Kommentar
11:21 Uhr, 22.02.2010

USA: Anspannung am Hypothekenmarkt nimmt nochmals zu

1. Bereits am Freitagnachmittag wurde von der Mortgage Bankers Association (MBA) Daten zu den Zahlungsrückständen und Zwangsvollstreckungen bei Hypothekenkrediten („Mortgage Delinquencies“) veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Situation am Hypothekenmarkt zwar weiterhin sehr angespannt ist. Allerdings mehren sich ein weiteres Mal die Anzeichen dafür, dass sich die Entspannung auf dem Weg befindet. So hat sich der Anteil der Hypotheken mit Zahlungsrückständen (Delinquencies) im vierten Quartal von 9,64 % auf 9,47 % erstmals seit dem ersten Quartal 2007 verringert. Der Anteil der tatsächlichen Zwangsvollstreckungen stieg im vierten Quartal zwar von 4,47 % auf 4,58 % nochmals an. Allerdings hat es einen solch geringen Zuwachs ebenfalls seit dem ersten Quartal 2007 nicht mehr gegeben. In beiden Fällen sind die Niveaus nach wie vor extrem hoch, was letztlich ein Abbild von der ebenfalls noch hohen Arbeitslosenquote (9,8 % im Januar 2009) ist.

2. Die Anstiege der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen (d.h. länger als 90 Tage) haben sich auch im vierten Quartal in allen Segmenten fortgesetzt. Erstmals seit Beginn der Krise am Hypothekenmarkt waren die Anstiege gegenüber dem Vorquartal aber geringer als zuletzt. Auch dies sind Anzeichen für eine noch in Aussicht stehende Verbesserung am Hypothekenmarkt. Im Prime-Segment betrugen die entsprechenden Anteile bei Hypotheken mit fester Verzinsung 4,99 % (nach 4,29 %) und mit variabler Verzinsung 18,13 % (nach 16,72 %). Im Subprime-Bereich wurden für feste Verzinsung ein Anteil von 22,06 % (nach 19,71 %) und für variable Verzinsung von 42,70 % (nach 40,80 %) bekannt gegeben.

3. Bereits bei der Kommentierung der Daten zum dritten Quartal konnten wir berichten, dass sich die Gewissheit auf eine zukünftige Entspannung am Hypothekenmarkt erhöht hat. Die Daten für das vierte Quartal bestätigen uns in dieser Einschätzung. Neben den geringeren Anstiegen der Anteile im Bereich der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen, liefern die weiteren Details der Daten vom MBA zusätzliche Zuversicht. Diese Detailinformationen beziehen sich auf die Zahlungsverzögerungen für die Bereiche bis 30, bis 60 und bis 90 Tage. Sie stellen letztlich den Nährboden für weitere schwerwiegende Zahlungsverzögerungen dar (eine schwerwiegende Zahlungsverzögerung liegt dann vor, wenn die Verzögerung länger als 90 Tage beträgt oder der Prozess der Zwangsvollstreckung in Gang gesetzt worden ist). Zum zweiten Mal in Folge haben sich die Anteile der Zahlungsverzögerungen im Bereich bis 30 Tage sowohl im Prime- als auch im Subprime-Segment verringert. Erstmals haben sich im Bereich bis 60 Tage alle Anteile in den verschiedenen Segmenten gegenüber dem Vorquartal verringert. Eine Verbesserung lässt sich im Bereich bis 90 Tage nur für das Segment Subprime für variable Verzinsung feststellen. Somit ist es eher unwahrscheinlich, dass sich die Anteile für schwerwiegende Zahlungsverzögerungen bereits im laufenden ersten Quartal verringern werden. Allerdings ist es nicht ganz auszuschließen, dass in diesem Quartal der Hochpunkt erreicht werden wird. Die Situation am Hypothekenmarkt ist zurzeit sicherlich nicht mit gesund zu bezeichnen. Selbst wenn sich in naher Zukunft in allen Teilbereichen und Segmenten die Anteile verringern, entspricht dies nur einer relativen Verbesserung. Der Genesungsprozess am Hypothekenmarkt wird vermutlich über mehrere Jahre andauern. Die starke Bauaktivität im zweiten Halbjahr 2009 (die allerdings durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen gefördert wurde) hat angedeutet, dass der Hypothekenmarkt für eine zunehmende Bauaktivität nicht vollständig gesund sein muss. Gemessen an der von uns erwarteten gesamtwirtschaftlichen Erholung und den historisch vergleichbaren Entwicklungen müssten wir eigentlich eine deutlich stärkere Bauaktivität unterstellen. Wir erwarten diese starke Bauaktivität nicht, weil der ausstehende Heilungsprozess am Hypothekenmarkt sie nicht ermöglichen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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