Kommentar
11:37 Uhr, 03.05.2006

US-Dollar weiter unter Druck

Die Renditen am US-Rentenmarkt entfernen sich zusehends von der 5-Prozent-Markte. US-Dollar fällt gegenüber dem Euro auf ein 11-Monatstief. Keine EZB-Zinserhöhung in dieser Woche erwartet. US-Arbeitsmarktdaten stehen im Fokus der Kapitalmarktteilnehmer.

US-Wirtschaft mit kräftigem Wachstum

Vor allem dank eines regelrechten Investitionsbooms erhöhte sich die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten im ersten Quartal 2006 gegenüber dem Vorquartal um aufs Jahr hochgerechnete 4,8 Prozent. Damit hat die US-Wirtschaft die leichte Wachstumsschwäche von Ende 2005 überwunden. Neben den Investitionen der Unternehmen entpuppten sich auch die Konsumtätigkeit der privaten Haushalte und die Staatsausgaben als Wachstumstreiber. Dagegen blieben Impulse von der außenwirtschaftlichen Flanke aus. Zwar haben die Exporte leicht zugelegt, da aber die Importe noch stärker zunahmen, verschlechterte sich der Außenbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt etwas. In das insgesamt freundliche US-Konjunkturbild passen auch die jüngsten Signale vom ISM-Einkaufsmanagerindex. Der wichtige Frühindikator verbesserte sich erneut und notiert jetzt bei 57,3 Punkten, dem höchsten Stand seit fünf Monaten.

Am US-Rentenmarkt führten die Konjunkturmeldungen gepaart mit wieder steigenden Inflationssorgen für erneuten Druck auf die Kurse festverzinslicher Wertpapiere. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries erhöhte sich im Wochenverlauf um 13 Basispunkte auf gegenwärtig 5,14 Prozent. So hoch rentierten die Titel zuletzt im Mai 2002. Die Zinskurve hat nach dem jüngsten Renditeanstieg nunmehr wieder über alle Laufzeiten einen leicht steigenden Verlauf. Eine Fortsetzung der Renditesteigerungen am langen Ende kann im Moment nicht ausgeschlossen werden, wenngleich in Erwartung einer wirtschaftlichen Abkühlung im zweiten Halbjahr das Ausmaß des Anstiegs begrenzt sein sollte.

US-Dollar weiter unter Druck

Der Höhenflug des Euro gegenüber dem US-Dollar geht weiter. Die Gemeinschaftswährung notierte zeitweise bei 1,27 US-Dollar. Dies war der höchste Stand seit fast einem Jahr. Hintergrund dieser Entwicklung: Am Markt wird davon ausgegangen, dass die US-Notenbank nach der erwarteten Zinserhöhung im Mai auf 5,0 Prozent erst einmal eine Pause einlegen wird. Weitere Zinserhöhungen wird es nur dann geben, wenn die Konjunktur- und Inflationserwartungen dies rechtfertigen. Demgegenüber wird fest damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank den Zinsunterschied zu den USA im Jahresverlauf spürbar verringern wird. Damit steigt aber die relative Attraktivität von Euro-Anlagen. Zudem hat es den Anschein, als ob das Thema US-Zwillingsdefizit (in Leistungsbilanz und staatlichem Budget) in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer wieder an Bedeutung gewinnt. Vor diesem Hintergrund ist eher zur Vorsicht bei Anlagen im US-Dollar zu raten.

Euroland: Renditeanstieg unterbrochen

Nach den Kursverlusten der Vorwochen verliefen die zurückliegenden Tage an den europäischen Bondmärkten eher ruhig. Der Blick richtet sich jetzt auf die EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag. Zwar rechnet die Mehrzahl der professionellen Auguren nach den jüngsten Äußerungen von Jean-Claude Trichet nicht mit einer Zinserhöhung bereits im Mai. Der Juni-Termin ist indes für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf 2,75 Prozent fest gebucht. Bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Ratssitzung sollte dies noch einmal bestätigt werden. Der makroökonomische Datenkranz bietet hierfür auch die notwendigen Voraussetzungen. Zum einen deuten fast alle wirtschaftlichen Indikatoren auf eine kräftige Konjunkturbelebung in den kommenden Monaten hin. Zum anderen nimmt der Druck von der Inflationsseite wieder zu. Die ersten Schätzungen für April haben ergeben, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex um 2,4 Prozent gestiegen ist. Damit entfernt sich die EZB wieder stärker von ihrem Zielwert von zwei Prozent. Zudem liegt das Kredit- und Geldmengenwachstum über den Vorgaben der Währungshüter. Am Terminmarkt sind vor diesem Hintergrund bereits Zinserhöhungen auf bis zu 3,25 Prozent bis Jahresende eingepreist. Geldmarktpapiere sowie kurz laufende Rententitel gewinnen damit zusehends an Attraktivität.

Ausblick:

Neben der EZB-Ratssitzung stehen im Euroraum die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Servicesektor im Mittelpunkt des Interesses. Zudem werden die europaweiten Arbeitsmarktdaten und Einzelhandels-umsätze veröffentlicht. Aufschluss über die weitere Inflationsentwicklung könnte die Bekanntgabe der Erzeugerpreise geben. In den USA sind alle Blicke auf die Arbeitsmarktdaten, die am Freitag vorgestellt werden, gerichtet. Eine Zunahme der Beschäftigung von deutlich über 200.000 dürfte zu weiterem Druck auf den US-Rentenmarkt führen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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