Kommentar
09:36 Uhr, 27.09.2007

USA: Auftragseingänge sinken rückprallbedingt

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im August um 4,9 % gegenüber dem Vormonat gefallen (Bloomberg-Median: –4,0 %; DekaBank: –5,5 %). Den größten Anteil an dem Rückgang in dieser Größenordnung hat der gesunkene Wert der Großaufträge für Boing. Jedoch fielen die Auftragseingänge im August auch ohne Transportgüter mit –1,8 % mom deutlicher als erwartet (Bloomberg-Umfrage: -1,0 %).

2. Die Zusammensetzung des Orderrückgangs im August zeigt, dass in fast allen Teilbereichen Rückgänge nach starken Vormonaten vorliegen. Einzige Ausnahme bilden die elektronischen Ausrüstungen (+2,9 % mom), die sich im Vormonat entgegen der sonst positiven Entwicklung als einzige Komponente negativ entwickelten. Neben dem bereits erwähnten zivilen Flugzeugbau (–41 %) gab es weitere Rückgänge in den Bereichen Maschinenbau (–5,0 %), Computer und Elektronik (–2,1 %) und Erze (–2,9 %). Insgesamt sind diese Abnahmen als Rückpralleffekte innerhalb der normalen Volatilität dieser Daten anzusehen.

3. Zusammen mit den Auftragseingängen wurden die Auslieferungen langlebiger Güter veröffentlicht. Hierbei sind die Investitionsgüter in der Abgrenzung ohne Verteidigung und Flugzeugbau besonders relevant, weil sie in die Berechnung des Bureau of Economic Analysis für die Ausrüstungsinvestitionen in die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließt. Diese stiegen um 0,8 % mom nachdem für den Vormonat nach Revision eine Stagnation berichtet wurde. Im Hinblick auf die Kreditkrise ergibt sich aus diesen Zahlen weiterhin kein eindeutiges Bild – die Indikatoren zeigen bis jetzt keine Belastung der Investitionstätigkeit an.

4. Aufgrund der aktuellen Kreditkrise ist die Verschuldungssituation der Unternehmen von größerem Interesse als sonst. Dass die Unternehmen nicht nur derzeit, sondern bereits über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg eine rege Kreditaufnahme getätigt haben, zeigt die Entwicklung der Industrial and Commercial Loans. Hierin besteht insofern ein Risiko, als dass die Unternehmen von den gestiegenen Finanzierungskosten schwer getroffen sein können. Beruhigend ist dagegen, dass die Innenfinanzierungsquote der Unternehmen mit knapp 70 % im zweiten Quartal eher hoch gewesen ist. Das heißt, dass rund 70 % der Bruttoinvestitionen durch Eigenmittel der Unternehmen (genaue Definition siehe Schaubild) finanziert wurden. Das Schaubild zeigt, dass häufig vor Rezessionen eine eher niedrige Innenfinanzierungsquote vorgelegen hat, was derzeit eindeutig nicht der Fall ist. Insgesamt dürfte die Investitionstätigkeit der Unternehmen nicht vollkommen unabhängig von der Verfügbarkeit von Bankkrediten sein. Eine Beschränkung der Unternehmen in ihrer Kreditaufnahme aufgrund der Kreditkrise dürfte aber nicht zwingend zu einem Rückgang der Investitionen führen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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