Kommentar
19:00 Uhr, 03.08.2007

US-Immobilienkrise weitet sich aus - Angst vor Kreditklemme stärkt den US-Dollar?

Erwähnte Instrumente

Jetzt ist es amtlich: Die US-Immobilienkrise beschränkt sich nicht nur auf Corporate America. In der vergangenen Woche musste die deutsche Mittelstandsbank IKB eingestehen, sich im Geschäft mit so genannten „Collateralized Debt Obligations“ (CDO) und Kreditderivaten eine blutige Nase geholt zu haben. Es folgte eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr. Die 40%ige Anteilseignerin der IKB, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), eilte mehr oder minder freiwillig mit einer Finanzspritze von 8,1 Milliarden EUR zur Hilfe. CDOs bündeln das Kreditrisiko verschiedener Schuldner und teilen das Portfolio in Tranchen unterschiedlicher Risikoklassen auf. In den letzten beiden Jahren ist das Handelsvolumen dieser Assetklasse explodiert und damit die Nachfrage nach Unternehmensanleihen und Kreditderivaten. CDOs sind aber relativ illiquide Instrumente und in Zeiten erhöhter Risikoaversion verteuern sich hier ebenso wie bei Unternehmensbonds die Refinanzierungsmöglichkeiten.

Eine ebenfalls saftige Gewinnwarnung hat zuletzt der größte US-Hypothekenfinanzierer „Countrywide Financial“ abgegeben. Der Überschuss soll in der aktuellen Periode um rund ein Drittel niedriger ausfallen. Schuld sei die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt bzw. die höhere Ausfallquote bei (privaten) Finanzierungen, begründete Countrywide Financial. Kein Wunder, verhaart die „Fed Funds Rate“ doch seit über einem Jahr bei 5,25%. Irgendwann mussten sich doch die zahlreichen Zinserhöhungen durch die Fed auf die Kreditlandschaft auswirken, könnte ein Zyniker sagen. Es ist naiv anzunehmen, dass Kreditrisiken aus dem System verschwinden, indem die Forderungen aus den Bilanzen herauslöst, in Portfolios neu gemischt und danach an andere Investoren verkauft werden.

Das ist korrekt, allerdings verzeichnen die Countrywides, Wachovias oder Bank of Americas vor allem Ausfälle im spekulativeren Bereich, d.h. Kredite von Schuldnern mit geringer Bonität – auch „subprime mortgages“. Deren Auswirkungen auf den Sektor mit bonitätsmäßig guten Schuldnern haben sich bisher in Grenzen gehalten. Dennoch erhöhten die amerikanischen Hypothekenfinanzierer im Schnitt ihre Risikovorsorge um das Fünffache. Kein Wunder, sind seit Jahresbeginn über 100 US-Firmen aus dem Kreditgewerbe in Zahlungsschwierigkeiten geraten oder sogar bankrott gegangen. Auch wenn subprime mortgages nicht die Regel und die Häuser (reale Vermögen) der säumigen Kunden nicht über Nacht wertlos sind, hat die Immobilienkrise vor allem auf psychologischer Seite das Zeug dazu, den Devisenmarkt und damit die Entwicklung von EUR/USD eine Weile zu beeinflussen.

Denn der US-Dollar hat sich in Zeiten steigender Risikoaversion als eine Art „sicherer Hafen“ etabliert. Gefragt sind natürlich auch die defensiven Währungen wie der Yen und Franken, knirscht es im weltweiten Wirtschaftsgebälk. Jedoch profitierten Yen und Franken besonders von der Rückführung von Carry-Trades. Ein beliebtes Spiel: Erhöht sich die Volatilität und damit das Verlustrisiko für Carry-Trades, werden diese schlagartig zurückgefahren. Beruhigt sich der Devisenmarkt wieder, kehren die Zinsarbitrageure in Scharen zurück. Der Greenback gewinnt dank der Repatriierung von im Ausland veranlagten US-Dollar. Denn welcher Anleger will sich zu einem möglichen Minus bei Aktien- oder Rohstoffinvestments noch dem zusätzlichen Risiko durch den Wechselkurs aussetzen? Hinzu kommt die Flucht in US-Staatspapiere, immer noch eine der krisenfestesten Anlagen der Welt.

