Kommentar
13:04 Uhr, 18.06.2004

Union zum UniEuroRenta Selected Ideas

Marktrück− und −ausblick

US-Rentenmarkt: Eine erste Zinserhöhung durch die Federal Reserve bereits im Juni wird immer wahrscheinlicher. Dafür sprechen einerseits die überwiegend freundlichen Konjunkturdaten. Nachdem der Aufschwung nun auch den Arbeitsmarkt ergriffen hat, gibt es keinen Grund mehr für eine Fortsetzung der extrem expansiven Geldpolitik. Gleichzeitig hat sich die Inflation deutlich beschleunigt. Vor diesem Hintergrund dürfte die FED bis Jahresende die Leitzinsen um bis zu 75 Basispunkte nach oben schleusen, wobei aber auch eine Fed Funds Target Rate von 1,75 Prozent im historischen Vergleich als niedrig anzusehen wäre. Die Kapitalmarktzinsen in den USA verzeichneten im Mai einen neuerlichen Anstieg, der allerdings mit 15 Basispunkten moderater ausfiel als im April. Eine Bewegung in Richtung fünf Prozent können wir uns angesichts des schwierigeren Rentenmarktumfeldes jedoch durchaus noch vorstellen. Auch im Euroraum zogen die Renditen weiter an. Lag die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zu Monatsbeginn noch bei knapp 4,2 Prozent, so stieg sie bis Ende Mai um rund 20 Basispunkte auf knapp 4,4 Prozent. In den Ländern der Eurozone liegt die Teuerungsrate inzwischen über dem EZB-Zielwert. Zwar dürfte die Inflation in den kommenden Monaten wieder unter die wichtige Zwei-Prozent-Marke fallen. Die noch vor nicht allzu langer Zeit am Markt bestehende Zinssenkungsfantasie sollte sich damit jedoch endgültig verflüchtigt haben. In den kommenden Monaten erwarten wir keine Zinsänderungen der EZB. Speziell kurz laufende Anleihen dürften dadurch gut geschützt bleiben, während in den längeren Laufzeiten die Renditen noch moderat ansteigen könnten. Eine Abkopplung vom US-Bondmarkt, der weiter steigende Renditen aufweist, ist trotz unterschiedlicher makroökonomischer Rahmendaten nicht zu erwarten. Konvergenzländer: In Ungarn scheint sich nach den Turbulenzen im Vorjahr die Situation jedoch wieder zu entspannen. Im Mai hat die Notenbank in Anbetracht nachlassenden Inflationsdrucks die Leitzinsen zum dritten Mal in diesem Jahr gesenkt. Mit 11,5 Prozent liegen diese aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau - die Folge massiver Zinsanhebungen Ende letzten Jahres als Reaktion auf die HUF-Schwäche. Inzwischen hat sich die ungarische Währung wieder gefangen. Im März bewegte sie sich überwiegend in einen Band von 250 bis 255 HUF je Euro. In Polen lastet die unsichere politische Lage auf den Finanzmärkten. Der als Nachfolger für Premierminister Miller vorgeschlagene Marek Belka verfügt bislang über keine Mehrheit im Parlament und kann deshalb den "Hausner-Plan", der insbesondere die Sanierung der Staatsfinanzen zum Inhalt hat, nicht umsetzen. Neben länderspezifischen Entwicklungen hatten die Konvergenzländer auch unter den kräftigen Spreadauswirkungen in den Emerging Markets zu leiden, die auch auf sie etwas abstrahlten. Insbesondere die Sorge um Zinsanhebungen in den USA brachte Anleihen aus den aufstrebenden Länder unter Druck. Trotz der jüngsten Korrekturen beurteilen wir vor allem die Rentenmärkte Polens, Ungarns und der Slowakei weiter positiv. Der britische Konjunkturmotor läuft unverändert auf Hochtouren. Freundliche Einkaufsmanagerindizes und die niedrige Arbeitslosenquote sprechen für eine Fortsetzung des Aufschwungs. Der leichte Rückgang in der Industrieproduktion fiel vor diesem Hintergrund nicht allzu sehr ins Gewicht. Die in diesem Umfeld anziehende Inflation sowie der anhaltend robuste Immobilienmarkt veranlassten die Bank of England zu einer neuerlichen Zinsanhebung. Sie erhöhte den Reposatz auf 4,25 Prozent, wodurch sich die Zinsdifferenz zur Eurozone auf 225 Basispunkte vergrößerte. Weitere Zinsschritte sind in Sicht. Speziell in den kürzeren Laufzeiten gewinnen britische Anleihen damit weiter an Attraktivität. Unterstützung dürfte dabei auch von der Währungsseite kommen. In Schweden und Norwegen blieben die Zinsen dagegen unverändert bei 2,0 bzw. 1,75 Prozent. Angesichts auch in diesen Ländern