Kommentar
18:42 Uhr, 07.08.2009

USA: Arbeitsmarkt startet überraschend gut ins zweite Halbjahr

1. Der Arbeitsmarktbericht für Juli fiel auf ganzer Linie positiv aus: Der Beschäftigungsabbau war mit 247.000 Personen deutlich moderater als erwartet (Bloomberg-Median: -325.000 Personen; DekaBank: -360.000 Personen), die Arbeitslosenquote sank überraschend von 9,5 % auf 9,4 %. Dies war der erste Rückgang der Arbeitslosenquote seit über einem Jahr. Schließlich stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne mit 0,2 % im Monatsvergleich stärker als erwartet an (Bloomberg-Median und DekaBank: 0,1 % mom). Der Arbeitsmarktbericht beinhalten allerdings auch statistische Verzerrungen, die zu einer günstigeren Entwicklung beigetragen haben. Doch auch wenn man diese Verzerrungen herausrechnet, zeichnet sich eine Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt ab.

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2. Betrachtet man die monatlichen Veränderungen von Beschäftigten, Stundenlöhne und Wochenarbeitszeit in ihrer Gesamtheit, dann lässt sich aus diesen Daten auf die gesamtwirtschaftliche Lohnentwicklung schließen. Diese ist ein entscheidender Faktor für die weitere Konsumtätigkeit der privaten Haushalte. Erstmals seit August 2008 ist die aus diesen Werten ableitbare Lohnentwicklung im Vergleich zum Vormonat nicht gesunken, was bedeutet, dass der Arbeitsmarkt in diesem Monat keine Belastung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dargestellt hat. Dies ist etwas früher, als wir erwartet haben. Angesichts der derzeit hohen Volatilität der Arbeitsmarktberichte ist es aber noch nicht ausgemacht, dass die Belastungsphase bereits im Juli dauerhaft zu Ende gegangen ist.

3. Der Rückgang der Arbeitslosenquote geht auf einen ungewöhnlichen Effekt zurück. In „normalen“ Rezessionsphasen ziehen sich Personen eher vom Arbeitsmarkt zurück. Die Anzahl der Erwerbspersonen entwickelt sich in Rezessionsphasen also schwächer. Bei gleich hoher rückläufiger Beschäftigungsentwicklung wird hierdurch der Anstieg der Arbeitslosenquote gemildert. Anschließend, in der Aufschwungphase dreht sich dieser Effekt um. Die Anzahl der Erwerbspersonen steigt stärker als sonst üblich, mit dem Effekt, dass die Arbeitslosenquote weniger deutlich fällt. In dieser Rezession ist vieles anders gewesen, unter anderem das Verhalten der Erwerbspersonen. Diese haben sich tendenziell zu stark am Arbeitsmarkt „angemeldet“ (sich also als suchend bezeichnet), sodass die Arbeitslosenquote hierdurch zusätzlich angestiegen ist. Im Juli ist nun die Anzahl der Arbeit suchenden, der so genannten Erwerbspersonen, relativ deutlich gefallen, was sich in einer geringeren Arbeitslosenquote niedergeschlagen hat. Das Niveau der Arbeitslosenquote war in den vergangenen Monaten also tendenziell leicht nach oben verzerrt und befindet sich nun auf einem Niveau, das der wirtschaftlichen Situation angemessen ist. Der aktuelle Rückgang der Arbeitslosenquote läutet demzufolge noch nicht den Beginn der Abwärtsbewegung ein. Diese dürfte erst Anfang kommenden Jahres einsetzen.

4. Die Beschäftigungsentwicklung im Juli wurde ebenfalls durch einen statistischen Effekt begünstigt. Normalerweise findet im Juli der Modellwechsel in der Automobilindustrie statt. Hierbei wird die Produktion teilweise sogar stillgelegt, was zu Entlassungen führt. Aufgrund des scharfen Absatzeinbruchs ist die Produktion in der Automobilindustrie jedoch bereits in den Monaten Mai und Juni stillgelegt worden, entsprechend wurden Personen entlassen. Die saisonübliche Entlassungswelle blieb also im Juli aus. Die Saisonbereinigung führt dazu, dass für die Autoindustrie im Juli sogar ein Beschäftigungsaufbau von knapp 30.000 Personen ausgewiesen wird. Ähnlich wie bei Arbeitslosenquote sind damit die Verzerrungen der Vormonate wieder beseitigt, das Beschäftigungsniveau im Juli ist also adäquat. Es liegt auf der Hand, dass dies nicht die einzige Erklärung für den geringeren Beschäftigungsabbau gewesen sein kann. Denn nicht nur für die Automobilindustrie, sondern auch für nahezu alle Teilbereiche wird eine bessere Entwicklung als noch im Vormonat ausgewiesen. Am deutlichsten wird dies im Bereich der Unternehmensdienstleister, für die im Vormonat noch ein Stellenabbau von über 100.000 Personen gemeldet worden war.

5. Der Dreh am Arbeitsmarkt kommt früher und rascher als wir erwartet haben. Allerdings sollte aus einem einzelnen Arbeitsmarktbericht nicht auf eine grundsätzlich neue Dynamik am Arbeitsmarkt geschlossen werden. Es werden in der Summe noch einige Monate lang Personen entlassen werden. Mit einem Beschäftigungsaufbau noch in diesem Jahr rechnen wir derzeit nicht.

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Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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