Kommentar
11:40 Uhr, 06.10.2020

US-Arbeitsmarkt: Das ist wichtig für den Aktienmarkt

Der Aktienmarkt sorgt sich aktuell mehr um den Gesundheitszustand des US-Präsidenten und reagiert negativ. Auch der Arbeitsmarktbericht am Freitag hat enttäuscht. Es gibt jedoch Lichtblicke.

Der Aktienmarkt versuchte zum Monatswechsel wieder zu steigen, nachdem es einen Monat lang abwärts ging. Die Covid Erkrankung des US-Präsidenten beendete diesen Anstieg. Dann kam noch ein Arbeitsmarktbericht, der enttäuschte. Tatsächlich sind die Arbeitsmarktdaten ernüchternd. Kurzfristig belastet das, mittelfristig kann das durchaus positiv sein.

Erwartet wurde die Schaffung von 800.000 Stellen. Tatsächlich waren es nur 661.000. Damit verlangsamt sich der Jobaufbau deutlich. Vor der Krise wurden pro Monat etwas weniger als 200.000 Jobs geschaffen. Man musste immer davon ausgehen, dass die Zahlen mit diesem Wert über die Zeit konvergieren. Man dachte nur nicht, dass es so schnell geschehen würde.

Für Amerikaner ist das eine schlechte Nachricht. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei 7,9 %. Die inoffizielle liegt hingegen bei 17 % (Grafik 1). Die offizielle Statistik wird auf eine Art und Weise berechnet, die viele Menschen nicht mitzählt. Betrachtet man all diejenigen, die Unterstützung erhalten und effektiv keinen Job haben, liegt die Quote mehr als doppelt so hoch wie die offizielle Quote.


Derzeit sind immer noch 26 Mio. Menschen auf Unterstützung angewiesen (Grafik 2). Das ist viel. Der Trend ist aber weiterhin positiv. Trotz einer zweiten Infektionswelle im Sommer und dem Auslaufen von Konjunkturmaßnahmen konnte sich der positive Trend halten. Das ist die gute Nachricht.

Dennoch enttäuschen die jüngsten Zahlen. Sie legen nahe, dass es wahrscheinlich bis 2024 dauern wird bis die Beschäftigung wieder das Vorkrisenniveau erreicht (Grafik 3). Genau hierin liegt auch eine Chance.

Die Politik kann sich seit Monaten nicht auf ein weiteres Hilfspaket für die Wirtschaft einigen. Ein Grund waren gute Arbeitsmarktdaten. Nun enttäuscht der Arbeitsmarkt und zeigt, dass das Auslaufen der Hilfen einen negativen Effekt hatte. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Unternehmen bisher nicht entlassen konnten. Fluggesellschaften etwa erhielten Staatshilfe und durften bis Ende September dafür keine Kündigungen aussprechen.

Nun kündigt ein Unternehmen nach dem nächsten die Entlassung von zehntausenden Arbeitnehmern an. Der Druck auf die Politik steigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Parteien endlich einigen, steigt aufgrund der schlechteren Arbeitsmarktdaten.

Auch der Präsident gilt nun wegen seines Gesundheitszustands als angeschlagen. Kaum etwas würde Handlungsfähigkeit mehr unter Beweis stellen, als der Beschluss über ein neues Konjunkturpaket. So beunruhigend die Ereignisse der letzten Tage waren, sie könnten am Ende das Zünglein an der Waage für Fortschritt sein. Der Arbeitsmarkt dürfte die Politik zur Vernunft zwingen. Ein weiteres Konjunkturpaket im Bereich von 1,5 bis 2 Billionen Dollar wird dem Aktienmarkt helfen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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