US-Konjunkturdaten schüren Rezessionsängste
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US-Konjunkturdaten sind derzeit nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Jede neue Veröffentlichung dämpft den noch vorhandenen Optimismus ein weiteres Stückchen. Die Anzeichen verdichten sich jedenfalls, dass die amerikanische Wirtschaft vor einem sehr schwierigen ersten Halbjahr 2008 steht. Auf besondere Beachtung stießen zuletzt die Umfragen unter den Einkaufsmanagern (ISM-Index) sowie der US-Arbeitsmarktreport. Mit 47,7 Punkten lag der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe erstmals seit 2003 wieder deutlich unter der 50-Punkte-Linie, welche als Schwelle zwischen einer expandierenden und einer schrumpfender Wirtschaft gilt. Die Eintrübung des Geschäftsklimas dürfte nicht zuletzt eine Folge der Finanzmarktturbulenzen der letzten Monate sein.
Noch gravierender erscheint der Einbruch am Arbeitsmarkt. Wie am Freitag berichtet wurde, verringerte sich der Beschäftigungsaufbau im Dezember auf 18.000, wobei in der Privatwirtschaft sogar ein Rückgang zu konstatieren war. Die Arbeitslosenquote kletterte dadurch auf 5,0 Prozent, den höchsten Wert seit November 2005. Insbesondere die Krise im Immobiliensektor zieht zusehends weitere Kreise.
Rohstoffmärkte mit Blitzstart
Bislang völlig unbeeindruckt von den schwachen US-Konjunkturdaten legten die Rohstoffmärkte einen blitzsauberen Start ins Jahr 2008 hin. Rohöl und Gold erreichten neue Rekordstände. Für ein Barrel Öl mussten in der ersten Januarwoche zeitweise mehr als 100 Dollar bezahlt werden. Die Feinunze Gold kostete 870 Dollar und hat damit den alten Rekord aus dem Jahr 1980 (850 US-Dollar) endgültig geknackt. Die starke Nachfrage nach Gold deutet darauf hin, dass die Inflationssorgen an den Märkten trotz nachlassender US-Konjunktur nicht abnehmen, sondern eher noch im Steigen begriffen sind. Zudem lässt die Zunahme geopolitischer Risiken - Stichwort Pakistan - viele Anleger in den traditionell sichersten allen Häfen fliehen.
Rentenmärkte mit Kursrallye
Die schwachen US-Konjunktursorgen regten auch die Fantasie der Rentenmarktteilnehmer an. Er wird inzwischen offen darauf spekuliert, dass die amerikanische Notenbank bereits bei ihrer Sitzung im Januar die Zinsen erneut senken wird. Dabei rechnen die Auguren nicht nur mit einer Zinssenkung um bescheidene 25 Basispunkte, sondern gleich mit einem kräftigen Schluck aus der geldpolitischen Pulle - sprich einer Zinssenkung um 50 Basispunkte.
Die Aussicht darauf sorgte an den internationalen Rentenmärkten für kräftige Renditerückgänge. Zehnjährige US-Schatzanweisungen gaben um beachtliche 15 Basispunkte nach. In deren Sog verringerte sich die Rendite von Bundesanleihen um 17 Basispunkte. Die Märkte scheinen nicht unbedingt überzeugt davon zu sein, dass sich die hiesige Konjunktur von der US-Wirtschaftsentwicklung abkoppeln kann. Den Rentenmarktinvestoren kann es nur Recht sein: Sie gewannen auf Indexebene (JP Morgan EMU Bond Index) im Wochenverlauf immerhin 1,1 Prozent.
Auch der Euro geht wieder auf Höhenflug
Bei einer Zinssenkung in den USA um 50 Basispunkte läge der Leitzinssatz bei 3,75 Prozent und damit unter dem Niveau der Eurozone. Die Aussicht auf ein völliges Verschwinden des US-Zinsvorsprungs brachte den US-Dollar gegenüber dem Euro wieder unter erheblichen Abwertungsdruck, nachdem sich in jüngster Zeit eine gewisse Entspannung abzeichnete. Die Marke von 1,50 US-Dollar je Euro, die bereits im November schon einmal kurz vor dem Fall stand, ist wieder ins Visier der Devisenmarktstrategen gerückt. Entscheidende Markttreiber sind die Konjunkturerwartungen und die daraus resultierenden Zinsprognosen.
Ausblick
In Europa richten sich die Blicke in der dieser Woche vor allem die Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE). Die EZB dürfte ihrem Kurs treu bleiben und den Hauptrefinanzierungssatz bei 4,0 Prozent belassen. Zwar haben sich die in letzter Zeit bekannt gegebenen Konjunkturdaten (Einkaufsmanagerindizes, Ifo-Index) ebenfalls abgeschwächt. Allerdings blieben die überschaubaren Rückgänge weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Positive Ausreißer wie die deutschen Arbeitsmarktdaten sorgten sogar für Farbtupfer vor eher grauem Hintergrund. Auf der anderen Seite liegt die Inflationsrate mit 3,1 Prozent signifikant über dem EZB-Zielwert, sodass eine Zinssenkung von dieser Warte nicht in Frage kommt.
Anders sieht es bei der BoE aus. Nach der jüngsten Zinssenkung um 25 Basispunkte rechnen die Marktteilnehmer mit weiteren Schritten in diese Richtung. Es herrscht indes keine Einigkeit darüber, ob die nächste Zinssenkung schon auf diesem Meeting erfolgt oder erst im kommenden Monat. Für die USA steht dagegen eine eher datenarme Woche bevor.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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