Kommentar
16:38 Uhr, 27.04.2005

USA: Auftragseingänge mit drittem Rückgang in Folge

1. Bei der Statistik für Auftragseingänge handelt es sich bekanntlich um eine äußerst volatile Statistik. Monatliche Veränderungsraten von weniger als einem Prozent in die eine wie auch in die andere Richtung sind eher die Ausnahme als die Regel. Gleichwohl ist der monatliche Rückgang der Auftragseingänge für langlebige Güter im März um 2,8 % der stärkste seit knapp 30 Monaten. Sowohl wir als auch die von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 0,3 %, DekaBank: 1,0 %). Hinzu kommt, dass dies der Rückgang der Dritte in Folge ist. Dies hat es seit Mitte 2001 nicht mehr gegeben und damals steckte die US-Wirtschaft (vor allem die Industrie) in einer Rezession. Rechnet man die Teilstatik für den nochmals volatileren Bereich Transport heraus, so verbleibt immer noch ein monatlicher Rückgang um 1,0 %.

2. Die Teilstatistiken offenbaren eine weitere Hiobsbotschaft: Für die Teilstatistik Investitionsgüter ohne Verteidigung, die einen weitgehend stabilen Vorlauf von drei Monaten gegenüber der Investitionstätigkeiten hat, wurde ein monatlicher Rückgang um 6,2 % gemeldet. Aufgrund der hohen Volatilität dieser Zeitreihe bietet es sich an, den gleitenden 3-Monatsdurchschnitt zu betrachten. Das untere Schaubild zeigt, dass von einer Abwärtsbewegung der Auftragseingänge für Investitionsgüter ohne Verteidigung gesprochen werden muss.

3. In weiteren Teilstatistiken lässt sich wenig Gutes – sprich monatliche Anstiege – erkennen. Auch wenn wuden die Auftragseingänge durch den Wegfall von Großaufträgen im zivilen Flugzeugbau belastet, fand der Rückgang dennoch auf breiter Front statt.

4. Etwas Positives lässt sich aus der Statistik für Auslieferung (Shipments) für Investitionsgüter ohne Verteidigung entnehmen. Diese Statistik dient zur Einschätzung der jeweils aktuellen Investitionstätigkeit. Nach einem deutlichen Rückgang um 2,9 % mom im Februar, stagnierten die Auslieferung im März (+0,1 %). Für das erste Quartal 2005 ergab sich damit ein Zuwachs um 2,6 % nach 2,3 % im vierten Quartal 2004, sodass die Investitionstätigkeit im ersten Quartal recht kräftig gewesen sein dürfte. Genauere Zahlen hierzu werden morgen mit den Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal bekannt gegeben. Allerdings deutet auch das Verlaufsbild der Auslieferungen im ersten Quartal daraufhin, dass die Investitionstätigkeit im zweiten Quartal eher schwächer ist.

5. Nach den heutigen Zahlen stellt sich kaum noch die Frage, ob wir unsere BIP-Prognose für 2005 nach unten revidieren, sondern wie stark. In den kommenden Tagen bis einschließlich Freitag dem 06.05.05, werden mit dem Bruttoinlandsprodukt, den persönlichen Einkommen (März), den ISM-Indizes (April) sowie dem Arbeitsmarktbericht (April) weitere wichtige realwirtschaftliche Indikatoren veröffentlicht. Diese Datenflut werden wir zunächst abwarten und erst dann über die Höhe einer Revision der BIPPrognose entscheiden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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