Kommentar
11:26 Uhr, 14.05.2007

US-Aktien auch in volatilem Umfeld attraktiv

Das erste Quartal des Jahres 2007 war an den Weltbörsen von hohen Kursschwankungen geprägt. Nach scharfen Korrekturen Ende Februar in China verbuchten US-Aktien ihren stärksten Wochenverlust seit vier Jahren. Doch die Baisse war nicht von Dauer. Im März hangelte sich der Dow-Jones-Index wieder aufwärts, inzwischen wurde sogar die historische Rekordmarke von 13.000 Punkten überschritten. Bemerkenswert ist, dass der Dow-Jones-Index in den acht Monaten vor der Korrektur Ende Februar an keinem Tag mehr als zwei Prozent einbüßte und während dieser Zeit 20 Prozent zulegte. Das hatte es vorher in 50 Jahren nicht gegeben. Diese extrem niedrige Volatilität ist eher eine Ausnahme, jetzt erleben die Märkte den Normalfall.

Rezessionsängste erscheinen übertrieben

Auch im zweiten Quartal stehen Investoren einer Reihe von Marktrisiken gegenüber. Fraglich sind vor allem das Ausmaß der wirtschaftlichen Abschwächung in den USA und die Reaktion der weltweiten Finanzmärkte. Einige Experten befürchten eine Rezession, die sich durch steigende Ölpreise, geopolitische Spannungen und sich verschärfenden Probleme bei Hypothekendarlehen andeutet. Kurzfristig könnten diese Einschätzungen zunehmen, denn der US-Wohnimmobilienmarkt hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht. Dies könnte die Konsumausgaben weiter belasten. In den kommenden Monaten wird die US-Wirtschaft die niedrigsten Wachstumsraten seit längerer Zeit aufweisen. Positiv zu werten ist die auf historisch niedrigem Niveau bleibende Arbeitslosigkeit und die starke Weltwirtschaft. Davon profitiert vor allem der Export, was Schwächen im Inlandskonsum teilweise kompensiert. Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes wird sich im Gesamtjahr zwischen zwei und zweieinhalb Prozent einpendeln. Dieses Niveau ist zu hoch, um eine Rezession auszulösen.

Börsen sind auf gutem Kurs

Ein Kurssturz an den US-Börsen ist ebenso unwahrscheinlich wie eine Rezession. Bedingungen für einen Bärenmarkt sind nicht gegeben, denn die Aktienbewertungen sind solide, der Markt ist nicht überhitzt, und zusätzlich verleihen anhaltend hohe Aktivitäten bei Fusionen, Übernahmen und Buyouts Auftrieb. Auch die US-Notenbank könnte den Markt stützen. Zwar gibt es Inflationsrisiken, doch die Federal Reserve reagiert auf die Wachstumsschwäche. So ist eine Lockerung der Geldpolitik noch vor dem Jahresende zu erwarten. Das positive Börsenszenario könnte nur dann in Gefahr geraten, wenn die Inflation sich verschärft oder die Unternehmensgewinne stärker als erwartet zurückgehen. Beides erscheint derzeit unwahrscheinlich, sodass Aktien trotz zunehmender Volatilität im Rest des Jahres 2007 Anleihen und Geldmarkpapiere in der Wertentwicklung übertreffen dürften.

Was Anleger tun können

Korrekturen und Kursschwankungen erhöhen die Versuchung, den Markt zu verlassen. Dies könnte sich aber als schwerer Fehler erweisen, denn hektisches Ein- oder Aussteigen bringt selten Gewinne. Anleger sollten langfristige Perspektiven im Auge behalten, Börsengewitter aussitzen und Kaufgelegenheiten nutzen. Vor allem sollten sie auf grundlegende Anlagestrategien vertrauen, voll investiert bleiben und sich auf die Diversifikation konzentrieren. Im derzeitigen Umfeld ist ein Qualitätsportfolio mit multinationalen Large Caps am aussichtsreichsten. Besonders attraktiv erscheinen derzeit japanische und lateinamerikanische Aktien. Die Bereiche Energie, Gesundheitswesen und Technologie dürften 2007 besser abschneiden als andere Sektoren. Auch der Rohstoffsektor und andere, mit Aktien und Renten unkorrelierte Anlagen bieten Potenzial. Rohstoffe können zwar sehr volatil sein und tragen spezielle Risiken, fundamental sind die Aussichten aber solide, und ebenso wie alternative Investments sind sie ein gutes Werkzeug zur Diversifizierung.

Quelle: Black Rock Merrill Lynch

BlackRock Merrill Lynch Investment Managers ist eine der größten börsennotierten Investment-Management-Firmen weltweit. Per Ende Juni 2006 beliefen sich die verwaltete Kundengelder von BlackRock und MLIM insgesamt auf 1,046 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen verwaltet Vermögenswerte für institutionelle und private Investoren weltweit mit einer breiten Palette von Anlageprodukten aus den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Geldmarkt- und alternativen Investments.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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