Kommentar
08:52 Uhr, 30.03.2005

US-Notenbank setzt Zinserhöhungskurs fort

Die amerikanische Notenbank setzte in der Vorwoche ihren Zinserhöhungskurs fort und erhöhte die Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte auf nunmehr 2,75 Prozent. Die Renditen am amerikanischen Rentenmarkt zogen daraufhin weiter an. Am Devisenmarkt büßte der Euro gegenüber dem US-Dollar kräftig an Boden ein und fiel wieder unter die 1,30 USD-Marke. Ifo-Geschäftsklimaindex erneut schwächer.

Erwartungsgemäß hob der Offenmarktausschuss der Federal Reserve Bank (FOMC) die Zielrate für die Fed Funds um 25 Basispunkte an. Dies war der siebte Zinserhöhungsschritt seit Juni 2004. Binnen neun Monaten verteuerte sich der Geldmarktzinssatz damit um 1,75 Prozentpunkte auf jetzt 2,75 Prozent. Im Anschluss an die Zinserhöhung betonten die amerikanischen Währungshüter zwar einerseits, sie hielten an ihren "maßvollen" geldpolitischen Kurs fest. Andererseits wiesen sie aber darauf hin, dass sich der Inflationsdruck in den letzten Monaten erhöht habe. An den Anleihemärkten wurde dies als Hinweis darauf verstanden, dass bei den nächsten FOMC-Sitzungen größere Zinsschritte in Erwägung gezogen werden könnten. Die Renditen zehnjähriger amerikanischer Treasuries setzten in der Folge ihren seit mehreren Wochen andauernden Kurs fort und erhöhten sich auf über 4,6 Prozent, was zu entsprechenden Kursverlusten führte.

Im Gegensatz zum US-Bondmarkt zeigten sich die europäischen Rentenmärkte nahezu unverändert. Die durchschnittliche Umlaufrendite öffentlicher Anleihen in Deutschland erhöhte sich im Wochenverlauf lediglich um zwei Basispunkte. Dazu trugen nicht zuletzt schwache Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum bei. Wichtige Frühindikatoren wie der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex oder der italienische ISAE-Index gaben erneut nach und verpassten damit allen Konjunkturoptimisten einen neuerlichen Dämpfer. Anzeichen für einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung sind derzeit jedenfalls Fehlanzeige. Am Rentenmarkt herrschte auch deshalb die Meinung vor, die Europäische Zentralbank halte noch längere Zeit an ihrer zurückhaltenden Geldpolitik fest, wodurch vor allem im kürzeren Laufzeitenbereich keine allzu starken Kursbewegungen drohen. Allerdings ist noch nicht absehbar, wie die Zentralbanker auf die Entscheidung des Europäischen Rates reagieren werden, den Stabilitätspakt in seiner bisherigen Form faktisch außer Kraft zu setzen. In ersten Stellungnahmen kritisierten führende EZB-Vertreter den Beschluss der Staats- und Regierungschefs außergewöhnlich vehement. Ob dies zu konkreten geldpolitischen Schritten führt, ist derzeit nicht absehbar.

Die gewachsene Zinsdifferenz zwischen den Vereinigten Staaten und dem Euroraum schlägt sich auch in der Devisenmarktentwicklung nieder. Der Euro verlor im Verlauf der vergangenen Woche gegenüber dem US-Dollar über drei Prozent an Wert und fiel dadurch wieder unter die wichtige Marke von 1,30 US-Dollar.

Ausblick: Alle Blicke richten sich in dieser Woche wieder auf die Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktzahlen. Nach Einschätzung der Marktteilnehmer dürfte eine wiederum hohe Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze für anhaltenden Druck an den Rentenmärkten sorgen. Mit dem ISM-Index steht zudem eine weitere stark beachtete Konjunkturgröße zur Veröffentlichung an. Im Hinblick auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank fällt der Entwicklung der Geldmenge M3 eine wichtige Rolle zu, nachdem zuletzt Bedenken über eine zu starke Ausdehnung geäußert wurden. Für die Beurteilung der weiteren Konjunkturentwicklung kommt der Veränderung der Einkaufsmanagerindizes eine große Bedeutung zu. In Japan blicken die Marktteilnehmer auf den Tankan-Index, der Aufschluss darüber geben dürfte, in welcher Verfassung sich die japanische Wirtschaft in den kommenden Monaten präsentieren wird.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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