Ungarn – Reformreferendum 2008 kann das Investitionsklima trüben
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Die wichtigste Oppositionspartei Fidesz hält an dem für Anfang 2008 geplanten Referendum gegen die von der Regierung eingeleiteten Reformen fest. Das Risiko ist aber weniger eine Verhinderung finanzpolitischer Straffungsmaßnahmen, sondern eine anhaltende Fokussierung der Maßnahmen auf Steuererhöhungen und Subventionskürzungen. Für eine dauerhafte Entlastung des Staatshaushalts sind hingegen vor allem Reformen des Renten- und Gesundheitssystems notwendig. Ohne diese Reformen können ab 2009 sogar zusätzliche Steuererhöhungen notwendig werden, wenn die im letzten Jahr beschlossene Einfrierung der Ausgaben ausläuft. Eine langfristig hohe steuerliche Belastung der Wirtschaft und privaten Haushalte verringert die Wettbewerbsfähigkeit der ungarischen Unternehmen und trübt das Investitionsklima für in- und ausländische Unternehmen. Zudem dämpfen die höheren Steuern und Sozialabgaben das Konsumklima. Folglich sollte auch der Opposition an strukturellen Reformen gelegen sein. Langsam sinkende Zinsen dürften einem verbesserten Rahmen für politisch kontroverse Maßnahmen schaffen. Schließlich ist dies der wesentliche Grund für die moderate Konjunkturerholung im nächsten Jahr. Frühere Wachstumsraten von 4 bis 5% erfordern hingegen strukturelle Impulse, die die Investitionstätigkeit beleben. In diesem Jahr verringern sich die Investitionen gemessen am Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich auf 21%. Positive Investitionsimpulse gehen derzeit insbesondere vom Außenhandel aus, da der Anteil der Exporte am BIP in diesem Jahr knapp 80% erreicht. Dies unterstreicht die grundsätzlich starke Einbindung der ungarischen Unternehmen innerhalb der EU. Die Wirtschaftspolitik müsste diesen Trend strukturpolitisch untermauern. Andernfalls könnte das Investorenvertrauen beeinträchtigt werden, so dass auch die Finanzierung des Leistungsbilanz-defizits tendenziell schwieriger werden könnte. In diesem und im nächsten Jahr steigt bereits der kurzfristige Finanzierungsbedarf, so dass der Währungsverlauf zunehmend von der Stimmung an den Märkten abhängt.
Die Inflationsrate sinkt nur sehr langsam. Hinzu kommt, dass auch die Kernrate weiter Preisdruck erkennen lässt. Daher bleibt die Notenbank gefordert vorsichtig zu agieren. Wir rechnen daher bis Jahresende mit einer Zinssenkung um insgesamt 50 Basispunkte auf 7,25%. Dieses Zinsniveau bleibt vorerst der entscheidende Anreiz für Finanzinvestoren. Dies dämpft die Belastung des Forint im Zuige des unklaren wirtschaftspolitischen Ausblicks. Eine besser untermauerte Aufwertung des Forint kann im nächsten Jahr erfolgen, wenn strukturpolitische Fortschritte erzielt werden. Dann sollte auch eine deutliche Rückführung der Zinsen um weitere 100 Basispunkte den Forint kaum belasten, da sich der Aktienmarktausblick aufhellt.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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