Kommentar
16:16 Uhr, 03.05.2018

US Quartalssaison - Es läuft wie geschmiert!

Die Bilanzsaison läuft richtig gut, nahezu bombastisch – wie fast immer. Trotzdem darf man sich freuen.

Jedes Quartal ist es das gleiche. Ein Großteil der Unternehmen übertrifft die Gewinnerwartung. Das ist nicht neu. Seit jeher übertreffen mehr als 50 % der Unternehmen die Gewinnerwartung Quartal um Quartal (Grafik 1). Das letzte Mal, als weniger als 50 % die Erwartungen schlugen, schrieben wir das dritte Quartal 1998.

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Der niedrigste Wert, der seit 1992 gemessen wurde, lag bei 42 % (drittes Quartal 1992). Daher lohnt es sich, nicht den Anteil an Unternehmen zu beachten, der die Erwartungen übertrifft, sondern den Teil, der den Durchschnitt schlägt. Der Durchschnitt der letzten 15 Jahre liegt bei 67,5 %.

Betrachtet man nur die Abweichung von diesen 67,5 % (Grafik 2), sieht das Bild anders aus. Man sieht auch klarer, was eigentlich der vorherrschende Trend ist. Der Trend geht zu immer größeren positiven Abweichungen. Das ist ein Plus. Bisher überragt das erste Quartal 2018 die letzten um Längen. Es ist nach derzeitigem Stand das beste Quartal seit Q2 2007. Obwohl also die Erwartungen wieder einmal übertroffen wurden, wurden sie dieses Mal besonders drastisch geschlagen. Die Quartalsaison ist also tatsächlich gut.

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Die Sache hat auch einen Haken. Die US-Steuerreform hat die Schätzungen erschwert. Es ist durchaus denkbar, dass Analysten den Steuereffekt zu konservativ eingeschätzt haben und deswegen die positive Überraschung jetzt so groß ist. Man sollte also der positiven Abweichung vom Mittel auch nicht zu große Beachtung schenken.

Unternehmen blicken auch mit etwas Sorge in die Zukunft. In den Präsentation der Quartalszahlen ist vermehrt das Thema Zölle zu finden. Bisher haben sich 20 % aller Unternehmen, die Zahlen vorgelegt haben, dazu geäußert. In einem normalen Quartal sind es 1-2 % der Unternehmen.

Ein anderes Thema ist der steigende Kostendruck. Mehr und mehr Unternehmen klagen über höhere Kosten bei Rohstoffen, Transport und Löhnen. Das wird die Margen in den kommenden Quartalen drücken. Es steht zu befürchten, dass die hohen Erwartungen bis Ende des Jahres dann nicht erfüllt werden können.

Immerhin gibt es einen echten Lichtblick, der nicht von Steuern abhängig ist und das Bild verzerrt. Analysten schätzen nicht nur die Gewinne, sondern auch die Umsätze. Im Durchschnitt der letzten Jahre übertrafen 55,5 % der Unternehmen die Umsatzerwartung. Aktuell sind es 72 %. Das ist eine signifikante Abweichung nach oben, die nicht durch die Steuerreform verzerrt ist.

Das gute Gewinnwachstum steht also auf einem soliden Fundament. Es sind nicht nur niedrigere Steuern, die einen Geldsegen bringen und die Erwartungen klein aussehen lassen. Der Gewinn steigt auch, weil Unternehmen ihren Umsatz deutlich steigern konnten. Das ist eine gute Nachricht und lässt hoffen, dass, wenn die Margen schon sinken werden, zumindest durch Umsatzwachstum mehr in die Kassen gespült wird.

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2 Kommentare

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  • Elchness
    Elchness

    "Mehr und mehr Unternehmen klagen über höhere Kosten bei Rohstoffen, Transport und Löhnen."

    Das nennt man dann Inflation, oder? Und dass dann die Umsätze steigen, da man die Kosten nun zumindest teilweise an die Kunden weitergeben wird, ist auch nicht weiter verwunderlich.

    Vielleicht verstehe ich das aber auch nicht richtig.

    12:24 Uhr, 04.05.2018
  • Hoeli
    Hoeli

    Die Quartalssaison ist der größte Marketing-Coup, den sich die Banken jemals ausgedacht haben. Banken sind die Geldgeber großer, börsennotierter Unternehmen. Außerdem halten sie selber die eine oder andere Aktie in ihrem Portfolio.

    Der Analyst steht auf der Gehaltsliste der Bank. Es ist für mich also kein Wunder, warum die Prognosen im Mittel ständig übertroffen werden. Hier muss man ja nur eins und eins zusammenzählen.

    17:28 Uhr, 03.05.2018

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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