US-Aktien profitieren an fallendem Ölpreis
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In Kürze:
- US-Aktien steigen dank des rückläufigen Ölpreises
- Japanische Wirtschaft glänzt erneut mit beeindruckendem Wachstum
- Europäische Industrieproduktion hält ebenfalls positive Überraschung bereit
- Allgemeiner Kursanstieg im asiatischen Pazifikraum
- Zinssorgen lassen Renditen von US-Treasuries steigen
- Kurs des US-Dollars legt angesichts der Zinserwartungen zu
In der letzten Woche kletterten die Kurse an den US-Aktienmärkten nach oben, weil der rückläufige Ölpreis das Vertrauen in das Gewinnwachstum der Unternehmen stärkte, obwohl aus Notenbankkreisen schärfere Töne zu hören waren. Notenbankchef Alan Greenspan wurde am Dienstag mit den Worten zitiert, die Verantwortlichen seien "darauf vorbereitet, die notwendigen Schritte zu ergreifen, um ihrer Verpflichtung im Hinblick auf die Preisstabilität nachzukommen". Fed-Präsident Poole aus St. Louis warnte, man sei im Falle eines beschleunigten Preisauftriebs darauf eingestellt, die Zinsen "früher und schneller" anzuheben, als es der Markt derzeit eingepreist habe. Alle Augen sind nun auf die morgige Bekanntgabe des Verbraucherpreistrends vom Mai gerichtet.
Die japanischen Aktienmärkte verzeichneten in der letzten Woche den stärksten Kursanstieg in einer Woche seit März. Auslöser waren eine Reihe ermutigender Wirtschaftsdaten. So korrigierte die Regierung die BIP-Zahlen für das erste Quartal deutlicher als vom Markt erwartet und die Neuaufträge für Maschinen stiegen im April mit 12% fünfmal so stark wie prognostiziert. Zusätzlich verzeichneten die Industrieproduktion und das Verbrauchervertrauen im Mai Zuwächse. Im April verbesserte sich außerdem die Kapazitätsauslastung um 3%.
An den europäischen Aktienmärkten stiegen die Kurse in der vergangenen Woche ebenfalls. Beflügelt wurde der Optimismus der Anleger durch die Stabilisierung des Ölpreises und positive Überraschungen bei der Industrieproduktion. So wuchs die Industrieproduktion im April in Deutschland, Großbritannien, Italien und Holland schneller als erwartet, wobei es in Italien das erste Wachstum seit fünf Monaten war. In Frankreich hingegen kam es überraschend zu einem Rückgang der Industrieproduktion. Die Bank von England erhöhte die Zinsen um 0,25% auf 4,5%, um zu verhindern, dass die rasant steigenden Verbraucherkredite und die hohen Immobilienpreise die Inflation anheizen.
In der Region Asien-Pazifik verzeichneten die Märkte in Hongkong und Taiwan ein Kursplus von 3% bzw. 0,2%. Ausschlaggebend waren Berichte über stark gestiegene Einzelhandelsumsätze bzw. Exporte im April. In China sind die Industrie und die Geldmenge im April weiterhin zweistellig im oberen 10er-Bereich gewachsen und das Handelsdefizit wies nach drei Monaten mit Defiziten erstmals wieder einen Überschuss aus. Der China Enterprises-Index von in Hongkong gelisteten chinesischen Aktien verbesserte sich um 7%. Dagegen verlor der Aktienmarkt in Südkorea 4% seines Werts, weil das Verbrauchervertrauen und der Geschäftsklimaindex im Juni einbrachen und damit auf eine deutliche Verlangsamung der Wirtschaft im Monatsverlauf hindeuten. Um der steigenden Inflation entgegenzuwirken, erhöhte die neuseeländische Zentralbank die Zinsen um 0,25% auf 5,75%. Ursachen für die steigende Inflation sind die Schwäche der eigenen Währung und die weltweit steigenden Rohstoffpreise.
In Lateinamerika gab der argentinische Markt um 5% nach, weil Anleiheinhaber den Vorschlag der Regierung zur Umschuldung ihrer Forderungen ablehnten.
An den Staatsanleihemärkten sanken die Kurse von US-Treasuries im Anschluss an die schärferen Töne aus Notenbankkreisen. Starke Wirtschaftsdaten in Europa nährten die Erwartungen auf eine vorgezogene Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank und ließen die Kurse von europäischen Staatsanleihen sinken. Japanische Staatsanleihen gaben wegen des starken Aktienmarktes und des positiven Konjunkturausblicks bereits die zwölfte Woche in Folge nach.
Der US-Dollar verteuerte sich an den Devisenmärkten angesichts der erwarteten Zinsanhebung und des stärkeren Yen, der vom Konjunkturoptimismus profitierte.
An den Rohstoffmärkten tendierte der Preis für Rohöl unverändert, denn die Auflösung spekulativer Kaufoptionen und die Aussichten auf eine Anhebung der Fördermengen durch die OPEC kompensierten den Anstieg der globalen Nachfrage sowie die Terrorbedrohung in Saudi Arabien. Der Goldpreis verringerte sich um 1%, was vor allem auf die Auflösung von Carry-Trades zurückzuführen war.
Aktienmärkte und Optimismus werden erneut vom Ölpreis bestimmt
Steigende Zinsen waren das Schlüsselthema der letzten Woche. In Neuseeland und Großbritannien wurden die Zinsen angehoben, während mehrere Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank ihrem pessimistischeren Ausblick für die Inflation Ausdruck verliehen. Sollten die Inflationsdaten weiter enttäuschen, könnte die Fed ihren "maßvollen" Ansatz in der Zinspolitik aufgeben. An den US-Rentenmärkten wird derzeit ein Anstieg der Zinsen um 0,25% bei jedem der verbleibenden fünf Treffen des Offenmarktausschusses in diesem Jahr eingepreist. Dies stellt eine deutliche Kehrtwende gegenüber der noch vor drei Monaten eingepreisten einzigen Zinserhöhung in diesem Jahr dar. Bisher haben sich die Aktienmärkte gegenüber den sich ändernden Zinserwartungen als widerstandkräftig erwiesen, gestützt durch gute Unternehmensgewinne und Wirtschaftsnachrichten insbesondere aus Europa und Japan. Allerdings sind die Renten- und Aktienmärkte inzwischen anfällig für schlechte Nachrichten von der Inflationsfront, da man nunmehr mit einem Anziehen der Zinszügel um 0,5% rechnen muss. Morgen werden die Maizahlen für den Verbraucherpreisindex veröffentlicht. Wie lange noch wird es wohl dauern, bis über eine harte oder weiche Landung diskutiert wird?
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
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