Kommentar
10:18 Uhr, 30.01.2017

US-Finanzen droht unter Trump dramatische Schieflage

Die US-Finanzen steuern unter der neuen, von Donald Trump angeführten Regierung vermutlich auf eine dramatische Schieflage zu, die dem Land langfristig seine Handlungsfähigkeit nehmen könnte. Diese Meinung vertrat Dr. Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der auf Einladung von AXA Investment Managers gestern auf dem Fondsprofessionell-Kongress in Mannheim einen Ausblick auf die Zukunft der Supermacht wagte.

„Sicherlich sind Investitionen in die marode US-Infrastruktur notwendig, die Frage ist aber, wie das geplante 1000-Milliarden-Ausgabenprogramm zu finanzieren ist“, erläuterte der US-Kenner. Die Schuldenlast werde künftig vermutlich noch um einiges vergrößert werden, wenn in absehbarer Zeit die „demographische Zeitbombe“ die Sozialkassen sprenge. Gemeint ist damit der Eintritt von immer mehr Babyboomern in das Rentenalter, der Social Security, Medicaid und Medicare überfordern könnte.

Schon jetzt sei die Gesamtverschuldung des US-Haushalts alarmierend. Sie habe sich seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/08 auf derzeit 19 Billionen Dollar verdoppelt. Allein die auf den Finanzmärkten durch Staatsanleihen finanzierte Verschuldung des Bundes belaufe sich heute schon auf drei Viertel (74 Prozent) der Wirtschaftsleistung (BIP). „Im historischen Vergleich – etwa zum Durchschnitt der vergangenen 50 Jahre von 39 Prozent – ist das ohnehin schon besorgniserregend“, so Braml.

Gleichzeitig seien weitere Einnahmeverluste auf der Steuerseite zu erwarten: Denn der neue US-Präsident Trump werde seine Investitionsvorhaben vermutlich nur dann im US-Kongress durchsetzen können, wenn er der republikanischen Mehrheit dort Steuererleichterungen für Unternehmen zusage.

Probleme drohen nach Bramls Meinung zudem auch auf der internationalen Finanzierungsseite des Defizits. Amerikas Verschuldung sei kein größeres Problem gewesen, solange das Ausland bereit gewesen sei, die aus Exportüberschüssen erwirtschafteten Währungsreserven den USA wieder als Kredite zur Verfügung zu stellen, damit die Supermacht über ihre Verhältnisse wirtschaften konnte. „Doch jetzt sinkt die Bereitschaft Chinas, diesen Kurs fortzusetzen. Das Land will sich emanzipieren.“

Insgesamt drohe eine dramatische Schieflage der US-Finanzen, die nur durch eine weiter expansive Geldpolitik der Zentralbank abgemildert werden könnte, wodurch die Schulden entwertet würden. Hier sei jedoch das Instrumentarium erschöpft. Es drohen die Handlungsunfähigkeit der Regierung und eine Blase am Aktienmarkt, die nur durch das billige Zentralbankgeld genährt werde.

Nach Bramls Auffassung ist daher die derzeitige Euphorie verfehlt, mit der die Börse Trumps Ausgabenpolitik feiere. Es könnte zwar kurzfristige Möglichkeiten geben Gewinne zu erzielen – etwa mit hochverzinslichen kurz laufenden US-Unternehmensanleihen. Langfristig rät er jedoch zur Vorsicht.

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