Die Kernschmelze der beiden Hedgefonds von Bear Stearns hat es gezeigt: Das systemische Risiko liegt nicht in faulen Hypotheken, sondern in der Spekulation mit solchen über CDOs bei gleichzeitigem Einsatz von hohen Hebeln. Bis zu 20 Milliarden USD hat Bear Stearns mit seinen zwei Hedgefonds vernichtet. Entsprechend hat Standard & Poor’s zahlreiche CDOs abgewertet. Das Problem: Wenn in einem großen aber durch externe Schocks relativ leicht auszuhebelnden Markt die Liquidität, d.h. die Nachfrage, plötzlich zum Erliegen kommt und alle durch dieselbe schmale Tür den Raum verlassen wollen, kann es zum Super-Gau kommen. Eine Kreditklemme in Folge gestiegener Risikoaufschläge mit negativen Auswirkungen auf die Aktien- und Rohstoffmärkte ist aus derzeitiger unwahrscheinlich, da das weltweite Finanzsystem widerstandsfähiger als noch zu LTCM-Zeiten ist. Hinzu kommt, dass die fundamentale Lage heute besser ist als zur „Savings-and-Loans“-Krise zwischen 1987 und 1992.

Das Subprime-Segment gibt es seit Mitte der 1990er Jahre. Dessen Marktanteil lag bis Ende 2003 bei maximal 5,0% aller Hypotheken. Bis zum Dezember letzten Jahres hatte sich dieser Wert auf 15,0% verdreifacht. Immer wieder ist im Kreditzyklus zu beobachten, dass eine einfachere Refinanzierung auch das Risiko reduziert. Der Grund ist, dass die Schuldner ihre Kredite durch immer günstigere bedienen können. Die Finanzdienstleiter reagieren darauf zumeist mit einer weiteren Lockerung der Kreditstandards. Genau dies war im Zeitraum 2003 bis 2005 in den USA der Fall. Die Kreditpyramiden kehren sich aber bei steigenden Zinsen um und treiben die Ausfallraten in die Höhe – ein „normaler“ Prozess, der sich leider im Subprime-Segment aufgrund seiner speziellen Kundschaft potenziert.

Schwer abzuschätzen ist daher, wie lange noch die Krise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt dauern wird und ob sie die Weltkonjunktur in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnte. Selbst Fed-Chef Ben Bernanke hat sich zuletzt nur zu einem "es könnte noch etwas Zeit brauchen, bis Besserung eintritt“ hinreißen lassen. Den möglichen Schaden durch subprime mortgages bezifferte er auf 50 bis 100 Milliarden USD. Allerdings steht Bernanke Gewehr bei Fuß – auch wenn es die Dollarbullen nicht hören wollen –, um im Fall einer sich zuspitzenden Krise den Geldhahn aufzudrehen und die US-Wirtschaft zu schützen. Das ist das Ass im Ärmel der Weltkonjunktur. EUR/USD dürfte vor diesem Hintergrund noch zwischen der zuletzt erfolgreich getesteten Ausbruchszone von 1,3630-80 und dem Allzeithoch von 1,3853 hin und her gerissen bleiben. Unter 1,3580 darf EUR/USD indes nicht fallen, da sich ansonsten das Chartbild spürbar eintrübt. Erst wenn die Risikoaversion der Anleger wieder sinkt, dürfte der US-Dollar erneut fallen. Bis Jahresende bleibt unser Kursziel von 1,4000 bestehen.

Christian Pohl - Head of Research bei der FX Direkt Bank

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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