USA: Anstieg bei Hypothekenkreditausfälle und Zahlungsverzögerungen verliert an Dynamik
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1. Am vergangenen Wochenende hat der Hypothekenmarkt in den USA wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die ins Straucheln geratenen Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae werden nun tatsächlich verstaatlicht. Einer der Gründe für die Notlage ist der deutliche Anstieg der Kreditausfälle im Hypothekenbereich. Die betreffenden Daten für das zweite Quartal wurden am vergangenen Freitag von der Mortgage Bankers Association (MBA) mit dem Datensatz „Mortgage Delinquencies“ veröffentlicht. Laut diesen Zahlen ist der Anteil der Zahlungsrückstände (Delinquencies) an den ausstehenden Hypotheken im zweiten Quartal von 6,35 % auf 6,41 % nochmals leicht angestiegen. Der Anteil der tatsächlichen Zwangsvollstreckungen erhöhte sich von 2,47 % auf 2,75 %. In beiden Bereichen verringert sich derzeit die Aufwärtsdynamik.
2. Erneut waren im Bereich der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen bei der Unterteilung in subprime/ prime sowie variable/feste Verzinsung die Tendenzen der Vorquartale zu beobachten: Der Anteil der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen erhöhte sich im Subprime-Segment stärker als im Prime-Segment und bei Hypotheken mit variabler Verzinsung stärker als bei fest verzinslichen. Im Prime- Segment betrugen die entsprechenden Anteile bei Hypotheken mit fester Verzinsung 1,30 % (nach 1,11 %) und mit variabler Verzinsung 6,78 % (nach 5,43 %). Im Subprime-Bereich wurden für feste Verzinsung ein Anteil von 9,60 % (nach 8,73 %) und für variable Verzinsung von 26,77 % (nach 24,11 %) veröffentlicht. 3. Mit Hilfe des Datensatzes vom MBA lässt sich unter anderem auch aufschlüsseln, wie groß die einzelnen Bereiche im Hypothekenmarkt sind. Schon seit einigen Quartalen ist zu beobachten, dass der Subprime- Sektor langsam an relativem Gewicht verliert. Im zweiten Quartal 2008 waren 12,2 % aller Hypotheken Subprime-Verträge. Im dritten Quartal 2007 hatte dieser Anteil noch bei 13,2 % gelegen. Auch der Prime- Bereich verliert aktuell an Bedeutung, sein Anteil ging von 78,1 % auf 77,6 % zurück. „Krisengewinnler“ sind die sonstigen Hypotheken (FHA (Federal Housing Administration)-Kredite, VA (Department of Veteran Affairs)- Kredite, …), die relativ stärker wurden. Die unterschiedlichen Gewichte führen dann auch dazu, dass trotz der niedrigeren Raten an kritischen Hypotheken im Prime-Sektor dieser doch den Großteil der gesamten Zahlungsverzögerungen, schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen und Zwangsvollstreckungen ausmacht: Über 40 % der Hypothekenverträge, bei denen eine schwerwiegende Zahlungsverzögerung vorlag, waren Prime- Verträge. Und noch ein weiterer – durchaus positiv zu bewertender – Aspekt ist dem Datensatz zu entnehmen: Die Anzahl der variabel verzinsten Hypotheken ist im zweiten Quartal um 5,2 % gegenüber dem Vorquartal deutlich gesunken, und zwar in beiden Bonitäts-Segmenten, während bei den fest verzinslichen Hypotheken schon wieder eine Seitwärts- bzw. Aufwärtsbewegung zu verzeichnen ist. Einerseits ist also die risikobehaftete variabel verzinslicher Alternative auf dem Rückzug, andererseits ist festzustellen, dass der Hypothekenmarkt nicht völlig ausgetrocknet ist, wenn einige Bereiche steigende Zahlen melden.
4. Weitere positive Signale sind aus der Dauer der Zahlungsverzögerung herauszulesen: Für die Zahlungsverzögerungen wurde bei den Subprime-Hypotheken mit variabler Verzinsung ein leichter Rückgang verzeichnet. Dieser Rückgang bezog sich auf die Zeiträume der Verzögerungen bis 60 Tage. Da diese Gruppe den Nährboden für schwerwiegende Zahlungsverzögerungen (ab 90 Tage Zahlungsverzögerung) und Kreditausfälle bietet, ist dies ein gutes Zeichen für die Zukunft.
5. Auch wenn die heutigen Daten durchaus einige Lichtblicke bieten, die Hypothekenkrise dürfte noch bis weit ins Jahr 2009 hinein andauern. Bis dahin werden die Hypothekenfinanzierer und die Banken immer wieder negative Schlagzeilen machen. Staatliche Stützungsmaßnahmen – wie beispielsweise die gestern bekannt gegebene Verstaatlichung von Freddie Mac und Fannie Mae oder das Umschuldungsprogramm HOPE NOW – können dies letztlich nicht verhindern, sondern nur versuchen, die Auswirkungen auf das Finanzsystem und auf die privaten Haushalte zu lindern.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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