Kommentar
15:04 Uhr, 08.03.2007

USA: Beige Book zeichnet uneinheitliches Konjunkturbild

1. Aus den meisten der zwölf Federal Reserve Distrikte wird – ähnlich wie in der vorangegangenen Ausgabe des Beige Book – eine „mäßige“ Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivität gemeldet. Allerdings berichten mehrere Federal Reserve Banks nun von einer Verlangsamung des Wachstumstempos. Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten in der Berichtsperiode bis zum 26. Februar in der Mehrzahl der Distrikte ein stetiges Wachstum. Eine schwächere Entwicklung in einigen Regionen wird vorwiegend auf die ungünstigen Wetterbedingungen zurückgeführt. Die Lagerbestände im Einzelhandel werden als auf einem zufrieden stellenden Niveau bezeichnet. Schwache Umsätze werden dagegen aus zwei Teilbereichen gemeldet: Zum einen schlägt sich die anhaltende Abkühlung am Immobilienmarkt in geringen Verkäufen von Möbeln und Haushaltsgeräten nieder. Zum anderen wird der Absatz von Autos als träge bezeichnet, insbesondere für amerikanische Fabrikate. Hinzu kommen Berichte über hohe Lagerbestände an leichten LKW und SUVs bei vielen Händlern und Meldungen über Geschäftsaufgaben.

2. Der Dienstleistungssektor verzeichnet eine anhaltend robuste Nachfrage. Einzige Ausnahme ist das Transportgewerbe, das unter einem sinkenden Frachtaufkommen an Baumaterialien und Autoteilen leidet. Die Berichte zum verarbeitenden Gewerbe sind sehr uneinheitlich und reichen von einer Wiederbelebung der Aktivität in einigen Regionen bis hin zu einer fallenden Produktion in anderen. Die meisten Distrikte melden eine schwache Entwicklung in Branchen mit engem Bezug zum Wohnungsbau, wie etwa Haushaltsgeräte, Möbel und Baumaterialien, sowie eine geringe Herstellung von Autoteilen.

3. Die Aussagen zum Immobilienmarkt haben sich im Vergleich zur vorangegangenen Ausgabe des Beige Book im Tonfall etwas verschlechtert. Die derzeitige Situation wird nach wie vor als schwach beschrieben, was sich in einer nachlassenden Bautätigkeit und hohen Beständen zum Verkauf stehender Häuser niederschlägt. Wie schon im Januar werden Hinweise aus verschiedenen Fed-Distrikten auf eine sich abzeichnende Stabilisierung zitiert. Dem steht nun jedoch ein pessimistischerer Ausblick in anderen Regionen gegenüber. So wird von den Federal Reserve Banks in New York und Philadelphia gemeldet, dass Baufirmen ihre Produktionspläne zurückfahren. Die Federal Reserve Bank in Boston hebt hervor, dass sie keine Anzeichen für ein baldiges Ende der Schwäche am Immobilienmarkt ausmachen kann. Die Preisentwicklung bei neu gebauten wie auch bei bestehenden Häusern wird als „flach bis fallend“ beschrieben, und es wird verstärkt vom Einsatz außerpreislicher Verkaufsanreize berichtet.

4. Die Meldungen zum Arbeitsmarkt zeigen nur wenige Veränderungen im Vergleich zur vorangegangenen Ausgabe des Beige Book. Die meisten Fed-Distrikte sprechen von einer fortgesetzten Ausweitung der Beschäftigung, einige sogar von einer Knappheit an Arbeitskräften in bestimmten Branchen. Dies schlägt sich unter anderem auch darin nieder, dass sich Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittler einer hohen Nachfrage gegenübersehen. Demgegenüber wird aus einzelnen Sektoren ein Abbau der Beschäftigung gemeldet, so etwa aus der Auto- und der Bauindustrie. Wie schon im Januar wird der Anstieg der Löhne als insgesamt moderat bezeichnet, jedoch melden einige Distrikte eine leichte Zunahme des Lohndrucks. Darüber hinaus wird von steigenden Bonuszahlungen und höheren Kosten der Gesundheitsversorgung berichtet.

5. Die Preisentwicklung auf der Einzelhandelsebene wird mit wenigen Ausnahmen als stetig bezeichnet, und die befragten Unternehmen äußerten nur eine geringe Absicht, ihre Preise in diesem Jahr anzuheben. Die Aussagen zu den Inputpreisen deuten ebenfalls auf eine insgesamt moderate Entwicklung hin. Fallenden Preisen für Baumaterialien stehen steigende Kosten für landwirtschaftliche Erzeugnisse gegenüber, was bereits zu Preiserhöhungen bei Lebensmittelherstellern geführt hat. Letzteres wurde auch durch die Verbraucher- und Produzentenpreisindizes im Januar angezeigt und könnte sich im Februar, der den Großteil der Berichtsperiode dieses Beige Book ausmacht, fortgesetzt haben.

6. Das Beige Book spiegelt zwar eine eher schwache konjunkturelle Entwicklung in den vergangenen Wochen wider. Da es aber durch eine Vielzahl von Sonderfaktoren gekennzeichnet ist, gehen wir davon aus, dass es nur einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Einschätzung des wirtschaftlichen Ausblicks durch das FOMC haben wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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