Kommentar
08:47 Uhr, 11.01.2005

Uneinheitliche Tendenz an den Aktienmärkten

Uneinheitliche Tendenz an den internationalen Aktienmärkten. Inflationssorgen und Turbulenzen im Luftfahrtfahrtsektor belasteten die Kurse in Amerika. Die Börsen in Europa entwickelten sich hingegen fester. In dieser Woche startet in den USA die neue Quartalsberichtsaison.

An den amerikanischen Börsen schlossen die Aktienindizes in der vergangenen Woche im Minus. Von Konjunkturseite kamen dabei uneinheitliche Impulse. Während die Bauausgaben eher enttäuschten, reagierten die Anleger auf die ISM-Indizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor insgesamt positiv. Negativ nahm der Markt aber insbesondere Spekulationen über weitere Zinserhöhungen auf. Ausgelöst wurden diese durch das am Dienstagabend veröffentlichte Protokoll der Dezember-Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, in dem mehrere Mitglieder auf Inflationsrisiken hinwiesen. Dies könnte für eine straffere Geldpolitik der FED in 2005 sprechen. Der Dollar zog vor diesem Hintergrund gegenüber Euro und Yen merklich an. Mit Spannung wartete die Mehrheit der Marktteilnehmer zudem auf den neuesten Arbeitsmarktbericht. Die am Freitag bekannt gegeben Beschäftigtenzahl für Dezember zeigten einen Zuwachs von 157.000 Stellen. Der Wert lag zwar leicht unter den Erwartungen, allerdings wurde die November-Zahl gleichzeitig nach oben revidiert. Dies reichte aus, um die Aktienmärkte zu beruhigen.

Massiv unter Druck gerieten gleich zu Jahresbeginn die Fluggesellschaften, da sie weiterhin unter hohen Kerosinkosten und einem scharfen Wettbewerb zu leiden haben. Einige Gesellschaften kündigten in den letzten Tagen Preissenkungen um rund 50 Prozent an, sodass Experten einen regelrechten Preiskrieg befürchten. Zudem hat Continental Airlines mitgeteilt, dass bis Ende Februar Einsparungen von 500 Millionen Dollar erzielt werden müssten. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen könne. Wegen eines verhaltenen Dezembergeschäfts hatten die beiden Autohersteller General Motors und Ford ebenfalls mit Kursrückgängen zu kämpfen. Noch kräftiger waren jedoch die Minuszeichen im Technologiebereich. Insbesondere Internetwerte litten unter mehreren Herabstufungen von Analysten. Gegen den allgemeinen Trend konnte Apple erneut kräftig zulegen. Der Computerhersteller wird am Mittwoch seine Quartalszahlen vorlegen.

Leicht im Minus startete die Tokioter Börse in das neue Jahr. Die Vorgaben aus New York und die Zurückhaltung vor dem heutigen Feiertag in Japan führten zu einem verhaltenen Auftakt. Unterstützung bot immerhin der Devisenmarkt, da der Yen gegenüber dem Dollar an Wert verlor. Dies erhöht die Exportchancen japanischer Unternehmen.

Die europäischen Aktienmärkte konnten ihre freundliche Tendenz auch im neuen Jahr fortsetzen und trotzten damit den schwachen Signalen aus Übersee. Positiv wirkte sich hierbei der Rückgang des Euro-Wechselkurses aus. Die Gemeinschaftswährung fiel von ihrem Rekordhoch in der Vorwoche bei 1,36 USD auf zuletzt unter 1,31 USD. Dies beflügelte insbesondere die exportorientierten Titel. Hierbei wiesen vor allem Automobiltitel Kursgewinne auf. Einigen Herstellern wie BMW und DaimlerChrysler kamen ferner positive Absatzzahlen aus den USA zu Gute. Volkswagen profitierte zudem von der Ankündigung eines neuen milliardenschweren Sparprogramms. Der deutsche Standardwerteindex DAX kämpfte wiederholt mit der Marke von 4.300 Punkten und ging schließlich mit 4.316 Punkten ins Wochenende. Für Auftrieb sorgte neben dem Devisenmarkt auch Übernahmefantasie im Bankensektor. Den Hintergrund bildeten Spekulationen in Großbritannien, wonach die Royal Bank of Scotland Interesse an dem niederländischen Finanzinstitut ABN Amro habe. In Deutschland wird ein ähnlicher Zusammenschluss ebenfalls seit längerem erwartet, weshalb die Papiere der Commerzbank spürbare Zuwächse aufwiesen. In schwacher Verfassung präsentierte sich Schering. Bei einem Krebsmedikament des Berliner Pharmakonzerns verschiebt sich überraschend die Marktzulassung für die USA. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA will zunächst noch weitere Daten prüfen, ehe eine Freigabe erfolgt.

Ausblick: In dieser Woche startet in den USA die neue Quartalsberichtsaison der Unternehmen für das abgelaufene Quartal. Nach den Arbeitsmarktdaten vom Freitag dürften die Anleger auf die Signale zur Gewinnentwicklung der Firmen achten. Zudem stehen in den USA Konjunkturdaten zu Groß- und Einzelhandel, Industrieproduktion sowie der Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan und der Philadelphia Fed Index an. In Europa richten sich die Blicke ferner auf die Daten zur Industrieproduktion in Deutschland und Frankreich. Weiterhin veröffentlicht das ZEW-Institut in Mannheim seinen monatlichen Konjunkturerwartungsindex.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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