Kommentar
09:48 Uhr, 26.11.2020

US-Regierung spielt mit Finanzmarktstabilität

Notenbanken können nicht alles im Alleingang richten. Sie brauchen dafür teils staatliche Unterstützung. In den USA fällt diese gerade weg.

Um einen Kollaps des Finanzmarktes zu verhindern fuhren Notenbanken überall auf der Welt schwere Geschütze auf. Darunter befanden sich neue Instrumente, die bisher nicht zum Einsatz kamen. In den USA waren das mehrere Programme, die als Backstop für bestimmte Märkte dienen sollten. Aus rechtlicher Sicht ist die US-Notenbank nicht in der Lage, alle Assetklassen zu kaufen bzw. direkt Kredit zu vergeben. Das sind gleich zwei stark einschränkende Probleme. Am einfachsten wäre es, wenn die Fed direkt Geld über Kredite verteilen könnte. Das kann sie aber nicht. Wenn sich Banken weigern, Kredit zu vergeben, ist das für die Wirtschaft ein Problem. Die Fed kann hier nicht eigenständig Abhilfe schaffen. Um Kreditklemmen zu verhindern, wurden Programme aufgelegt, bei denen die Notenbank Banken Kredite abnehmen kann. Diese Kredite sind riskanter als Staatsanleihen. Die Notenbank musste diese Programme daher mit Eigenkapital unterlegen. Dieses Kapital kam vom Staat. Insgesamt waren es mehr als 400 Mrd. Dollar. Am Ende wurden weder das Eigenkapital noch das Kreditlimit benötigt. Etwas mehr als 200 Mrd. wurden über die Programme in der Spitze verteilt.

Nun will das Finanzministerium mehrere Programme beenden und so 70 Mrd. an Geld zurückverlangen.

Die Programme wurden zwar bei weitem nicht ausgeschöpft, aber sie erfüllen einen wichtigen Zweck. Solange sie vorhanden sind, sind sie ein Backstop. Sie stellen Liquidität zur Verfügung und allein die Tatsache, dass Banken darauf zurückgreifen können, sorgt dafür, dass es eben nicht zu einer Kreditklemme kommt.

Wenn man weiß, dass im Notfall die Notenbank als Abnehmer bereitsteht, ist man großzügiger als wenn man weiß, dass man mit den Kredite alleingelassen wird. Überraschend ist auch die Auswahl an Programmen, die nun beendet werden sollen. Die drei Programme, die beendet werden, wurden zuletzt mehr nachgefragt (Grafik 2).


Darunter befindet sich auch das Main Street Lending Programm. Dieses wurde aufgelegt, um gezielt der Main Street (kleine Unternehmen) zu helfen und nicht der Wall Street, die von QE am meisten profitiert. QE nützt dem Durchschnittsbürger und kleinen Unternehmen wenig.

Der Backstop fällt nun für mehrere Märkte weg. Der Schock der Finanzmärkte im März ist seit langem überwunden. Die Programme sind daher nicht von akuter Notwendigkeit. Die Pandemie setzt sich fort und keiner weiß, wann und ob der Markt wieder in Panik gerät. Kommt noch einmal Panik auf, wäre es gut, wenn nicht erst Wochen vergehen bis die Programme neu aufgelegt werden, sondern sofort zur Verfügung stehen.

Das Ende der Programme untergräbt die Liquidität und Stabilität. Dass mit der Ankündigung des Endes dieser Programme allerdings am Markt erst einmal gar nichts geschehen ist, zeigt wie unglaublich robust das Umfeld derzeit ist.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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