USA: Arbeitsmarktbericht enttäuscht, Einkaufsmanagerindex zurück im Expansionsbereich
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1. Der heutige Tag wartete mit gemischten Konjunkturdaten auf. Die schlechte Nachricht zuerst: Der Arbeitsmarktbericht für Januar fiel insgesamt enttäuschend aus: Die Beschäftigung wurde überraschend um 17.000 Personen abgebaut. Sowohl wir als auch die Märkte hatten mit einem moderaten Aufbau gerechnet, zumal der so genannte ADP-Report mit einem Zuwachs um 130.000 Beschäftigte die Erwartungen in dieser Woche noch nach oben getrieben hatte (Bloomberg-Umfrage: 70.000 Personen, DekaBank: 75.000 Personen). Die Arbeitslosenquote sank nach einem starken Anstieg im Vormonat von 5,0 % auf 4,9 % (Bloomberg-Umfrage: 5,0 %, DekaBank: 4,9 %). Einen Zuwachs um drei Zehntel Prozentpunkte mit einem Rückgang im Folgemonat gab es zuletzt in den Monaten Januar und Februar 1981, dies ist also äußerst ungewöhnlich. Ebenfalls enttäuschend ist der schwächer als erwartete Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,2 % mom (Bloomberg-Umfrage: 0,3 %, DekaBank: 0,2 %). Die Jahresveränderungsrate verharrte bei 3,7 %.
2. Die heute veröffentlichten Daten sind geprägt von der jährlichen Benchmark-Revision, die aufgrund von neuem Zahlenmaterial durchgeführt wurde. Nach neuesten Erkenntnissen war die Anzahl der Beschäftigten im Dezember 2007 um 376.000 Personen niedriger als zuvor ausgewiesen. Der größte Teil dieser Abwärtsrevision (276.000 Personen) fällt in den Zeitraum bis März 2007. Dies entspricht nahezu der Vorabmeldung des BLS im Herbst des vergangenen Jahres. Die weiteren gut 90.000 Personen des Revisionsbedarfs entfallen auf die Folgemonate April und Mai 2007. Somit ist die jüngere Vergangenheit tendenziell leicht nach oben korrigiert worden. Im Falle der durchschnittlichen Stundenlöhne wurden hier die Jahresveränderungsraten insbesondere für das vergangenen Jahr 2007 eher nach oben revidiert.
3. Die Beschäftigungsentwicklung im Januar wurde gleich von mehreren Branchen belastet: Wie üblich sank die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe. Begleitet wurde dies allerdings durch eine schwache Entwicklung im Dienstleistungsgewerbe. Mit einem Aufbau von 34.000 lag hier der geringste Zuwachs seit Oktober 2005 vor. Nimmt man diesen Monat heraus, weil er durch die Schäden von Hurrikan „Katrina“ nach unten verzerrt gewesen ist, muss man sogar bis zum November 2003 zurückschauen, um einen ähnlich schwachen Monat zu finden. Paradoxerweise lag damals gerade eine wirtschaftliche Boomphase vor, was man von der aktuellen konjunkturellen Lage sicherlich nicht behaupten kann. Von den vier Branchen, die normalerweise kräftige Beschäftigungszuwächse vorzuweisen haben, konnte nur das Gesundheits- und Bildungswesen einen durchschnittlichen Aufbau erzielen. Dagegen ist der Abbau bei den Unternehmensdienstleistern und den Staatsunternehmen sowie der unterdurchschnittliche Zuwachs im Bereich Freizeit und Gastronomie enttäuschend. Zwar wurden für diese vier Bereiche insgesamt der Beschäftigungszuwachs im Dezember nach oben revidiert, sodass dieser mit 176.000 Personen überdurchschnittlich gewesen ist. Die schwache Entwicklung im Januar kann aber nicht alleine als Rückpralleffekt interpretiert werden.
4. Summiert man die Beschäftigungsentwicklung und die Lohnentwicklung (die durchschnittlichen Wochenlöhne sanken um 0,1 % mom), dann deutet sich ein Nullwachstum der gesamtwirtschaftlichen Löhne und Gehälter im Januar an. Da dies nominal gerechnet ist, liegt in realer Rechnung sogar ein Rückgang vor. So schlimm ist die tatsächliche Lage vermutlich noch nicht, denn die letzten Hinweise zur Investitionstätigkeit der Unternehmen deuten eher auf eine moderate wirtschaftliche Entwicklung hin. Dennoch unterstreicht der Arbeitsmarktbericht für Januar, dass sich die US-Wirtschaft zu Beginn des Jahres 2008 in einer ausgeprägten konjunkturellen Delle befindet. Da deren Ursache in erster Linie bei der schwellenden Kreditkrisen liegt, und diese Krise auch in den kommenden Monaten noch Bestand haben wird, kann davon ausgegangen werden, dass diese konjunkturelle Delle mindestens bis in das dritte Quartal 2008 hin spürbar bleiben wird.
5. Aber es gab auch gute Nachrichten am heutigen Tag: Der Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe stieg im Januar von 48,4 auf 50,7 Punkte. Damit überraschte er die Märkte wie auch uns positiv (Bloomberg-Median: 47,3 Punkte; DekaBank: 47,5 Punkte).
6. Die einzige Teilkomponente, die rückläufig war, war die Beschäftigungskomponente, die traditionell im verarbeitenden Gewerbe durch ihre Schwäche besticht. Dagegen gingen die Auftragseingangskomponente, die Produktionskomponente und die Lagerkomponente wieder deutlich nach oben. Insbesondere die Produktionskomponente liegt nun mit 55,2 Punkten deutlich im Expansionsbereich. Die Zeitreihe wurde komplett revidiert, sodass sich nunmehr ein etwas geänderter Verlauf ergibt. Zum einen wurden die Saisonfaktoren turnusgemäß angepasst, zum anderen wurden die Gewichte der einzelnen Komponenten verändert. Es gehen jetzt alle Komponenten mit gleichem Gewicht ein. Da die bisher schwächer gewichteten Faktoren Beschäftigung und Lager tendenziell niedriger sind als die anderen, ergibt sich damit ein etwas tieferer Verlauf der Zeitreihe.
7. Der Datenmix wurde noch ergänzt durch die Veröffentlichung der Bauausgaben, die im Dezember um 1,1 % gegenüber dem Vormonat fielen (Bloomberg-Median und DekaBank: -0,5 %), und des finalen Konsumklimas der Universität von Michigan, das von zuvor 80,6 auf 78,4 Punkte nach unten revidiert wurde (Bloomberg-Median: 79,0 Punkte; DekaBank: 80,0 Punkte). Damit überwiegen für den heutigen Tag die schlechten Nachrichten, sie werden jedoch insbesondere vom ISM-Index und von der gesunkenen Arbeitslosenquote relativiert. Alles in allem sehen wir uns bestätigt in unserem Bild einer konjunkturellen Schwächephase, die jedoch nicht in eine Rezession münden wird.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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