Kommentar
16:41 Uhr, 27.08.2008

USA: Auftragseingänge signalisieren weiterhin moderate Investitionsdynamik

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter haben im Juli mit einem Anstieg um 1,3 % gegenüber dem Vormonat positiv überrascht (Bloomberg-Median: 0,0 %; DekaBank: 0,1 %). In der engeren Abgrenzung „ohne Transport“ legten die Auftragseingänge mit 0,7 % zwar schwächer zu, allerdings wurden auch hier die Markterwartungen übertroffen (Bloomberg-Median: -0,7 %).

2. Der Anstieg der Auftragseingänge im Transportsektor dürfte auf den Bereich des zivilen Flugzeugbaus zurückzuführen sein. Hier stiegen die Orders um 28 % gegenüber dem Vormonat an. Zwar sanken im Vormonat die Auftragseingänge in diesem Bereich um über 21 %, sodass dieser Rückpralleffekt eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Gleichwohl hat Boeing für Juli ähnlich hohe Auftragseingänge gemeldet wie im Vormonat, sodass dieser starke Zuwachs überraschend ist. Die weiteren Details zeigen, dass oftmals die Bereiche, die in den vergangenen Monaten eher zur Schwäche geneigt haben, nun an Stärke gewinnen (bspw. Maschinen) und umgekehrt, die zunächst kräftigen Bereiche aktuell an Dynamik verlieren (bspw. Computer und Elektronik; elektronische Ausrüstungen). Dieses gegenläufige Auf und Ab ist aber aus konjunktureller Sicht nichts Ungewöhnliches und zeigt, dass die US-Wirtschaft derzeit weder zu einer ausprägten Schwäche neigt, noch dass ein gewöhnlicher Konjunkturaufschwung mit BIP-Wachstumsraten von über 3 % bevorsteht.

3. Dass der Konjunkturzyklus weiterhin intakt ist und derzeit keine Rezession droht, signalisieren auch die Indikatoren, die für die Einschätzung der Investitionstätigkeit relevant sind. So sind die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) im Juli um 2,6 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Seit März dieses Jahres haben die Auftragseingänge in dieser Abgrenzung um fast 7 % zulegen können. Dies ist der stärkste Zuwachs über einen Zeitraum von vier Monaten seit Anfang 2006. Ebenfalls aufwärtsgerichtet ist die Entwicklung der Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau). Diese Statistik ist hilfreich zur Einschätzung der aktuellen Investitionstätigkeit der Unternehmen. Im Juli erhöhten sich die Auslieferungen nach dieser Abgrenzung um 0,6 % gegenüber dem Vormonat. Der Zuwachs in den vergangenen vier Monaten ist mit 2,3 % nicht besonders kräftig, zeigt aber ebenfalls, dass sich die US-Wirtschaft derzeit sicherlich nicht in einer Rezession befindet.

4. Die heutigen Konjunkturdaten deuten für sich genommen an, dass die wirtschaftliche Aktivität zu Beginn des dritten Quartals weiterhin aufwärtsgerichtet ist. Vergleicht man die aktuellen Entwicklungen der Auftragsgänge und die der Auslieferungen für Investitionsgüter mit denen in der letzten Rezession im Jahr 2001, dann wird deutlich, wie weit weg sich die US-Wirtschaft von dem Szenario einer Rezession befindet. Sicherlich ist diese Entwicklung angesichts der weiterhin schwelenden Finanzmarktkrise überraschend positiv. Zu beachten ist aber, dass die US-Wirtschaft aufgrund ihrer hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit stets rasch auf Belastungsfaktoren reagiert hat bzw. reagieren konnte. Neben der schnellen Reaktion der Zentralbank auf die Kreditkrise ist es dieser hohen Anpassungsfähigkeit der US-Wirtschaft zu verdanken, dass eine Rezession ausgeblieben ist.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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