US-Anleger und Verbraucher : Zwei Welten
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Alle Jahre wieder ist es das gleiche Ritual: zahlreiche Wirtschaftwissenschaftler prognostizieren den unmittelbar bevorstehenden Kollaps des privaten Konsums in den USA.
Und seit Jahren liegen sie mit dieser Vorhersage völlig daneben. Noch immer sind John und Jane Doe (die amerikanische Version von Otto Normalverbraucher) die unabdinglichen Lokomotiven der Weltkonjunktur. Und damit das auch so bleibt, hebt die US-Zentralbank Fed die Zinsen weiterhin nur in Tippelschritten an und lässt den Gelddrucker auf vollen Touren laufen.
Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass den einkaufswütigen Amis nun doch bald die Puste ausgehen könnte. Hauptverantwortlich dafür ist das sich bereits konkret abzeichnende Ende des seit mehr als zehn Jahren andauernden Immobilienbooms. Noch vor einem Jahr gab es regelrechte Bieterschlachten, wenn in den heißesten Häusermärkten wie Boston, Miami oder San Diego begehrte Objekte angeboten werden. Inzwischen müssen Verkäufer immer öfter ihre Preise senken, um überhaupt noch Interesssenten anlocken zu können. In den USA sind fast 70% der Bevölkerung Hausbeitzer (wer mietet ist gesellschaftlich fast schon geächtet). Der auf dem Papier steigende Wohlstand ist die Grundlage, um mehr Eigenkapital abzuziehen. Angesichts stagnierender Reallöhne sind dadurch höhere Konsumausgaben möglich, ohne die Nettoverschuldung zu erhöhen.
Diese sogenannten Home Equity Loans ersetzen zunehmend die Refinanzierung der Hypothekendarlehen als neue Geldquelle. Das funktioniert aber nur solange die Immobilienpreise anziehen, und das ist zunehmend fraglich. Wie aber kann sich sich die typische Mittelklassefamilie angesichts steigender Kosten allenthalben dann noch den mexikanischen Gartendienst, das benzinschluckende Drittauto, den Skiurlaub in Colorado und dreimal die Woche Abendessen im Restaurant leisten?
Gute Frage. Denn die Alternative, also den Gürtel enger zu schnallen, ist für die meisten US-Bürger unvorstellbar. "Keeping up with the Jones", also sicherstellen, dass man mindestens soviel besitzt wie der Nachbar, ist in Amerika der wahre Nationalsport. Man ist, was man hat. Und deshalb ist es sicherlich vorstellbar und wohl auch wahrscheinlich, dass eine nicht zu vernachlässigende Anzahl von Anlegern ihre steuerbegünstigten Rushestandsersparnisse anzapfen wird. Die sogenannten 401k- und IRA-Konten (betrieblich und privat), in die die Mehrzahl der Amerikaner regelmäßig einzahlt, bieten nämlich auch die Möglichkeit von Darlehen an. Hinzu kommt, dass die ersten Vertreter der Baby Boom-Generation beginnen in den Ruhestand zu treten und von Einzahlern zu Entnehmern werden. Die überwiegende Mehrzahl dieser Gelder ist in Aktien und Aktienfonds investiert.
Diese Kombination von Faktoren könnte daher durchaus dazu führen, dass die US-Bürger zwar unvermindert ihrem Kaufrausch nachgehen, aber die Aktien an der Wall Street dennoch in einen lang anhaltenden Abwärtssog geraten.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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