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13:16 Uhr, 07.01.2003

US-Börsen: Wie läuft es in 2003?

Das neue Jahr hat sehr euphorisch begonnen für die Aktienmärkte. Einige der Sorgen der letzten Wochen scheinen vergessen und Anleger finden sich vornehmlich auf der Käuferseite wieder.

Bestätigung finden sie freilich durch die so genannten "Börsenindikatoren", denen die abergläubischen Amerikaner seit langem anhängen. Da wäre zum Beispiel der "Januar-Indikator" zu nennen, der besagt, dass es mit einer großen Wahrscheinlichkeit ein Bullenjahr wird, wenn der Januar positiv beendet werden kann. Doch schon wenn von der Performance des ersten Handelstages schließen viele Börsianer auf das Gesamtjahr. Somit müsste der Abwärtstrend tatsächlich erst einmal zum Stoppen kommen.

Doch Kritiker warnen bereits wieder vor überschwänglicher Euphorie. In einer kürzlich erfolgten Umfrage konnten sich nur 3 von 65 "Börsenexperten" vorstellen, dass der Dow Jones wieder einmal im negativen Terrain zum Jahresende schließen wird. Als Hauptargument wurde darauf verwiesen, dass der Markt nicht vier Jahre in Folge fallen könne. Tatsächlich hat es dies nur einmal im 20.Jahrhundert gegeben, und zwar in den Kriegsjahren 1939-1942.

Doch war es in der Vergangenheit stets ratsam gewesen, nicht auf die Mehrzahl dieser "Prognosekünstler" zu hören: Im Jahr 2002 hatte zu Beginn keiner der 22 befragten "Experten" vorausgesehen, wie weit der Dow Jones fallen würde. Die meisten waren von steigenden Kursen ausgegangen. Auch im Jahr 2001 überschätzte jeder die Performance des Dow Jones in jenem Jahr.


Die Psychologie der Investoren hoffe auf alle Fälle auf ein positives 2003, so Thomas Weisel`s Tim Heekin. Er erwartet in dieser Woche eine um vielleicht 2-5% Punkte steigende Börse, da Anleger in der ersten ganzen Handelswoche des Jahres einen vorsichtigen Schritt in den Markt machen dürften.

Hoffnung verbreitet auch ein anstehendes Stimulationspaket durch Präsident Bush. So sollen Steuerentlastungen in einer Grössenordnung von $600 Mrd. über die kommenden 10 Jahre verteilt werden. Die US Regierung verspricht sich davon, die Arbeitslosenrate unter die 6% zu drücken, die Aktienkurse sollen 10% ansteigen, die Konsumentenausgaben weiter angekurbelt werden und das Wachstum soll sich wieder beschleunigen. Risiken des Programms sind beispiesweise ein steigendes Budgetdefizit, das auch steigende Zinsen auslösen könnte.

In dieser Woche seien vor allem die heutigen Zahlen zum Service Sektor und die Arbeitsmarktzahlen am Freitag ausschlaggebend. Der Dollar dürfte auch weiter angesichts der Kriegsängste und wirtschaftlichen Unsicherheit schwächeln, der Ölpreis bewegt sich nahe einem 2-Jahres Hoch. Alles in allem exisitieren viele Unsicherheitsfaktoren, doch die Performance der ersten Handelstage des Jahres seien weltweit mit positiven Vorzeichen vergangen, was lt. Händler Anlass zur Hoffnung gibt.


Ein schöner Kurssprung vollzog am Montag die US-Börse. Sowohl die Blue Chips des Dow Jones stiegen an (+1,85% auf 8760 Punkte) als auch die Hightechs der Nasdaq (+2,47% auf 1421 Punkte). Während fast des gesamten Handelsverlaufs herrschte eine sehr positive Stimmung vor. Die Kurse konnten nach und nach neue Tageshochs erklimmen.

Die Nasdaq 100 war mit +2,89% der Outperformer. Am stärksten stiegen hier die Papiere von Brocade, Ciena und JDS Uniphase mit Kursgewinnen um die 10%-Marke. Mehr als 3% verloren die Aktien von Patterson, Electronic Arts und USA Networks.

Relativ schwach entwickelten sich Aktien aus den Bereichen Biotech und Internet, die ersten konnten kaum zulegen, die letzteren verloren gar 1,3%. Um knapp 3% stiegen die Sektoren Software und Computer, um etwa 4% legten Telkos zu. Die beiden Tagesgewinner waren Netzwerke (+5%) und Halbleiter (+6%).

Das Handelsvolumen war mit 1,409 bzw. 1,553 Milliarden gehandelter Aktien an NYSE und Nasdaq recht durchschnittlich. Das Verhältnis Gewinner zu Verlierer betrug 71 zu 24% an der NYSE und 65 zu 34% an der Nasdaq. 229 Aktien konnten auf neue Höhen steigen, 27 Papiere fielen auf neue Tiefen. Das "Upside" Volumen machte an beiden Börsen über 80% aus.

Dass US-Präsident Bush die Dividendenbesteuerung lockern oder gar ganz aufheben wolle, sorgte für Euphorie an den Börsenmärkten. Art Hogan, ein Chefmarktstratege, zeigte sich optimistisch, dass auch der Konflikt mit dem Irak lösbar sei: "Wir lassen die geopolitischen Unsicherheiten Schritt für Schritt hinter uns und glauben daran, dass die Wirtschaft bald wieder richtig Fahrt aufnimmt", so Hogan.

Zahlreiche Analysten hoben ihre Kursziele für die Börsenindizes in diesem Jahr an. Die UBS rechnet gar mit einer 99%igen Wahrscheinlichkeit, dass Aktien Anleihen outperformen werden.

"Die Steuerpläne von Bush kommen genau zur richtigen Zeit. Ich bin wie viele andere hier positiv überrascht", meinte Michael Holland von einer Vermögensverwaltungsgesellschaft.

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