Kommentar
21:04 Uhr, 22.08.2018

US-Wirtschaft: Trump-Effekt lässt nach

Bisher ist alles an Trump abgeperlt. Ob das nach den neusten Erkenntnissen in den Russland-Ermittlungen so bleibt, muss man abwarten. Aber auch ohne handfeste Ergebnisse der Ermittlungen bröckelt der Trump-Effekt so langsam.

Donald Trump spaltet nicht nur die Welt, sondern auch das eigene Land. Die Stimmung unter Republikanern ist blendend. Demokraten befinden sich in einer milden Depression. Das ist nicht allein Trump zu verdanken. Die immer tiefer werdenden Gräben zwischen den beiden Parteien sind ein Phänomen, welches nicht ganz neu ist. Der Trend hat sich allerdings zuletzt beschleunigt.

Langfristig muss man sich ernsthafte Sorgen um den Zusammenhalt der Gesellschaft machen. Kurzfristig sind andere Themen drängender. Da wäre etwa das zurückgehende Konsumentenvertrauen zu nennen. Trumps Wahl hat bei Geringverdiener für positivere Aussichten gesorgt. Die Lohnerwartungen konnten sich von sehr tiefen Niveaus lösen (Grafik 1).

Bei Einkommen von mehr als 100.000 Dollar pro Jahr hat vor allem die Steuersenkung für etwas Euphorie gesorgt. Dieser Effekt ebbt nun ab. Das ist ein relevanter Trend. Wer geringere Lohnerwartungen hat, fordert natürlich auch von seinem Arbeitgeber nicht mehr. Wer zudem nicht davon ausgeht, dass die Löhne einen Satz nach oben machen, wird auch nicht unbedingt mehr Geld in den Konsum stecken.

Die Lohnerwartungen sind rückläufig. Sie sind aber nicht das einzige Problem. Die Gesamtstimmung (Grafik 2) dreht ebenfalls nach unten. Bereits 2015 musste man sich die Frage stellen, ob es zur großen Trendwende kommt. Jetzt wissen wir, dass es nicht soweit kam. Ob es diesmal zur Trendumkehr kommt, können wir noch nicht sagen. Das Sentiment war allerdings historisch hoch. Von dort noch einmal zu steigen ist nicht ganz leicht.

Viele positive Effekte (Steuern, Staatsausgaben), die die Stimmung gestützt haben, ebben ab. Die Vermutung, dass die Stimmung also leicht kippt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Unter normalen Umständen müsste man nun einen Abschwung erwarten. Die Zinskurve steht kurz vor der Inversion, was eine Rezession anzeigt. Nun gibt der Staat aber mehr aus und hat die Steuern gesenkt. Das sollte das Wachstum bis 2020 stützen. Geht man von einem potentiellen Wachstum von 0,5-0,6 % pro Quartal aus, so sollte das Gesamtwachstum dank der Sondermaßnahmen kurzfristig bei 1 % liegen und bis 2020 wieder auf 0,5 % sinken.

2020 wird die Fiskalpolitik vermutlich einen leicht negativen Effekt haben. Zudem schwächt sich das Sentiment ab. Durch die aktuell expansive Fiskalpolitik wird ein Abschwung vermieden. Die Frage ist, ob das reicht, um die USA über einen Abschwung zu retten oder ob dann der Absturz 2020 umso größer wird.

Die Euphorie der Konsumenten ist jedenfalls vorbei. Vieles spricht für einen Abschwung. Das wird durch den Staat verdeckt. Mit sehr viel Glück rettet das Konjunkturprogramm die Wirtschaft vor diesem Abschwung und nach Auslaufen der Maßnahmen kommen Konsumenten wieder in Stimmung. Kurzfristig kann es vom aktuellen Niveau jedenfalls nur bergab gehen, wenn sich Trump nichts Neues einfallen lässt.

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7 Kommentare

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  • Shiller
    Shiller

    Lasst Gold nur machen! Laut CME Group (Metals, OpenInterest) wurden allein gestern 4000 neue Longpositionen für Sept. geöffnet, während 500 Putpositionen geschlossen wurden. Das ist eine klare Ansage.

    08:13 Uhr, 23.08. 2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Welt geht nicht unter, wenn es doch einmal zu einer Rezession kommt. Im Gegenteil. Leider scheint sich die Angst davor so sehr in den Köpfen manifestiert zu haben, dass viele das selbst kaum noch realisieren. Dabei ist dies eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Marktwirtschaft:

    Wer Rezessionen, Banken- und Unternehmenspleiten immer nur hinausschiebt und mit billigem Geld übertüncht, der macht alles nur noch schlimmer.

    Leider könnte die Chance für eine Umkehr bereits vertan sein...

    22:44 Uhr, 22.08. 2018
  • Burnboy
    Burnboy

    ... nur die Illuminaten leuchten noch im Dunkeln, während bei anderen offensichtlich immer öfter die Lichter ausgehen. :-)

    22:29 Uhr, 22.08. 2018
  • Hajp
    Hajp

    Ihr arbeitet hart an eurer Crashprophezeiung - war das die Agenda nach der heutigen Sitzung?

    21:22 Uhr, 22.08. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • CKT7985
    CKT7985

    Da ist er wieder, der bedingungslose Pessimist. Während die US-Indizes allsamt nahe ihrer Allzeithochs tendieren, die Wirtschaft brummt und der neutrale Zins bald erreicht ist, predigen Sie seit Jahren den ultimativen Absturz, Rezessionswarnungen und das Ende des Aufschwungs. Nichts von alledem hat sich bisher bewahrheitet. Ihre Prognosen liegen eklatant neben der Realität. Ich bezweifle, dass sich daran etwas ändert. Sie sind vermutlich wie Dirk Mlüller. Wenn es dann 2025 kracht, sagen Sie "seht her, ich hab es doch schon immer gewusst..."

    21:13 Uhr, 22.08. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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