Kommentar
12:22 Uhr, 23.02.2006

Unternehmen in rekordverdächtiger Laune

1. Das ifo-Geschäftsklima hat sich im Februar weiter verbessert und nähert sich mit einem Stand von 103,3 Punkten den Rekordwerten während des Wiedervereinigungsboom 1990/91 an. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 101,5 Punkte) wie auch die unseren (101,6 Punkte) erneut spürbar übertroffen. Diese Stimmungsaufhellung ging auf eine bessere Lagebeurteilung zurück (101,9 Punkte nach 99,7 Punkten) und, kaum zu glauben, auf eine weitere Verbesserung der Geschäftserwartungen (104,8 nach 103,8 Punkten). Das ist der zweithöchste Wert, seit es gesamtdeutsche Daten gibt. Der Zeiger der ifo-Uhr steht damit deutlich im Boombereich.

2. Inzwischen wird mancherorts die bange Frage gestellt, ob wir wieder, wie im Jahre 2002, in eine Erwartungsblase schlittern. Auszuschließen ist es zwar nicht, dass wir derzeit eine Übertreibung sehen, aber die Erwartungen werden nicht wie im Jahr 2002 wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen. Es zeigt sich nämlich ein wesentlicher Unterschied: Die Lagebeurteilung und im Wesentlichen auch die realwirtschaftlichen Indikatoren zeigen nach oben.

3. Erfreulich ist auch der Blick in die Wirtschaftsbereiche, denn alle verzeichneten ein höheres Klima, allen voran der Einzelhandel. Er blickt nach ifo-Angaben insbesondere sehr zuversichtlich auf die kommenden sechs Monate. Dies legt den Schluss nahe, dass der Einzelhandel auf gute Geschäfte bei der Fußballweltmeisterschaft und auf starke Vorzieheffekte im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuererhöhung setzt. Doch auch die Bauwirtschaft strotzt verglichen mit den vergangenen Jahren vor Zuversicht. Hier spielt nicht nur die derzeit gute Entwicklung eine Rolle, sondern vermutlich auch die Mehrwertsteuererhöhung, denn Reparaturen und Ausbauarbeiten werden zum 1. Januar 2007 teurer. Es lohnt sich also, diese Dinge in das Jahr 2006 vorzuziehen. Dass das verarbeitende Gewerbe zuversichtlich ist, ist angesichts der hohen Auftragsbestände und der guten Exportperspektiven kein Wunder. Letztere speisen sich aus einem stärkeren Wachstum in den deutschen Handelspartnerländern im ersten Quartal, die zu einem Anziehen der Exportnachfrage führen sollte. Die Dienstleister schließlich, die nicht in das Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft eingehen, zeigen sich ebenfalls optimistischer. Nicht saisonbereinigt haben sich deren Lagebeurteilung, mehr aber noch deren Geschäftserwartungen verbessert.

4. Die Stimmung der Unternehmen ist blendend. Diese Zuversicht ist notwendig, damit in die Erweiterung von Produktionskapazitäten investiert wird und Arbeitsplätze geschaffen werden. Die heutigen Daten unterstreichen einmal mehr unsere Erwartung eines starken Wachstums im ersten Quartal 2006 und auch eines starken Gesamtjahres.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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