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09:44 Uhr, 18.05.2022

Ungeplanter Kantersieg der Falken

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Wenn man so will, lagen die „Falken“ gestern Abend mit 8-1 gegenüber den „Tauben“ vorne. Eine Reihe überraschend robuster Konjunkturdaten und etliche Äußerungen vonseiten der Fed und der EZB untermauerten die Markterwartungen einer prononcierten geldpolitischen Straffungsphase in den kommenden Monaten. In diesem Umfeld war es erstaunlich, mit welch großen Kurszuwächsen die Aktienmärkte aus dem Handel gingen – schwache Rentenmärkte entsprachen da schon eher dem Muster der vergangenen Monate. „Risk on“ in den Aktienmärkten löste beim US Dollar eine vorübergehende Schwächephase aus, aber beide Entwicklungen setzen sich heute früh zunächst nicht fort. Inflationszahlen aus Großbritannien, Kanada und der Eurozone (endgültige April-Daten) stehen heute im Mittelpunkt des Interesses.

Zu Beginn des gestrigen Tages deutete nicht viel darauf hin, dass die geldpolitischen Falken einen „Home Run“ erzielen würden. Und tatsächlich wurde erst in den Abendstunden deutlich, wie viele Daten und Ereignisse an einem einzigen Tag die Erwartung eines steilen geldpolitischen Straffungskurses der Fed, der EZB und sogar der Bank of England stützten. Erstens zeichneten Daten aus Großbritannien das Bild eines sehr engen Arbeitsmarktes mit starkem Lohndruck. Und wenngleich die Aussichten für die Konjunkturentwicklung in UK eher freudlos aussehen, könnte die Arbeitsmarktentwicklung die Bank of England zu einem eher restriktiven geldpolitischen Kurs veranlassen. Wir sind skeptisch, ob es tatsächlich zu einer Serie weiterer Zinsanhebungen kommen wird, aber im Markt schossen die Zinsanhebungserwartungen nach den Zahlen gestern früh in die Höhe und das zuletzt schwächelnde Britische Pfund legte gegenüber dem US Dollar um fast anderthalb Prozent zu.

Zweitens regte EZB Ratsmitglied Klaas Knot an, man solle auch über die Möglichkeit von Zinsanhebungsschritten im Ausmaß von 50 Basispunkten nachdenken. Diese Diskussion war bislang noch nicht geführt worden. Die Märkte preisen nunmehr Zinsanhebungen im Ausmaß von 100 Basispunkten bis Ende dieses Jahres ein, und der EUR legte gegenüber den USD gut ein Prozent zu. Weitere Unterstützung für den Euro kam (drittens) durch eine Aufwärtsrevision der BIP-Wachstumszahlen im ersten Quartal für die Eurozone von 0,2 % ggü. Vq. auf 0,3 % ggü. Vq.

Die restlichen „Falken-Punkte“ gingen auf das Konto der USA und der Fed. Viertens untermauerten die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen im April (und vor allem die Datenkorrekturen für März) die Kauffreude der Konsumenten. Fünftens ließen gut aufgenommene Quartalszahlen einer Baumarktkette und gleichzeitig eher schwache Daten eines Discounters aufhorchen, geht man doch eher dann in den Baumarkt, wenn es einem (finanziell) gut geht. Sechstens lagen auch die Daten zur Industrieproduktion im April über den Erwartungen. Siebtens untermauerte der Fed-Vorsitzende im Rahmen eines WSJ-Events seine „hawkish“ klingenden Einschätzungen. Jerome Powell meinte, die Fed müsse die Leitzinsen so lange anheben, bis die Inflationsrate einen „deutlichen und überzeugenden“ („clear and convincing“) Abwärtstrend eingeschlagen habe. Er würde nicht zögern, die Zinsen auch in den restriktiven Bereich anzuheben, sollte die Fed dies für erforderlich erachten, auch wenn dieser Prozess für die amerikanische Volkswirtschaft etwas schmerzhaft sein könnte. Und achtens schließlich meinte der normalerweise dem Lager der geldpolitischen Tauben zugerechnete Chef der Fed Chicago, Charles Evans, er halte es für wahrscheinlich, dass die Leitzinsen bis in den restriktiven Bereich hinein angehoben werden müssten. Dieser Bereich wird allgemein oberhalb von 2,50 % verortet. Die „Tauben“ heimsten ihren einzigen Punkt ein, als der NAHB-Aktivitätsindex für den Immobiliensektor mutmaßlich infolge der steil angestiegenen Hypothekenzinsen einen deutlichen Rückgang verbuchte.

In der Summe trieb dieses „8-1“ die Staatsanleiherenditen um teilweise mehr als 10 Bp in die Höhe, wovon sich die Anleger im Aktienmarkt jedoch nicht beeindrucken ließen. Der STOXX Europe 600 gewann 1,2 %, der S&P 500 sogar 2,0 %. Heute sahen wir bereits die April-Inflationszahlen für Großbritannien, die bei 9,0 % ggü. Vj. in etwa die Befürchtungen bestätigten. Am Vormittag kommen die endgültigen Preisdaten für die Eurozone (die erste Schätzung lag bei 7,5 % ggü. Vj.) und am Mittag jene für Kanada (die Erwartung liegt bei 6,7 % ggü. vj.). Weitere Schlagzeilen dürften in Bonn geschrieben werden, wo die Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Staaten zu einem mehrtägigen Treffen zusammenkommen. Es ist wahrscheinlich, dass auch bei den dortigen Diskussionen die „Falken“ gegenüber den „Tauben“ die Oberhand behalten dürften…

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