Kommentar
17:08 Uhr, 12.02.2018

US-Aktienmarkt: Wie weit geht es abwärts?

War der jüngste Sell-off nur der Vorbote eines neuen Bärenmarktes? Und wenn ja, wie weit geht es jetzt abwärts? Ein einfaches Bewertungsmodell soll die Antwort liefern.

Mahnende Stimmen gab es schon lange: US-Aktien seien dramatisch überbewertet und ein Ende des Bullenmarktes damit absehbar. Nach dem jüngsten Sell-off können sich die Mahner bestätigt sehen. Aber wie steht es tatsächlich um die Bewertungen am US-Aktienmarkt?

Um eine sinnvolle Antwort auf diese Frage zu geben, lohnt sich ein Vergleich der Aktien-Bewertungen mit dem Bewertungsniveau von US-Staatsanleihen. Häufig haben institutionelle Anleger nur die Wahl, das Geld entweder in sicheren Staatsanleihen zu parken oder auf Risiko zu spielen und Geld im Aktienmarkt anzulegen. Im Folgenden soll die relative Attraktivität von Aktien gegenüber US-Staatsanleihen anhand einer ganz einfachen Kennzahl analysiert werden.

Dividendenrendite: Sind Aktien attraktiver als Anleihen?

Eine sehr einfache Möglichkeit zur Beantwortung der Frage, ob US-Aktien drastisch überbewertet oder attraktiv für einen Kauf sind, ergibt sich bei einem Blick auf die Dividendenrendite. Konkret kann man die Dividendenrendite des breiten US-Aktienindex S&P 500 mit der Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren vergleichen. Ist die Dividendenrendite höher als die Anleiherendite, sind Aktien attraktiver als Staatsanleihen. Liegt die Rendite der Staatsanleihen über der Dividendenrendite, sind Anleihen attraktiver.

Aktuell beträgt die Dividendenrendite des S&P 500 nur 1,84 Prozent, während die Rendite der US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren 2,88 Prozent beträgt. Demnach bleiben in den USA beim einfachen Vergleich der Renditen tatsächlich Staatsanleihen attraktiver als Aktien. Damit Aktien wieder attraktiver wären als Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit, müssten nach diesem einfachen Modell die Kurse am US-Aktienmarkt um ungefähr 36 Prozent sinken (oder die Dividenden in dieser Größenordnung ansteigen).

Ein Blick in die Geschichte zeigt allerdings, dass dieser Vergleich etwas zu einfach ist. Die folgende Grafik vergleicht den langfristigen Verlauf der Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen mit der Dividendenrendite des S&P 500.

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Wie die Grafik zeigt, ist die Dividendenrendite im S&P 500 schon seit den späten 1950er Jahren, abgesehen von kurzen Unterbrechungen, immer niedriger als die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Man kann also sagen: Die Bewertung am US-Aktienmarkt ist schon seit Jahrzehnten höher als das Bewertungsniveau bei Anleihen - auch wenn sich beide in den vergangenen Jahren wieder angenähert haben.

Ein Grund für die relative Überbewertung des Aktienmarktes könnte sein, dass die Dividenden in den vergangenen Jahrzehnten immer stark angestiegen sind, wenn man den US-Aktienmarkt als Ganzes betrachtet. Bei Aktien wird also Wachstum "eingepreist", wodurch es gerechtfertigt sein könnte, dass die aktuellen Dividendenrenditen niedriger sind als die Renditen der Staatsanleihen.

Kommt es allerdings nicht zu diesem weiteren Wachstum der Dividenden, das erwartet wird und bereits in den Kursen enthalten ist, wäre das schlecht für Aktien. In diesem Fall wäre der US-Aktienmarkt nämlich auch nach dem jüngsten Sell-off noch deutlich überwertet. Ohne Dividendenwachstum müsste der S&P 500 nach dem einfachen Dividenden-Bewertungsmodell um rund 36 Prozent einbrechen, um in Bezug auf die Dividendenrendite wieder ein faires Bewertungsniveau im Vergleich zum Anleihemarkt zu erreichen.

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10 Kommentare

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  • blondyman
    blondyman

    wann checken die europäer es endlich: 15:30 dj reisst den dax bis 1800 runter und dann gehts beim dj massivst rauf - der dax schläft wieder - fällt der dj hüpfen alle europ aktien nach! und darum dümpelt der dax im trüben wasser .... und wenn in texas irgendwo ein baum umfällt fällt der dax deswegen mehr als der dj....

    20:34 Uhr, 12.02. 2018
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Ohne da jetzt Partei ergreifen zu wollen muss ich dennoch erwähnen, dass an der Börse nie was 100% fix ist. Es geht rein um Wahrscheinlichkeiten, ja selbst dann wenn man die Sache rein fundamental betrachtet.

    13:30 Uhr, 12.02. 2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Ich denke dieser Einbruch wird auch kommen !

    13:08 Uhr, 12.02. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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