Kommentar
16:26 Uhr, 25.06.2008

USA: Auftragseingänge signalisieren steigende Investitionen

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter haben im Mai erwartungsgemäß gegenüber dem Vormonat stagniert (Bloomberg-Median: 0,0 %; DekaBank: 0,1 %). In der engeren Abgrenzung „ohne Transport“ sanken die Auftragseingänge ebenfalls nahezu erwartungsgemäß um 0,9 % (Bloomberg-Median: -1,0 %; DekaBank: -0,2 %). Gemessen an den starken Anstiegen in den beiden Vormonaten ist der Rückpralleffekt relativ mild ausgefallen.

2. Der Anstieg der Auftragseingänge im Transportsektor überrascht insoweit, als Boeing für Mai nur einen geringfügigen Orderzuwachs gemeldet hatte. Neben dem zivilen Flugzeugbau (10,3 % mom) sind allerdings auch im militärischen Flugzeugbau die Auftragseingänge angestiegen (14,9 % mom). Deutlich belastet hat der Bereich Maschinenbau. Jedoch waren hier die beiden Vormonate äußerst kräftig gewesen, sodass über den Zeitraum der vergangenen drei Monate die Auftragseingänge im Maschinenbau um über 8,0 % zugelegt haben. Dies ist nach wie vor ein ungewöhnlich kräftiger Zuwachs.

3. Die für die Einschätzung der zukünftigen Investitionstätigkeit wichtigen Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sind im Mai um 0,8 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Der Vormonat war allerdings sehr kräftig, sodass hier ein Rückpralleffekt vorliegt. Der weniger volatile Dreimonatsdurchschnitt verzeichnete zwar nur einen Zuwachs um 0,4 %. Gleichwohl scheint sich langsam eine Aufwärtsbewegung einzustellen.

4. Die eigentliche positive Überraschung der heutigen Zahlen liegt bei den Auslieferungen. In der Abgrenzung für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) nahmen die Auslieferungen um 0,6 % gegenüber dem Vormonat zu. Nach zwei recht kräftigen Vormonaten (0,8 % im März und 0,9 % im April) deutet sich damit eine durchschnittliche Investitionstätigkeit der Unternehmen im zweiten Quartal an. Angesichts der weiterhin schwelenden Kreditkrise ist dies schwer zu begreifen. Denn diese hätte zumindest einen dämpfenden Effekt auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen haben müssen.

Die Auslieferungen liefern die mit Abstand wichtigsten Hinweise hinsichtlich der Investitionen, da sie in die Berechnung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Ausrüstungsinvestitionen) einfließen. Allerdings gilt es neben der Entwicklung der Auslieferungen auch die der Beschäftigung (ebenfalls ein Investitionsindikator) und die Teilstatistik der Industrieproduktion „Business Equipment“ zu beachten. Beide deuten eher auf eine schwache Investitionstätigkeit im zweiten Quartal hin. Zudem wurden mit den heutigen Daten zu den Auslieferungen nicht alle Detailstatistiken veröffentlicht. Diese werden wie üblich erste eine Woche später bekannt gegeben. Diese Detailstatistiken sind letztlich notwendig um eine zuverlässigere Prognose für die Investitionstätigkeit im zweiten Quartal zu erlangen. Und schließlich können auch Revisionen in der kommenden Woche das Bild noch ändern. Aufgrund dieser Vorbehalte lässt sich aus heutiger Sicht nur feststellen, dass die Investitionen im zweiten Quartal trotz der Kreditkrise im Vergleich zum Vorquartal angestiegen sind. Gemessen an den allgemeinen Konjunkturerwartungen zu Beginn des Jahres ist dies allerdings bereits eine positive Überraschung.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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