Kommentar
11:41 Uhr, 09.05.2007

Unternehmensgewinne 2007

Die Berichtssaison für die Gewinne des ersten Quartals 2007 ist noch in vollem Schwung. Die ausgewiesenen Quartalsgewinne erreichten häufig neue Rekordmarken und fielen größtenteils besser als erwartet aus.

Ist damit der Zenit erreicht, oder setzt sich die Erfolgsgeschichte der Gewinnentwicklung bei den Unternehmen fort? Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Daten:

Berichtssaison überraschend positiv

Die Berichtssaison am traditionell vorauslaufenden amerikanischen Markt zeigte bisher ein relativ homogenes und in der Tendenz freundliches Bild:

· So haben von 409 bereits berichteten Unternehmen des S&P 500 ca. 74 % der Konzerne ihr Ergebnis zum Vorjahr steigern können.

· Im Schnitt konnten die US-Konzerne in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen stattlichen Anstieg um rund 9 % gegenüber dem Vorjahr erwirtschaften.

· Und, für die Marktteilnehmer noch viel wichtiger, auch die Ergebnisschätzungen der Analysten wurden in knapp 70 % der Fälle übertroffen.

Von einigen wenigen unternehmensspezifischen Überraschungen abgesehen, fielen die Berichte über alle Branchen hinweg besser als erwartet aus. Insbesondere die Geschäftsfelder Gesundheit, Industrie und Grundstoffe verzeichneten einen überdurchschnittlich freundlichen Gewinnverlauf im ersten Quartal, was die Marktakteure in den letzten Wochen mit steigenden Kursen honorierten. Einzig US-Versorgertitel enttäuschten ein wenig. Für diesen Sektor hielten sich positive als auch negative Überraschungen die Waage. Ein vergleichbar freundliches Ertragsbild ergibt sich auch für die europäischen Aktiengesellschaften, bei denen bisher die positiven Gewinnmeldungen dominierten. Da passt es ins Bild, dass bis auf wenige Ausnahmen fast alle Gesellschaften des deutschen Aktienindex DAX die Erwartungen der Marktakteure bis dato übertrafen.

Noch genügend Potenzial für höhere Gewinne

Im Hinblick auf die nunmehr deutlich höhere Gewinnbasis blieb allerdings, wen wundert’s, die Wachstumsdynamik der bisher berichteten Überschüsse hinter den Zuwächsen der Quartalszahlen der letzten 3 Jahre zurück. Dazu passt, dass auch die Unternehmenslenker eher einen verhaltenen Ausblick für den Rest des Jahres ausgegeben haben. Das allein sollte jedoch die Marktteilnehmer nicht in Unruhe versetzen, da hinter den vorsichtigen Prognosen für die nächsten Quartale das Kalkül der Manager steckt, die Erwartungshaltung der Investoren niedrig zu halten, um in Zukunft positive Akzente setzen zu können. Vielmehr sollten die derzeit robuste globale Konjunktur, die hohen Auslastungsraten der Maschinen sowie die, gemessen an der Vergangenheit, schlankeren Kostenstrukturen unverändert dafür sorgen, dass die Gewinndynamik der Unternehmen intakt bleibt.

Markterwartungen dennoch von Vorsicht geprägt

Das Unternehmerumfeld kann also überwiegend als unverändert vielversprechend eingestuft werden. Die alles entscheidende Frage ist allerdings, wie viel der zukünftigen Gewinnentwicklung bereits in den aktuellen Kursen vorweggenommen ist, und ob der Optimismus von den Marktteilnehmern geteilt wird. Ein Blick auf die Gewinnschätzungen und die Ergebnisrevisionen der Analysten (Datenanbieter: IBES) zeigt, dass bei den Experten eher Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist. Darauf deuten zumindest die Schätzungen für 2007 hin, die nach einem Zuwachs von ca. 14 % gg. VJ in 2006 ein globales Gewinnwachstum der börsennotierten Unternehmen (Basis: MSCI Welt) von 8,4 % unterstellen. Zum Vergleich: die jährlichen Wachstumsprognosen im Zeitraum 1990–2006 betrugen durchschnittlich 18 %. Überdies zeigt ein Blick auf die Quartalsschätzungen der Analysten für US-Konzerne ebenso, dass diese mit geschätzten Zuwachsraten von mageren 4 % bzw. 5 % für die kommenden zwei Quartale nach wie vor skeptisch sind und erst im Abschlussquartal 2007 wieder mit einer ansteigenden Dynamik der Gewinne rechnen.

Deutsche Aktiengesellschaften werden ihren amerikanischen Konkurrenten in diesem Jahr wohl den Rang ablaufen. Mit einem prognostizierten Gewinnzuwachs i. H. v. fast 11 % gg. VJ dürfte die deutsche Unternehmerlandschaft nicht nur als Wachstums- sondern auch Gewinnlokomotive Europas gezählt werden. Vor dem Hintergrund einer im internationalen Vergleich nach wie vor niedrigen Umsatzrendite der hiesigen Konzerne in 2006 von ca. 5,2 % (Basis: MSCI Deutschland) – zum Vergleich lag das Gewinn- Umsatz-Verhältnis von US-Gesellschaften im letzten Jahr bei knapp 10 % – erscheint das Potenzial für weitere Effizienzsteigerungen deutscher Unternehmen daher noch nicht ausgeschöpft. Es bleibt also genügend Raum für positive Überraschungen und nach dem erfolgreichen Start ins laufende Jahr sind Ergebnisrevisionen nach oben für die nächsten Wochen daher eher wahrscheinlich.

Bleibt als Fazit festzuhalten, dass das Konjunkturumfeld für Unternehmen nach wie vor günstig erscheint und die gleichzeitig moderaten Gewinnausblicke sowohl auf Unternehmer- als auch auf Analystenebene Raum für positive Überraschungen lassen.

Quelle: Allianz Global Investors

Mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 900 Milliarden Euro ist Allianz Global Investors einer der größten Fondsmanager der Welt. Seit 2007 ist das gesamte Vermögensverwaltungsgeschäft der Allianz-Gruppe in Deutschland unter dem Dach von Allianz Global Investors vereint. Dazu gehört auch der im Jahr 1955 gegründete "Deutsche Investment Trust" (dit). Weltweit unterhält Allianz Global Investors mehr als 25 Standorte in allen wichtigen Wirtschafts- und Wachstumszentren.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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