US-Arbeitsmarkt: Der Blick in den Abgrund!
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Externe Quelle: Nord/LB
Das Bureau of Labor Statistics gab den US-Arbeitsmarktbericht für den Berichtsmonat Oktober bekannt. Demnach stieg die Arbeitslosenquote auf 6,5%, den höchsten Stand seit 1994. Der Stellenabbau fiel deutlicher als prognostiziert aus: Die neugeschaffenen Stellen lagen bei –240.000. Zudem wurde der Beschäftigungsabbau des Vormonats (allerdings teilweise witterungsbedingt) deutlich nach oben revidiert. Eine ernüchternde Tendenz war auch im verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen, wo sich mit –90.000 Stellen ebenfalls ein Einbruch der Beschäftigung ergab. Zu einem gewissen Teil trug dazu ein Streik bei Boeing bei. Wie erwartet, zogen die Stundenlöhne um 0,2% M/M an.
Der heutige Arbeitsmarktbericht ist durchgehend schlechter als erwartet ausgefallen. Sowohl die neugeschaffenen Stellen als auch die Arbeitslosenquote sorgten für negative Überraschungen – bei ohnehin schon pessimistischen Prognosen. So erlebt die USVolkswirtschaft mittlerweile den achten Monat in Folge einen Stellenabbau. Die Arbeitslosenquote hat zudem mit 6,5% für amerikanische Verhältnisse ein Niveau erreicht, was zuletzt in der Rezession 1993/94 zu beklagen war. Die anderen Indikatoren vom Arbeitsmarkt, wie die angestiegenen wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, der deutlich eingetrübte ADP-Report und die ISM-Beschäftigungskomponenten, hatten zuletzt entsprechende wenig erfreuliche Hinweise auf diese Entwicklung geliefert.
Die Folge negativer Nachrichten vom Arbeitsmarkt reißt erwartungsgemäß nicht ab. Es ist offensichtlich, dass die Unternehmen bei der Stellenbesetzung eine zunehmende Vorsicht walten lassen bzw. bereits massiv Personal abbauen. Die verschlechterte Stimmung und die konjunkturelle Abschwächung machen sich eindeutig bemerkbar. Zu der Belastung des privaten Konsums durch den Preisverfall am Immobilienmarkt wird sich nun auch jene durch den abschwächenden Arbeitsmarkt gesellen. Für den privaten Konsum und damit die Gesamtwirtschaft haben sich die Aussichten weiter verdüstert. Es ist zudem die Dynamik besorgniserregend, mit der sich die Lage am US-Arbeitsmarkt verschlechtert: Ein solch rapider Einbruch hat historisch gesehen Seltenheitswert.
Das Thema Inflationsgefahren ist dagegen mehr oder weniger von der Agenda geflogen. Daran kann auch der erneute Anstieg der Stundenlöhne um 0,2% M/M bzw. 3,5% Y/Y nichts ändern. Der Blick der Federal Reserve ist stattdessen eindeutig auf den Konjunktureinbruch gerichtet und mit dem heutigen Arbeitsmarktbericht verschlechtern sich die Aussichten, dass die von der Notenbank und der Regierung vorgenommenen Maßnahmen für die Finanzwirtschaft (die Wall Street) zu wirken beginnen, bevor die gesamte Wirtschaft – die Main Street – in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Zinssenkungspotential ist bei einem Leitzins von 1,00% aber im Grunde nahezu aufgebraucht.
Fazit: Der Arbeitsmarktbericht ist nochmals schlechter ausgefallen als es die bereits düsteren Prognosen erwarten ließen. Die neuen Höchststände bei der Arbeitslosenquote und beim Beschäftigungsabbau bestätigen, dass die befürchteten Auswirkungen der schon länger schwelenden Krisen am Immobilien- und Finanzmarkt mittlerweile mit voller Wucht auf dem Arbeitsmarkt angekommen sind. Die Frage nach einem neuen Konjunkturpaket für die USA wird zu stellen sein – ein solches wird vermutlich in den kommenden Wochen geschnürt. Es bleibt also viel Arbeit für die Federal Reserve und den neuen Präsidenten Obama, der kaum ein miserableres Erbe hätte antreten können.
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