Kommentar
09:30 Uhr, 08.01.2008

USA: 2008 beginnt mit einem Paukenschlag

Die erste Handelswoche 2008 war an Wall Street ein Desaster. Es war der schlechteste Drei-Tages-Start in ein neues Jahr seit 1932. Der DJIA verlor über vier Prozent an Wert, der technologieorientierte NASDAQ Index büßte sogar mehr als sechs Prozent ein.

Ein auf leicht über 100 USD pro Barrel WTI kletternder Ölpreis und zum Teil deutlich unter den Erwartungen liegende Konjunkturdaten schürten Rezessionsängste in den USA und lösten den Kursrutsch aus. Vor allem ein schwacher Arbeitsmarktbericht mit einer Arbeitslosenquote, die erstmals seit Ende 2005 wieder auf 5,0 Prozent anzog, sorgte für erhebliche Verunsicherungen. Diese Zahlen waren am Freitag auch für einen Tagesrückgang im DJIA von rund zwei Prozent, im NASDQ Index sogar von knapp vier Prozent verantwortlich. Der Ruf nach weiteren konjunkturellen Hilfestellungen der FED wurde nun immer lauter. Eine für kommenden Donnerstag anstehende Rede von Notenbankchef Ben Bernanke wird deshalb mit größter Spannung erwartet, erhofft sich der Markt doch Signale für eine weitere Leitzinssenkung. Die turnusmäßige Sitzung der FED am 29. und 30. Januar wird uns dann die endgültige Antwort geben.

Mit Spannung erwartet werden auch die am Mittwoch anstehenden Q4-Zahlen von Alcoa, die damit traditionsgemäß den Start in die neue Quartalsberichtssaison geben. Vor allem werden Marktteilnehmer danach Ausschau halten, welche Spuren die US-Subprimekrise in den Bankbilanzen hinterlassen hat und was diesbezüglich noch 2008 zu erwarten ist. Dass es kein rosiges Quartal werden wird steht spätestens nach den jüngsten Gewinnrücknahmen der Wall-Street-Analysten fest. Sie haben für die im S&P 500 gelisteten Unternehmen ihre Prognosen für das vierte Quartal 2007 und das erste und zweite Quartal 2008 nach unten revidiert. So gehen sie jetzt für Q4 im Durchschnitt von einem Gewinnrückgang bei den US-Konzernen von 8,4 Prozent aus. Noch eine Woche zuvor war ein Absinken um 6,1 Prozent erwartet worden war und Anfang Oktober hatten die Auguren sogar noch einen Anstieg von 11,5 Prozent prognostiziert. Dieser Meinungsumschwung stellt die stärkste Veränderung bei den Umfragen seit 1999 dar, dem Beginn der von Reuters durchgeführten Befragung.

Negativ wird insbesondere der Finanzsektor eingeschätzt. Hier erwarten die Analysten in Q4 aufgrund hoher Abschreibungen eine Ergebnisabschwächung um 62 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Für Q1 2008 senkten die Experten ihre Ertragsprognosen auf durchschnittlich +4,7 von +5,1 Prozent und für Q2 auf +4,6 von fünf Prozent. Anfang Oktober lagen die Werte noch bei +11,4 bzw. +9,4 Prozent.

Euroland: Ebenfalls kräftig im Minus

Zu Jahresbeginn deutlich im Minus tendierten auch die europäischen Aktienmärkte. Die sich in den USA verbreitenden Rezessionsängste verfehlten ihre Wirkung an den hiesigen Börsen nicht, zumal auch die Konjunkturdaten in Euroland auf eine Abkühlung des Wirtschaftsprozesses hindeuten.

Quartalsergebnisse und damit die Jahresbilanz 2007 sind diesseits des Atlantiks noch nicht so schnell zu erwarten. Eins steht jedoch schon fest: Im Finanzsektor werden die Ergebnisse summa summarum wohl nicht erfreulich ausfallen.

Japan: Ein desaströser Start ins neue Jahr

Der japanische Aktienmarkt meldete sich erst am Freitag aus den Ferien wieder zurück. Der erste Handelstag im neuen Jahr endete mit einem Rückschlag im Nikkei Index von vier Prozent bzw. über 600 Punkten, womit das Blue-Chip-Barometer unter die 15.000er Marke rutschte. Befürchtungen, dass ein stärkerer Yen, hohe Ölpreise und eine angeschlagene US-Konjunktur auf den Gewinnen japanischer Unternehmen lasten werden, führten zu dem Ausverkauf.

Bereits 2007 bildete die japanische Börse das Schlusslicht im internationalen Verbund. Der Nikkei Index verlor im Jahresvergleich gut elf Prozent an Wert, auf Eurobasis aufgrund der Stärke der Einheitswährung sogar 14,5 Prozent. Im Vergleich hierzu: DAX +22,3 Prozent, DJ Euro Stoxx 50 +6,9 Prozent, DJIA +6,4 Prozent. Allerdings musste der Dow in Euro gerechnet ebenfalls einen Verlust hinnehmen, der sich mit vier Prozent jedoch wesentlich harmloser gestaltete als im Nikkei Index.

Obwohl wir davon ausgehen, dass der japanische Aktienmarkt zunächst noch schwierigen Zeiten entgegen sieht, bahnt sich unseres Erachtens jedoch langsam ein Bodenbildungsprozess an. Die zahlreichen Befürchtungen der Marktteilnehmer etwa hinsichtlich eines globalen Wirtschaftsabschwungs, der Yen-Stärke und der Entwicklung der Unternehmensgewinne werden sukzessive eingepreist, was für die spätere Entwicklung hoffen lässt.

Ausblick

Der Ergebnisbericht von Alcoa dürfte wohl zu den Highlights in dieser Woche zählen und neben den anstehenden Konjunkturdaten die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anleger genießen. Darüber hinaus ist die Rede von FED-Chef Bernanke am Donnerstag ein wesentliches Ereignis.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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