Kommentar
16:19 Uhr, 27.07.2004

US-Unternehmenszahlen enttäuschen den Markt

In der letzten Woche schlossen die US-Aktienmärkte erneut im Minus ab, nachdem einige große Unternehmen deutlich schlechtere Zahlen vorlegten als erwartet und damit bei den Anlegern die Angst vor einer Abschwächung des Gewinnwachstums schürten. Daneben bekräftigte der Notenbankchef seinen Plan für eine "moderate" Anhebung der Zinsen. SBC Communications (+5 %) übertraf die Gewinnerwartungen, während Coca Cola (-11 %), Ebay (-4 %) und Amazon (-15%) enttäuschende Umsatzzahlen vorlegten. Microsoft legte 2 % zu, nachdem das Unternehmen Pläne bekannt gab, 75 Mrd. US-Dollar an die Aktionäre zurückzuzahlen. Gedämpft wurde dieses Ergebnis jedoch als Gewinnzahlen und Prognosen bekannt gegeben wurden, die hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieben. Ausgehend von einem kapitalisierungsgewichteten Durchschnitt blieben die veröffentlichten Unternehmenszahlen fast 1 % hinter den Konsensprognosen zurück. In den letzten fünf Quartalen lagen sie hingegen mindestens 5 % darüber (First Call). In seiner halbjährlichen Rede vor dem Kongress betonte US-Notenbankchef Alan Greenspan seine vorsichtigen Pläne für einen Zinsschritt nach oben. Seiner Einschätzung zu Folge dürfte die jüngst beobachtete Zurückhaltung der Verbraucher eher von kurzer Dauer sein.

An den japanischen Aktienmärkten gingen die Kurse in der letzten Woche zurück, da Sorgen um eine Abschwächung der Nachfrage auf dem wichtigsten Exportmarkt USA aufkamen. Japanische Exporte und Importe kletterten im Juni auf den zweithöchsten Stand, der je gemessen wurde. Technologieaktien büßten ein, nachdem über die Hälfte der US-Technologieunternehmen, die bereits Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt haben, eine pessimistische Prognose ablieferten. Darüber hinaus fürchten die Anleger, dass der anhaltend hohe Ölpreis die Verbrauchernachfrage bremsen könnte.

Angeführt von Verlusten im Bereich Grundstoffe schlossen die europäischen Aktienmärkte letzte Woche erneut mit negativem Vorzeichen. Rio Tinto und andere Metallproduzenten mussten angesichts gesunkener Metallpreise Verluste hinnehmen. Versicherer hingegen litten unter der Angst vor einem Anstieg der Schadensfälle und einem Rückgang der Gewinne. Ericsson (+1,5 %) und Novartis (+6 %) übertrafen mit den vorgelegten Gewinnzahlen die Erwartungen, während ST Microelectronics (-3 %) die Anleger warnte, dass die Rentabilität im laufenden Quartal unter Umständen aufgrund von Währungseinflüssen und aus sonstigen Gründen zurückgehen könnte. Großbritannien erzielte im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 3,6 % (annualisiert). Gestützt wurde diese Entwicklung durch die höher als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsumsätze im Juni. Fusionen und Übernahmen führten zu einem Anstieg von Abbey um 20 % (Santander Central Hispano gab ein Übernahmeangebot bekannt), während WH Smith um 9 % einbrach (Premira Advisors nahm sein Angebot zurück). Die ZEW-Umfrage zur wirtschaftlichen Stimmung in der Eurozone ging wie erwartet leicht zurück, während die Stimmung in Deutschland sich unerwartet verbesserte. Die Verbraucherausgaben in Frankreich fielen im Juni unerwartet stark aus.

Die Region Asien-Pazifik tendierte letzte Woche uneinheitlich. So verlief der MSCI Pacific (ex Japan) Index eher lustlos. Immobilienaktien bewirkten einen Anstieg des Hang Seng um 2 %, während Taiwan angesichts der Sorgen um Technologieexporte 2 % verlor.

An den europäischen Emerging Markets büßte Russland 4,5 % ein. Der Ölgigant Yukos brach um 31% ein, nachdem das russische Justizministerium angekündigt hatte, dass es im Rahmen des andauernden Streits über ungezahlte Steuern unter Umständen die Yukos-Tochter Yuganskneftegaz verkaufen werde.

Die Staatsanleihemärkte schlossen letzte Woche im Minus, nachdem US-Notenbankchef Alan Greenspan die derzeitige wirtschaftliche Schwäche als vorübergehend bewertete und damit Erwartungen über eine Anhebung der Zinsen auf einer der kommenden Sitzungen in diesem Jahr belebte.

An den Devisenmärkten profitierte der US-Dollar von einem verbesserten Renditegefälle, das durch den erwarteten Zinsanstieg bedingt wird.

An den Rohstoffmärkten verteuerte sich Öl um 0,6 %, da die Zukunft des russischen Ölgiganten Yukos weiterhin ungewiss erscheint. Dieser liefert 1,2 % der weltweiten Fördermenge. Der Kupferpreis sank, nachdem Schlichter einen Streik der Bergleute in Mexiko für illegal erklärt hatten. Angesichts der Rallye des US-Dollars gab Gold 4 % nach.

Trotz optimistischen Ausblicks von Alan Greenspan fördert Inflation restriktivere Geldpolitik

Der US-Notenbankchef hätte sich möglicherweise mit einer harmlosen Rede vor dem Kongress begnügt. Denn schließlich rechtfertigten die schwächeren Juni-Daten die Fed in der Tat vor den kritischeren Beobachtern und es wurde eine beachtliche Rallye an den Anleihemärkten verzeichnet. Stattdessen zeigte er sich mit Blick auf das Wirtschaftswachstum besonders optimistisch während parallel dazu eine gesonderte Fed-Prognose für das zweite Halbjahr ein Wachstum von über 5 % voraussagte. Da das Hauptanliegen der Fed nach wie vor die Eindämmung der Inflation ist, scheint es wahrscheinlich, dass eher ein enttäuschendes Wirtschaftswachstum als schwache Preisdaten zu einem Anziehen der Zinsschraube beitragen würden. Die Möglichkeit einer restriktiveren Zinspolitik bleibt jedoch eng mit der Entwicklung der Inflation verbunden.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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