Kommentar
14:11 Uhr, 27.04.2004

Unternehmensgewinne geben US-Aktien Auftrieb

Mit Verlusten starteten die US-Aktienmärkte in die neue Woche, nachdem Alan Greenspan in seinem Rechenschaftsbericht vor dem Kongress vom "Ende der Deflation" sprach und damit das Land Beobachtern zufolge auf Zinserhöhungen einstimmte. Zum Wochenende schlossen jedoch alle drei großen Indizes (Dow Jones, S&P500 und Nasdaq) im Plus, beflügelt durch starke Quartalszahlen und die besser als erwartete Auftragslage bei langlebigen Gütern. Bislang hat erst etwas mehr als die Hälfte der im S&P 500 vertretenen Unternehmen ihre Ergebnisse zum ersten Quartal vorgelegt. Im Durchschnitt ist der Gewinn seit dem letzten Quartal um 19,5% gestiegen, Analysten hatten mit 17,5% gerechnet. Ford (+18%) und GM (+7%) übertrafen mit ihren Zahlen die Erwartungen der Analysten und verhalfen damit Autobauern an die Spitze, während Grundstoffwerte wegen rückläufiger Rohstoffpreise zurückblieben. Aufwärts ging es auch für Technologiewerte, die von über den Erwartungen liegenden Umsatzzahlen bei Microsoft (+9%) und einer Verdopplung der Gewinnprognose bei Motorola (+23%) profitierten. Im März stiegen die Aufträge für langlebige Güter um 3,4% und damit rund fünf Mal so stark wie von Analysten erwartet. Dies bestärkte die Anleger in ihrer Einschätzung, dass sich der wirtschaftliche Aufschwung fortsetzen wird.

An den japanischen Aktienmärkten konnten Technologiewerte von den guten Zahlen ihrer US-Wettbewerber profitieren und den Markt nach oben ziehen. Erstmals seit zehn Wochen traten ausländische Investoren in der zweiten Aprilwoche als Nettoverkäufer am japanischen Aktienmarkt auf, starke Konjunkturdaten aus den USA stärkten in dieser Woche jedoch das Vertrauen in eine mögliche Erholung der japanischen Wirtschaft. Der Kurs der Mitsubishi-Aktie brach um 25% ein, nachdem DaimlerChrysler angesichts explodierender Umstrukturierungskosten seine 37%-Beteiligung an dem japanischen Autobauer in Frage stellte und weitere Zahlungen ausschloss.

Positive US-Zahlen verhalfen Autobauern zu deutlichen Kursgewinnen, die damit die europäischen Aktienmärkte beflügelten. Neben der Ankündigung von DaimlerChrysler (+13%), Mitsubishi keine weiteren Mittel zur Sanierung bereitzustellen, konnten Renault (+10%) und Peugeot (+6%) mit positiven Umsatzmeldungen aufwarten. Wegen rückläufiger Rohstoffpreise mussten Grundstoffwerte Federn lassen. Die ZEW-Umfrage zum Vertrauen der Analysten in der Eurozone schwächte sich im April ab. Der drastische Rückgang der Umfrage in Deutschland war jedoch nicht den Wirtschaftsbossen anzulasten, diese sorgten nämlich für einen unerwarteten Anstieg des deutschen Ifo-Geschäftsklimaindexes.

In der Region Asien-Pazifik gab der Index der H-Aktien, das sind in Hongkong gelistete Titel chinesischer Unternehmen, erneut 4% ab, nachdem die chinesische Zentralregierung versprach, die übermäßigen Investitionen auf kommunaler Ebene einzudämmen. Reiseveranstalter schlossen im Minus, nachdem China im Vorfeld der einwöchigen Ferien in Japan und China zwei neue SARS-Fälle bestätigte. Dank der starken Performance von Technologiewerten konnte Südkorea dem Trend die Stirn bieten und 4% zulegen. Kursverluste gab es an den osteuropäischen Märkten, angeführt von Rohstoffunternehmen, denen fallende Rohstoffpreise die Stimmung verhagelten. Als Reaktion auf die Rating-Herabstufung des Ölgiganten Yukos (-14%) durch Moody's und S&P schwächte sich der russische Markt um 7% ab.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten war ein neuerlicher Kursrückgang zu verzeichnen, der auf die gute Auftragslage bei langlebigen Gütern in den USA zurückzuführen war, die damit die Erwartung auf eine US-Zinserhöhung nährten.

Die dritte Woche in Folge legte der US-Dollar an den Devisenmärkten zu. Er profitierte vom gestiegenen Vertrauen in die US-Konjunktur.

An den Rohstoffmärkten gab der Preis für Rohöl um 1,6% nach. Ausschlaggebend waren die Befürchtungen der Anleger, höhere Zinsen in den USA und China könnten deren Wirtschaftsentwicklung und damit die Ölnachfrage bremsen. Äußerungen der chinesischen Zentralregierung, die auf ein Abbremsen des Booms in der chinesischen Wirtschaft hindeuten, zogen die Metallpreise ins Minus. Kupfer-Terminkontrakte verloren 7%, während der Zinkpreis um 9% leichter schloss. Nicht zuletzt der Stärke des US-Dollars war der Rückgang beim Goldpreis um 2% zu verdanken.

Starke Konjunkturdaten und US-Berichtssaison stützen Aktien

Aus Angst vor US-Zinserhöhungen starteten die Märkte zunächst mit Verlusten in die neue Woche. Ein starker US-Dollar sowie äußerst positive Zahlen an den letzten beiden Handelstagen ließen die globalen Aktienmärkte jedoch ins Plus drehen. Ausschlaggebend waren insbesondere zwei Faktoren: die anhaltend starken Konjunkturdaten (breit angelegte Rallye bei den Aufträgen für langlebige Güter, +2,4% gegenüber dem Vorjahr im März, ausgenommen Aufträge für Verteidigungsgüter, wobei die Preise für Kernfertigerzeugnisse im März um 0,7% gegenüber dem Vorjahr zulegten) sowie die äußerst starke US-Berichtssaison zum ersten Quartal. Obwohl erst rund die Hälfte der Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt hat, zeichnet sich schon jetzt ein äußerst positiver Trend ab. Jene Unternehmen, die bereits berichtet haben, konnten ihren Umsatz im Durchschnitt um 11% gegenüber dem Vorjahr steigern, das ist doppelt soviel wie das nominale BIP-Wachstum. Sie lösten damit eine Korrektur der Gewinnprognose zum ersten Quartal um 4% aus. Zyklischere Branchen (vor allem Technologiewerte) und die Börsen (Deutschland, Japan) profitierten von dem starken Bild, das US-Unternehmen zeichneten.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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