisherige und der nun revidierte Verlauf der Anzahl der Beschäftigten gegenübergestellt. Den revidierten Daten lässt sich entnehmen, dass das Niveau der Beschäftigten im Dezember 2005 mit 134,231 Millionen Beschäftigten jetzt um 129.000 Personen niedriger ausfiel als zuvor gemeldet. Das rechte Schaubild zeigt eine etwas stärkere Beschäftigungsdynamik in der zweiten Jahreshälfte 2005 als bisher gemeldet, während die monatlichen Beschäftigungszuwächse in den Monaten zuvor tendenziell nach unten revidiert wurden. Das interessanteste an den revidierten Zahlen ist, dass der Beginn der Beschäftigungsaufbauphase mit September 2003 etwas später lag als bisher ausgewiesen (bisher: Juni 2003).
5. Das Konsumklima der Universität von Michigan für Januar wurde mit einem finalen Wert von 91,2 Punkten gemeldet. Damit enttäuschte es die Erwartungen der Märkte und die unseren, wobei wir zu Recht etwas vorsichtiger waren (Bloomberg-Median: 93,4 Punkte; DekaBank: 93,0 Punkte). Die Abwärtsrevision um 2,2 Punkte resultierte sowohl aus einer etwas schlechteren Lageeinschätzung (110,3 Punkte nach 102,0 Punkten) als auch einer schwächeren Erwartungskomponente (78,9 Punkte nach 81,5 Punkten). Ein Grund für die leichte Stimmungseintrübung könnten die langsam wieder anziehenden Benzinpreise, höhere Heizkostenrechnungen als im Vorjahr und der etwas schwächere Aktienmarkt der vergangenen beiden Wochen sein.
6. Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das nicht-verarbeitende Gewerbe ist im Januar von 61,0 auf 56,8 Punkte gefallen. Die von Bloomberg befragten Analysten wie auch wir, die wir optimistischer waren, wurden von diesem Wert enttäuscht (Bloomberg-Umfrage: 60,0 Punkte, DekaBank: 61,0 Punkte). Abgesehen von dem schwachen Septemberwert (53,7 Punkte) war dies der niedrigste Wert seit Mai 2003. Auch die weiteren Komponenten gingen zum Teil deutlich zurück. Die Auftragseingangskomponente fiel von 62,2 auf 56,0 Punkte, und die Beschäftigungskomponente rutschte spürbar ab (51,1 Punkte). Die Komponente für bezahlte Preise verharrte auf ihrem Niveau von 67,2 Punkten. Drei der 16 befragten Branchen berichteten von unveränderter Aktivität gegenüber dem Vormonat, fünf sogar von einem Produktionsrückgang (Landwirtschaft, Großhandel, Immobilien, Einzelhandel und Bau). Interessanterweise verzeichneten die Versorger eine höhere Produktion als im Vormonat, obwohl der Januar ungewöhnlich mild war.
7. Zumindest für die Auftragseingänge in der Industrie gab es keine nennenswerte Überraschung: Sie stiegen im Dezember um 1,1 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Median und DekaBank: 1,0 %). Die Auftragseingänge für langlebige Güter, die vor einer Woche mit einem Plus von 1,3 % mom gemeldet worden waren, legten nach neuesten Erkenntnissen sogar um 1,8 % zu, diejenigen für Verbrauchsgüter um 0,3 %.
8. Bei den heutigen Zahlen war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Die Konjunkturbullen freuten sich über die niedrige Arbeitslosenquote, die Aufwärtsrevisionen bei der Beschäftigung der beiden Vormonate und die starken Zuwächse bei den Stundenlöhnen. Die Bären dagegen fühlten sich durch den schwachen Beschäftigungsaufbau der letzten sechs Monate von durchschnittlich nicht einmal 160.000 Personen sowie die Rückgänge des Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe und des Konsumklimas bestätigt. Wir werten die Daten als Beleg dafür, dass die wirtschaftliche Dynamik noch recht passabel ist, die konjunkturelle Abschwächung jedoch in der zweiten Jahreshälfte erfolgen wird.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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