Kommentar
07:24 Uhr, 01.05.2018

US-Wachstum: Überraschend solide - 4 Zinsschritte?

Die US-Wirtschaft wuchs zu Jahresbeginn um 2,3%. Das ist überraschend viel, denn die übliche Stütze der Wirtschaft, der Konsum, war schwach. Was hat das Wachstum gerettet?

Im Normalfall trägt der Privatkonsum das Wachstum. Im ersten Quartal 2018 war das nicht der Fall. Der Konsum wuchs lediglich um 1,1 % (Grafik 1). Das war sehr schwach. Beobachter führen das auf das starke vierte Quartal 2017 zurück. Wird in einem Quartal besonders viel konsumiert, wird im darauffolgenden Quartal weniger gekauft.

Die Logik ist durchaus nachvollziehbar, lässt sich empirisch allerdings nicht belegen. Auch im vierten Quartal 2014 waren Verbraucher in einem Konsumrausch. Anfang 2015 wuchs der Konsum trotzdem kräftig weiter. Für mich wirkt es eher, als würde sich der Konsum langsam erschöpfen.

Das Wachstum wurde durch einen starken Anstieg der Investitionen gerettet. Diese wuchsen um fast 10 %. Da der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandsprodukt jedoch sehr viel kleiner ist als der Konsum, setzt sich das lediglich in einen Wachstumsbeitrag von 1,19 % um (Grafik 2).

Die Wirtschaft wuchs um 2,3 % und davon wurden 1,19 % von den Investitionen getragen. 0,73 % wurden vom Konsum beigetragen. Der Staatsanteil zum Wachstum war noch relativ gering. Das kann sich im Verlauf des Jahres ändern. Die Regierung will mehr ausgeben, obwohl die Einnahmen wegen der Steuerreform sinken. Die Staatsausgaben können das Wachstum im Rest des Jahres stützen.

Insgesamt sind die Zahlen überraschend solide. Es gab zwar eine leichte Abkühlung des Wachstums gegenüber den drei Vorquartalen, doch gemessen daran, dass das erste Quartal traditionell schwach ist, war das Wachstum robust.

Bisher war man davon ausgegangen, dass das erste Quartal schwach verläuft und der Rest des Jahres besser wird. Jetzt könnte das ganze Jahr gut werden. Persönlich habe ich da so meine Zweifel. Viele Indikatoren deuten auf eine Abkühlung hin. Im Gesamtjahr 2018 wird es vermutlich nicht wesentlich besser als im ersten Quartal.

Das ist aber immerhin schon etwas. Sofern nicht doch noch ein ausgewachsener Handelskrieg ausbricht, sollte die Rezessionswahrscheinlichkeit in diesem Jahr nahe 0 % liegen. Auf der Kehrseite wird die US-Notenbank die soliden Zahlen als Anlass nehmen, um die Zinsen schneller zu erhöhen.

Es ist zwar noch nicht ausgemachte Sache, doch nach diesem Quartal steigt die Wahrscheinlichkeit für 4 Zinsschritte. Diese kommen am Ende des Konjunkturzyklus und werden das Wachstum früher oder später abwürgen – wie immer.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • hochdietassen
    hochdietassen

    Na, na, Herr Schmale...ich glaube nicht, dass in der FED nur Leute sitzen, die nicht das sehen würden, was Sie und andere sehen und ankündigen...von daher: Warten wir es mal ab, die Amis mögen ihre eigene, in meinen Augen mindestens durchaus kritikwürdige, Art haben, aber komplett "dumm" sind sie sicher nicht.

    13:53 Uhr, 01.05. 2018
  • Newton1642
    Newton1642

    Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal real nicht gewachsen! Zu 100 Prozent nicht!

    Jeder kann sich die Zahlen unter https://www.bea.gov/iTable/iTa... anschauen.

    Das ökonometrische Modell, das in der ersten Veröffentlichung genommen, geht von einem moderaten Konsumwachstum und von stark steigenden Bruttoinvestitionen aus. Das stimmt NICHT!

    1) Der Konsum ist real nicht gestiegen. Die bisher veröffentlichten Daten zum Konsum, zum Realeinkommen, zur Lagerhaltung lassen dies gar nicht zu. Vielmehr gewichtet das Modell zur BIP-Berechnung des Konsumanteils das Verbrauchervertrauen sehr stark. Dies heisst aber nicht, dass auch tatsächlich mehr konsumiert wurde.

    2) Die USA haben die Militärausgaben nicht nur im ersten Quartal stark gesteigert, sondern bereits 2017. Diese werden als Bruttoinvestitionen, d.h. als Nettoinvestitionen plus Abschreibungen gezählt und zwar schon länger. DIES VERSTOESST GEGEN SÄMTLICHE GRUNDSÄTZE DER VGR!

    Rechnet man die Militärausgaben, die tatsächlich keine Investitionen sind, aus den Bruttoinvestitionen raus, was man TUN MUSS, dann sind die Brutto-Investitionen auch nicht gestiegen, zumindest nicht mit diesem Anteil!

    Alles nachlesbar in den von der BEA veröffentlichten Tabellen!

    10:41 Uhr, 01.05. 2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Wunderbar !! Gold wird nochmal billig ! Die amerikanischen Studentenkredite platzen ,Autokredite , Staatschulden zinszahlungen , dann die auf Kredit gekauften Aktien! Super Fed !!!!! Ich freu mich auf den Doomsday!

    08:29 Uhr, 01.05. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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