Kommentar
10:16 Uhr, 12.09.2019

US-Unternehmen fürchten Trump

Immer mehr Unternehmen sprechen sich klar gegen die Handelspolitik von Präsident Trump aus. Mit gutem Grund: Sie haben viel zu verlieren.

Inzwischen wissen wir ja, dass es den USA nicht nur allein um das Handelsbilanzdefizit geht. Es geht auch um Technologie und die Vorherrschaft in der Welt. Die USA sehen vor allem das Projekt „Made in China 2025“ kritisch. Es sagt ganz unverhohlen aus, dass China technologisch und von der Qualität mit den bisher führenden Nationen gleichziehen will.

Das verängstigt viele in Washington. Unternehmen sehen das aber ganz anders. Einer Umfrage des US-China Business Councils nach sehen fast 90 % der Unternehmen in Made in China 2025 überhaupt keine Gefahr (Grafik 1). Genauso viele, die es negativ sehen, sehen es auch positiv.

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Unternehmen sehen in der Strategie also keine Gefahr. Man fragt sich, weshalb es die Regierung tut. Es ist ja nicht die Regierung, die Technologie und Produkte vorantreibt, sondern die Unternehmen selbst.

Nicht nur droht keine Gefahr, es steht auch viel Geld auf dem Spiel. Fast die Hälfte der Unternehmen geben an, dass die Geschäfte in China profitabler sind als im Rest der Welt. Nur 20 % geben gar an, dass die Margen niedriger sind (Grafik 2). China ist für US-Unternehmen ein sehr profitabler Markt.

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Die Zölle bedrohen die Gewinne. Sie sollen China in die Schranken weisen und das Handelsbilanzdefizit reduzieren. Das soll unter anderem gelingen, indem Unternehmen gezwungen werden, ihre Produktion wieder in die USA zu verlagern.

Die Zölle regen zum Nachdenken an. Die wenigsten Unternehmen denken aber über eine Verlagerung in die USA nach. Der Anteil dieser Firmen ist so tief wie eh und je (Grafik 3). Stattdessen könnten Teile der Produktion in andere Länder verlagert werden, z.B. Vietnam. Damit erreichen die USA ein wesentliches Ziel ihrer Politik nicht.

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Man kann immerhin einen positiven Effekt in der Politik erkennen. Der Schutz des geistigen Eigentums verbessert sich (Grafik 4). Die Verbesserungen sind heute wieder so hoch wie 2011. Es kann also nur Zufall sein, dass die Zölle und der positive Trend beim Schutz des geistigen Eigentums zusammenfallen.

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Unterm Strich ist China für US-Unternehmen einer der profitabelsten Märkte weltweit – und dazu noch riesig und schnell wachsend. Trump setzt das alles aufs Spiel. Wofür, das weiß nur er. Unternehmen jedenfalls sehen weder in Made in China 2025 eine Gefahr, noch werden sie ihre Produktion in die USA zurückholen.

Das große Thema Technologietransfer ist übrigens kein Thema mehr. Vor einigen Jahren gaben noch 20 % der Unternehmen an, Technologie übergeben zu müssen. Heute sind es noch 5 %, Tendenz fallend und das seit Jahren und nicht erst seit Beginn des Handelskrieges.

Die Zölle reduzieren nicht einmal das Handelsbilanzdefizit. Man fragt sich wirklich immer wieder: wofür bloß?

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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