Kommentar
14:41 Uhr, 27.01.2005

US-Markt war durch Risikoscheu bestimmt

Großbritannien: In der letzten Woche wurden am britischen Markt einzelne Marktkapitalisierungssegmente deutlich bevorzugt. So gab der FTSE 100-Index in lokaler Währung 0,7 Prozent nach, während der auf mittelgroße Unternehmen ausgerichtete FTSE 250-Index seitwärts tendierte und der Hoare Govett Smaller Companies-Index 1,0 Prozent zulegte.
Das Kurs-/Gewinnverhältnis in den verschiedenen Marktkapitalisierungssegmenten befindet sich auf ähnlichem Niveau und die FTSE 100-Titel bieten höhere Renditen. Somit ist das Bewertungsniveau kein Argument mehr für kleinere britische Titel. Zudem ist die Anzahl der Neuemissionen am Markt nach einem zuletzt deutlichen Aufwärtstrend hoch. Dies entzieht dem Markt die technische Unterstützung, weshalb wir nun neutral gewichtet sind.
Die Gewinnmeldungen fielen in der letzten Woche größtenteils wie erwartet aus. Tesco ragte heraus und berichtete im Zusammenhang mit den Weihnachtsfeiertagen von sehr hohen Umsätzen. Dies spiegelt die anerkannt führende Position von Tesco in einem Segment wider, in dem die Umsätze über die Weihnachtsfeiertage uneinheitlich ausfielen. Darüber hinaus legten auch Wolseley und Enterprise Inns gute Zahlen vor.

USA: Der US-Markt war in der letzten Woche durch eine gewisse Risikoscheu bestimmt. So weiteten sich die Zinsdifferenzen von Unternehmensanleihen aus der Automobilbranche aus. Es gab Anzeichen dafür, dass das Wachstum der Geldmenge seinen Höhepunkt erreicht hat, was durch anhaltende Kommentare seitens der US-Notenbank sowie eine Serie schwacher Gewinnzahlen untermauert wurde.
Diese Faktoren trieben die Aktienkurse nach unten. Der S&P 500- und der NASDAQ-Index gaben in lokaler Währung 1,7 bzw. 3,8 Prozent nach.
Zu den Unternehmen, die enttäuschende Ergebnisse vorlegten, zählten UPS und 3M. Wir sind in beiden Aktien untergewichtet.
Gleichzeitig entwickelte sich die Energiebranche am besten. Hier bleiben wir übergewichtet. Unsere Gewichtung in Grundstoffwerten haben wir jedoch reduziert.
Außerdem beginnen sich Wachstumswerte (auf die wir uns innerhalb unserer Portfolios weiterhin konzentrieren) überdurchschnittlich zu entwickeln.

Europa: Europäische Aktien gaben in der letzten Woche nach. Der FTSE World Europe ex. UK-Index notierte in EUR 0,8 Prozent schwächer. Kleinere Unternehmen entwickelten sich etwas besser. Der HSBC Smaller Europe-Index stieg in EUR 0,8 Prozent an.
Wir haben am Markt in derzeit vernachlässigten Branchen auf Einzeltitelebene nach Anlagechancen Ausschau gehalten und eine Vielzahl interessanter Aktien entdeckt. Beispiele dafür sind der Arbeitsvermitter Adecco, Maersk aus dem Transportwesen und Fresenius aus dem Gesundheitswesen. Die Tatsache, dass es diese Anlagemöglichkeiten überhaupt gibt, unterstreicht den Wert unseres gründlichen, intern durchgeführten Research.
Ebenso wie am US-Markt stellen wir fest, dass die Wachstumswerte, die das Fundament unserer Portfolios bilden, allmählich eine überdurchschnittliche Wertentwicklung aufzeigen.

Japan: Der TOPIX-Index beendete die Woche in lokaler Währung 1,0 Prozent leichter, obwohl der JASDAQ-Index auf gleicher Basis ein moderates Plus von 0,1 Prozent vorlegte.
Die auf Unternehmensebene wichtigste Nachricht waren in dieser Woche die schwachen Ergebnisse von Sony. Die operativen Gewinne in 2004 sind im Vergleich zu den vorherigen Erwartungen des Unternehmens um 31 Prozent zurückgegangen. Sony litt unter den Einbrüchen der Preise bei vielen seiner wichtigsten Produkte. Dies unterstreicht die durch ausgeprägte Austauschbarkeit und einen scharfen Wettbewerb geprägte Natur des Marktes für digitale Konsumelektronik. Wir sind hier untergewichtet positioniert.
Ferner gab es in dieser Woche ermutigende Anzeichen dafür, dass sich der jüngste Aufwärtstrend bei den Büromieten auch in Form eines besseren Marktes für Wohnimmobilien auszuwirken beginnt. Dies ist für den Binnenkonsum, der der Konjunkturerholung in Japan bis jetzt noch gefehlt hat, eine gute Nachricht.

Asien & Schwellenländer: Die asiatischen Märkte litten in der letzten Woche unter dem weltweiten Rückgang der Risikobereitschaft. Der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index büßte in USD gerechnet 0,7 Prozent ein.
Wir haben unsere Übergewichtung in Korea, die uns zuletzt zugute gekommen ist, beibehalten. Das Unternehmer- und Verbrauchervertrauen ist nach wie vor sehr gering. Es scheint aber in Form von Ankurbelungsmaßnahmen in der Wahlkampfzeit, steigenden Investitionsausgaben der Unternehmen und einem stark ansteigenden ausländischen Kaufinteresse am Markt Licht am Ende des Tunnels zu geben.
Wir beurteilen die Zukunftsaussichten Koreas nach wie vor optimistisch und haben Titel der Kookmin Bank zugekauft. Dort senkt eine neue Unternehmensleitung die Kosten, und das Bewertungsniveau ist attraktiv.
Weiterhin haben wir Lateinamerika innerhalb unserer global ausgerichteten Fonds auf neutral reduziert. Die Gründe dafür sind Besorgnisse um die US-Leitzinsen und das hohe Bewertungsniveau aufgrund der hervorragenden Wertentwicklung der Region in 2004.

Anleihen: Die Märkte für Staatsanleihen tendierten in der letzten Woche uneinheitlich. US-Staatsanleihen stiegen leicht an, da die Anleger die hohen Zinsdifferenzen nutzten, um auf Kosten europäischer Papiere in US-Anleihen einzusteigen. Gleichzeitig wurden britische Staatsanleihen (Gilts) von einer Verkaufswelle erfasst, weil der unerwartet hohe Verbraucherpreis-Index erneut Diskussionen um die Möglichkeit steigender britischer Leitzinsen auslöste.
Wir sind im Hinblick auf die einzelnen Marktsegmente neutral und bezüglich der Währungen größtenteils neutral ausgerichtet. Im Rahmen unserer Staatsanleihenportfolios sind wir bei der Duration weiter untergewichtet positioniert.
Bei Papieren mit Investmentstatus schwanken, besonders innerhalb der Automobilbranche, die Renditen. Speziell Anleihen von General Motors waren aufgrund aufgekommener Ängste vor einer Zurückstufung der Bonität betroffen. Diese Besorgnisse nahmen im weiteren Verlauf der Woche ab und lösten eine Erholung aus.
Am Markt für Hochzinsanleihen macht sich ebenfalls eine gewisse Nervosität breit, obwohl der Markt auch an schwachen Tagen weiter stark nachgefragt wurde. Wir haben unsere Positionen weiter reduziert, um damit dem asymmetrischen Risiko am Markt Rechnung zu tragen.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten