Kommentar
15:59 Uhr, 04.06.2004

US-Konjunktur - Vom Buckel zum Höcker?

Die Diskussion über das Konjunkturbild in den USA wurde lange geprägt von der Frage nach der Nachhaltigkeit. Konsens ist, dass die reale Expansion im ersten Halbjahr stark ist. Doch wie entwickelt sich die Konjunktur anschließend?

Kommt es zum so genannten "Buckelwachstum", d.h. kühlt sich das reale Wachstum in der zweiten Jahreshälfte spürbar ab? Hinter diesem Konjunkturszenario stehen zwei Triebfedern: Einerseits der Impuls von der Geldpolitik. Die US-Notenbank hält die Leitzinsen mit 1% nach wie vor auf dem niedrigsten Stand seit 45 Jahren. Andererseits der fiskalische Impuls, der über Steuerrückerstattungen den privaten Konsum stützt. Die Wirkung beider Stimuli zeigte sich in der realen BIP-Zuwachsrate im ersten Quartal. Die US-Ökonomie legte annualisiert um 4,4% zu. Die Hauptwachstumsbeiträge kamen mit 2,7 bzw. 1,6 Prozentpunkten vom privaten Konsum und den Investitionen.

Die expansiv wirkenden Impulse werden sich in den nächsten Wochen allerdings abschwächen. Die Steuerrückstattungen werden mit Ende des zweiten Quartals auslaufen und hinsichtlich der Geldpolitik hat die Fed die Marktteilnehmer in ihren letzten Kommuniqués auf eine bevorstehende Zinserhöhung vorbereitet.

Zeichnet sich somit der "Buckel" ab?

Bis vor einigen Wochen sah es tatsächlich so aus, denn der Aufschwung ging völlig am Arbeitsmarkt vorbei. Das Wort "jobless recovery", einem Aufschwung ohne Beschäftigungszuwächse, machte die Runde. Hiervon kann mittlerweile keine Rede mehr sein, denn: Der Aufschwung ist am Arbeitsmarkt angekommen. Im März stieg die Anzahl der Beschäftigten um mehr als 300.000 an. Auch der Arbeitsmarktbericht für April (+ 288.000) bestätigt zusammen mit dem Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe den von der Konjunktur auf den Arbeitsmarkt übergesprungenen Funken und lässt mehr als hoffen, dass ein stärker als erwarteter Beschäftigungszyklus eintritt.

Wichtig: Die Daten zur Entwicklung der Produktivität und den Lohnstückkosten belegen, dass die Beschäftigten an der gestiegenen Produktivität durch höhere Löhne partizipieren. Damit wird die Einkommensentwicklung von zwei Aspekten flankiert: Dem Beschäftigungsaufbau und der Verteilung der durch die Produktivität entstandenen Spielräume.

Zudem hat die Industriekonjunktur deutlich an Schwung gewonnen: Nach einem leichten Rückgang im März legte die Industrieproduktion im April 0,8% (m/m) zu. Auch der Anstieg der Kapazitätsauslastung auf 76,9% überraschte positiv.

Was bedeutet dies für das zweite Halbjahr?

Sollte der Beschäftigungszyklus anhalten, dürfte die bis vor Kurzem erwartete Abkühlung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität ausbleiben bzw. deutlich gedämpfter ausfallen. Daran ändern auch der hohe Benzinpreis und die damit verbundenen Einkommensverluste kaum etwas, wie sich aktuell in den Stimmungsindikatoren zeigt. Diese stagnieren mehrheitlich auf hohem Niveau. Da das Konjunkturbild für das zweite Halbjahr intakt ist, wird auch dem befürchteten "Buckel" höchstens ein "Höcker".

Quelle: dit

Der dit (Deutscher Investment Trust) verfügt über mehr als 45 Jahre Fondsmanagement-Erfahrung in Deutschland und ist Teil einer der größten Vermögensverwalter der Welt - der Allianz Dresdner Asset Management. Die Gesellschaft verwaltet derzeit in über 700 Wertpapier- und Geldmarktfonds ein Anlagevolumen von über 125 Mrd. Euro.

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