Kommentar
14:07 Uhr, 15.03.2005

US-Märkte fallen wegen Inflationssorgen

Inflationssorgen – teils ausgelöst durch höhere Öl- und Rohstoffpreise - drückten in der letzten Woche auf die Stimmung an den US-Märkten, da Anleger sogleich ein deutliches Anziehen der Zinszügel befürchteten. Zum Wochenschluss nahmen die Befürchtungen wegen des am Freitag veröffentlichten US-Handelsdefizits zu, das höher ausgefallen war als erwartet. Wegen der jüngsten Dollar-Schwäche waren einige Marktbeobachter von einer Verringerung des Defizits ausgegangen, aus den Januarzahlen aber ging hervor, dass sich das Loch um 2,6 Mrd. USD auf 58,3 Mrd. USD vergrößert hat. Für etwas Erleichterung sorgte da die Nachricht, dass das Technologie-Schwergewicht Intel seine Umsatz- und Margen-Prognosen für das erste Quartal anhebt.

In der vergangenen Woche traten japanische Aktien größtenteils auf der Stelle. Die Angst vor negativen Auswirkungen des beschleunigten US-Preisauftriebs untergruben das Anlegervertrauen zum Wochenende hin, Intels Prognosekorrektur nach oben aber stützte zumindest die Kurse von Technologiefirmen.

Im Wochenverlauf tendierten die europäischen Märkte rückläufig und folgten damit den Vorgaben ihrer US-Pendants. Der CAC-40 verlor in der Woche 1,0%, der DAX büßte 1,4% ein. Auch die britischen Märkte gaben nach, wobei die Ölschwergewichte BP und Shell unter Gewinnmitnahmen litten.

Die asiatisch-pazifischen Märkte konnten sich in der letzten Woche behaupten. Der Hang Seng stieg um 1,2%, während der koreanische Aktienmarkt um 1,0% und der taiwanesische um gerade einmal 0,2% nach oben kletterten.

In der letzten Woche kam es an den Staatsanleihemärkten zu einer drastischen Verkaufswelle bei US-Treasuries. Hierzu beigetragen hatten u.a. Äußerungen des japanischen Ministerpräsidenten Koizumi, der laut über die Möglichkeit nachdachte, dass Japan seine Auslandsreserven stärker diversifizieren und hierzu US-Dollar-Anlagen verkaufen könnte. Im weiteren Verlauf setzten die Renditen von Treasuries ihren Anstieg bei gleichzeitigem Kursrückgang fort. Diesmal waren vor allem Inflationssorgen sowie das höher als erwartet ausgefallene US-Handelsbilanzdefizit ausschlaggebend.

Eine schwierige Woche erlebte der US-Dollar an den Devisenmärkten, ausgelöst vor allem durch die enttäuschenden Zahlen zum US-Handelsdefizit. Zu den zentralen Faktoren für den schwachen US-Dollar gehören die ausufernden US-Handels- und Haushaltsdefizite.

Auch in der letzten Woche konnten die Rohstoffmärkte markante Zugewinne verbuchen. Bedingt durch den weiteren Anstieg des Ölpreises schnellte der CRB Commodity Futures Index im Wochenverlauf auf ein 25-Jahreshoch. Und parallel zum schwachen Dollar verteuerte sich Gold.

Die drei Bären?

Wie Sie sich vielleicht erinnern, ging es letzte Woche an dieser Stelle um das Goldilocks-Szenario für die US-Wirtschaft. In dieser Woche nun kehrten die drei Bären in Form steigender Anleiherenditen, eines fallenden Dollar und schwächerer Aktienmärkte zurück. Von seinem Tief im Februar hat sich die Rendite zehnjähriger US-Treasuries inzwischen um 55 Basispunkte erholt und damit die im letzten August gesehene Bandbreite durchbrochen. Ähnlich sieht das Handelsmuster beim Dollar aus. Im Februar erreichte der Greenback seinen vorläufigen Höchststand in diesem Jahr und befindet sich seitdem im Sinkflug. Letzten Montag erreichten die US-Aktienmärkte ihr Jahreshoch, die Woche aber schlossen sie mit negativem Vorzeichen ab. Dahinter verbergen sich Bedenken wegen der ausufernden Defizite und die Angst vor einem möglichen Inflationsschub (die nach oben schnellenden Rohstoffpreise lassen grüßen). Sollten Anleger also mit Blick auf US-Anlagen auf die pessimistische Linie einschwenken? Wir für unseren Teil bleiben vorerst gelassen. Auch wenn die Bewegungen wirklich heftig waren, war ein Anstieg bei den Anleiherenditen überfällig. Im Jahresverlauf aber dürfte der US-Dollar von steigenden US-Zinsen und Anleiherenditen profitieren. Und schließlich dürften auch die Kurse weiter anziehen, während der Markt von Zyklikern und Titeln mit mittlerer und geringer Börsenkapitalisierung in höherwertigere, größere Namen umschichtet.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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