wieder zunehmenden Preisdrucks dürfte der Zinssenkungszyklus jeweils beendet sein. Nach einem abermaligen steilen Anstieg der Renditeaufschläge in der ersten Maihälfte hat sich die Situation an den Anleihemärkten der aufstrebenden Länder zuletzt wieder beruhigt. Zurückgehende Risikoaufschläge waren die Folge. Damit reagierten die Emerging Market Bonds auf die Entwicklung am US-Treasury-Markt, an dem der steile Renditeanstieg der letzten Monate zum Halten kam. Zudem haben Rohölförderländer wie Russland, Kasachstan und Venezuela von den deutlichen Preisanstiegen der jüngsten Zeit ganz erheblich profitiert. Während in Venezuela jedoch die angespannte politische Lage den Markt nach wie vor belastet, sind nach den jüngsten Ankündigungen Präsident Putins zu Fiskalreformen die Chancen Russlands gestiegen, in absehbarer Zeit auf Investment-Grade hochgestuft zu werden. Kasachstan gelang dieser Schritt bereits in der letzten Maiwoche. Zu den großen Verlierern unter den Emerging Markets zählt in diesem Jahr neben Brasilien insbesondere die Türkei. Seit Jahresanfang erhöhten sich die Renditeaufschläge türkischer Bonds um fast 180 Basispunkte. In einem ohnehin angeschlagenen Marktumfeld sorgten zuletzt schwächere Außenwirtschaftszahlen für Irritationen. Den anstehenden Verhandlungen über eine neue Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle zu. Dagegen spielen die EU-Ambitionen der Türkei in der kürzeren Perspektive keine entscheidende Rolle. Bezogen auf die gesamte Anleiheklasse sind wir zwar vorsichtiger in unserer Einschätzung geworden, selektive Zukäufe halten wir vor allem unter Diversifikationsaspekten jedoch für empfehlenswert. Die gesehenen Spreadausweitungen dürften übertrieben gewesen sein, bestehen doch im Vergleich zu früheren Emerging-Market-Krisen keine akuten Ausfallrisiken. Die Renditeaufschläge von Unternehmensschuldverschreibungen gegenüber Staatsanleihen bewegten sich im Mai unter nur leichten Schwankungen seitwärts. Damit blieben die historisch engen Spreadlevels trotz der Zinserhöhungsfantasie erhalten, wozu auch die überwiegend freundlichen Quartalsergebnisse der Unternehmen sowie das noch feste makroökonomische Umfeld beitrugen. An diesem Trend sollte sich auch in den kommenden Monaten nichts grundlegend ändern. Unterstützung erhalten die Corporate Bonds auch von guten technischen Bedingungen: Einer stabilen Nachfrage vor allem institutioneller Investoren steht eine nur verhaltene Emissionstätigkeit der Unternehmen gegenüber. Etwas kritischer ist inzwischen der Automobilsektor zu beurteilen, da bei steigenden US-Zinsen die Finanzierungsgesellschaften der Autokonzerne etwas unter Druck geraten dürften. Davon könnten in erster Linie General Motors und Ford betroffen sein. Vorsicht ist zudem wegen gestiegener Prozessrisiken gegenüber dem US-Tabaksektor angebracht. Der Florida Supreme Court hat die Revision der Klageabweisung von Rauchern gegen Tabakunternehmen - vor allem Philip Morris - zugelassen. Die Klagesumme beläuft sich in diesem Fall auf 145 Mrd. US-Dollar. In der Folge weiteten sich die Renditeaufschläge der von Tabakunternehmen begebenen Bonds ganz erheblich. Zu den Belastungsfaktoren für den gesamten Corporate-Bond-Markt zählt zudem die zuletzt wieder zunehmende Volatilität an den Aktienmärkten und die gewachsene Sorge vor "Eventrisiken" wie Terroranschlägen oder einer Verschärfung der geopolitischen Lage.

Anlagepolitik

Während des Berichtsmonats wurden im UniEuroRenta Selected Ideas nur wenige Transaktionen vorgenommen. Die Schwäche in den Emerging Markets nahmen wir jedoch zum Anlass, unser Engagement in Mexiko auszubauen. Zu diesem Zweck erwarben wir auf Euro lautende Bonds mit fünfjähriger Restlaufzeit. Wegen der anhaltenden Unsicherheit über die weitere politische Entwicklung in Polen haben wir zudem die Währungsabsicherungen gegenüber dem Zloty verlängert. Reduziert wurde die Corporate-Quote. Aus dieser Anleiheklasse bauten wir Positionen in HeidelbergerCement, EMI und Invensys ab.

Quelle: Union Investment

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