US-Renditen gehen weiter zurück
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Wie von der Mehrzahl der Marktbeobachter erwartet, hat die amerikanische Notenbank die Leitzinsen am vergangenen Mittwoch erneut gesenkt. Die Zielrate für die Fed Funds wurde um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent reduziert, der Diskontsatz ebenfalls um 25 Basispunkte auf nunmehr 5,0 Prozent. Die Währungshüter reagierten damit auf Risiken für den Konjunkturverlauf, die vor allem dem sich immer weiter abschwächenden Immobiliensektor entstammen. Am Markt wird vor diesem Hintergrund auf weitere Zinssenkungen spekuliert. Dies deckt sich aber nicht unbedingt mit unseren Prognosen. Wir erwarten in den kommenden Monaten zunächst eine "wait-and-see"-Strategie der Fed ohne zusätzliche zinspolitische Impulse. Das heißt aber nicht, dass die Fed möglichen Turbulenzen am Geldmarkt tatenlos zusehen wird. Als in der letzten Woche das Subprime-Thema im Zusammenhang mit möglichen Milliarden-Abschreibungen der Citigroup mit großer Wucht wieder ins Rampenlicht trat, stellte die Notenbank dem Geldmarkt kurzfristig 41 Mrd. US-Dollar zur Verfügung. Dabei handelte es sich um die größte Liquiditätsspritze seit dem 11. September 2001.
Bestärkt werden wir in unserer Meinung, dass die Fed bis auf weiteres keine Leitzinssenkungen mehr vornehmen wird, durch die überraschend guten Arbeitsmarktzahlen. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, erhöhte sich die Beschäftigung ("non-farm payrolls") im Oktober um respektable 160.000. Die Analysten hatten lediglich mit knapp 100.000 neuen Stellen gerechnet. Damit blieb die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,7 Prozent. Als Jobmaschine erwies sich in erster Linie der Dienstleistungssektor, während im produzierenden Gewerbe fortgesetzt Arbeitsplätze gestrichen werden. Die Arbeitsmarktentwicklung sollte damit den Privatkonsum weiter stützen und so zur Stabilisierung der Konjunktur einen wichtigen Beitrag leisten.
Am US-Rentenmarkt lösten die Ereignisse der letzten Woche einen weiteren Renditerückgang aus. Im Wochenverlauf gab die Zehnjahresrendite um knapp zehn Basispunkte nach, wodurch sich der Renditerückgang seit Jahresanfang auf etwa 40 Basispunkte vergrößerte. Derzeit sehen wir jedoch noch keinen Anlass, von unserem Prognosekorridor für die kommenden 12 Monate (4,2 - 4,8 Prozent) abzugehen.
Euro klettert weiter nach oben
Durch die Zinsentscheidung der Fed ist der Zinsabstand zwischen den USA und dem Euroraum weiter geschrumpft. Am kurzen Ende beträgt der Vorsprung der USA nur noch 50 Basispunkte mit der Tendenz zu einer weiteren Einengung. Im Zehnjahresbereich rentieren Treasuries sogar nur noch 14 Basispunkte höher als Bundesanleihen.
Zum Vergleich: Am Jahresanfang lagen die Unterschiede noch bei 175 Basispunkten in den Leitzinsen und bei 75 Basispunkten in den Zehnjahresrenditen. Angesichts dieser Verschiebungen ist es wenig verwunderlich, dass der Euro in diesem Jahr bereits zehn Prozent gegenüber der US-Währung zugelegt hat. Angenehmer Nebeneffekt: Der massive, in Dollar gerechnete Ölpreisanstieg fällt für die hiesigen Verbraucher noch einigermaßen glimpflich aus. Bei einem unveränderten Euro-Dollar-Wechselkurs müssten für einen Liter Superbenzin rund 1,70 Euro bezahlt werden und nicht 1,40 Euro, wie es derzeit der Fall ist.
Euroland: Unerwarteter Inflationsanstieg
Der makroökonomische Datenkranz für den Euroraum trübt sich leicht ein. Auf der einen Seite gewinnt das Thema Inflation an Schärfe. Im Oktober lag nach vorläufigen Schätzungen die Teuerungsrate bei 2,6 Prozent, womit der EZB-Zielwert klar überschritten wurde. Zwar spielen Sondereinflüsse - Stichwort "Saisoneffekte" - eine wichtige Rolle. Die Währungshüter in Frankfurt dürften aber die Inflationsfront genau im Visier behalten.
Auf der anderen Seite fielen die Konjunkturdaten eher schwach aus. Insbesondere der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sorgte für deutliche Ernüchterung. Mit 51,5 Punkten (September: 53,2 Punkte) ist der Sicherheitsabstand zur wichtigen 50-Punkte-Marke, welche die Trennlinie zwischen wachsender und schrumpfender Wirtschaft bildet, bedenklich zusammengeschmolzen. Angesichts des schwächer werdenden Konjunkturumfelds haben wir unsere Wachstumsprognose für das Jahr 2008 auf 1,8 Prozent (vorher 2,0 Prozent) zurückgenommen, wofür vor allem die ungünstigeren monetären Bedingungen - anhaltende Verspannungen am Geldmarkt, teurer Euro - verantwortlich sind.
In diesem Spannungsfeld zwischen steigenden Inflationsgefahren und tendenziell schwächerer Konjunktur dürfte die Europäische Zentralbank in den nächsten Monaten nicht an der Zinsschraube drehen - trotz manch anders lautender Kommentare einzelner EZB-Mitglieder, namentlich des Bundesbankpräsidenten Weber.
Kreditmärkte heftig unter Druck
Zeitweilig hatte es den Anschein, als ob die Folgen der Subprime-Krise bereits ausgestanden seien. Doch die jüngsten Ereignisse rund um Merrill Lynch und die Citigroup - in beiden Fällen musste der CEO seinen Hut nehmen, was deren Brisanz unterstreicht - haben uns eines Besseren belehrt. Die Renditeaufschläge (Spreads) von Finanztiteln sind daraufhin am Corporate-Bond-Markt wieder deutlich angestiegen. Der Spread des iTraxx Crossover-Index, gewissermaßen der Pulsmesser für risikobehaftete Corporate Bonds, erhöhte sich binnen Wochenfrist um 40 Basispunkte. Die Liquiditäts- und Vertrauenskrise dürfte in den kommenden Monaten das beherrschende Thema an den Finanzmärkten bleiben.
Ausblick
Zentrales Ereignis für die europäischen Rentenmärkte ist die EZB-Sitzung am Donnerstag. Mit einem veränderten Leitzins ist zwar nicht zu rechnen. Spannend dürfte aber die anschließende Pressekonferenz werden, da dort Hinweise auf die weitere Zinspolitik gegeben werden könnten. Ansonsten dürften die Folgen der Subprime-Krise erneut das Geschehen an den Finanzmärkten dominieren.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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