Kommentar
01:00 Uhr, 24.02.2009

Und das ist erst der Anfang...

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Entgegen aller Beschwichtigungsparolen von Politikern, Wirtschaftsführern und diversen Prognose-Instituten denkt die Weltwirtschaftskrise gar nicht daran, einen Gang zurück zu schalten. Im Gegenteil: Nahezu täglich werden Nachrichten veröffentlicht, die belegen, dass die Sache allmählich so richtig in Fahrt kommt:

So wird die deutsche Wirtschaft nach Ansicht der Deutschen Bank in diesem Jahr noch drastischer einbrechen als bisher angenommen. Chefvolkswirt Norbert Walter, sagte, es sei nicht auszuschließen, dass der für Sommer erwartete Aufschwung ausbleiben könnte. Deshalb sei auch ein höheres Minus als die bislang veranschlagten vier Prozent nicht mehr auszuschließen.

Walter warf Unternehmen und Politikern vor, die Lage schönzureden und die Wirklichkeit zu ignorieren. Alle bisherigen Konjunkturprognosen werden nach Ansicht Walters bis Ostern überholt sein.

Wir hatten bereits vor einigen Monaten vermutet, dass die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr um bis zu acht Prozent einbrechen könnte. Was damals noch reichlich utopisch klang , ist in Asien längst Realität:

Die japanische Wirtschaft ist zuletzt so stark eingebrochen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Das japanische Bruttoinlandsprodukt sank im vierten Quartal 2008 im Jahresvergleich um sagenhafte 12,7 Prozent. In der Eurozone betrug das entsprechende Minus 1,2 Prozent, in Deutschland 2,1 Prozent, in den USA waren es 3,8 Prozent. Die japanischen Exporte schrumpften um 13,9 Prozent und damit so stark wie noch nie.

"Die Banken fallen lassen...“

Vor einigen Jahren war man international mit klugen Ratschlägen zur Bewältigung der japanischen Krise schnell bei der Hand: Japan müsse die Banken fallen lassen und auf den Scherben neu beginnen, so wurde vor allem von amerikanischen Experten gefordert. Interessanterweise halten sich die gleichen Leute heute nicht mehr an ihre klugen Ratschläge von gestern und machen die gleichen Fehler, die japanische Anleger seit Jahren zur Verzweiflung bringen.

Warum die Nachricht vom dramatischen Einbruch in Japan auch hier zu Lande aufhorchen lassen sollte, liegt auf der Hand: Die Konjunktur in Deutschland ist ähnlich stark vom Export abhängig wie die japanische Wirtschaftsleistung. Rechnen Sie deshalb damit, dass die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr weitaus stärker einbrechen wird, als es selbst sehr pessimistische Schätzungen derzeit vermuten lassen. Diese Krise hält sich nicht an die Regeln aus der Vergangenheit.

Doch die Banken fallen lassen, das sagt sich so einfach: Wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" in der vergangenen Woche berichtete, liegen bei der Hypo Real Estate (HRE), nur als Beispiel, noch einige Leichen im Keller: Angeblich sind hochspekulative Geschäfte in Höhe von rund 600 Milliarden Euro außerhalb der Bilanz getätigt worden. Das wäre mehr als die offizielle Bilanzsumme von 400 Milliarden Euro.

Zusammen würde sich ein Betrag von etwa einer Billion Euro ergeben, die der Immobilienfinanzierer laufend mit neuen Krediten refinanzieren muss. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück davor gewarnt, dass die HRE ohne eine Verstaatlichung ein "zweiter Fall Lehman" werden könne. Das Kabinett hat ein Enteignungsgesetz beschlossen, das auf den Fall HRE ausgerichtet ist.

Das meinen wir, wenn wir seit Monaten warnen, dass diese Krise alle bisher bekannten Dimensionen sprengt. Natürlich wird man die HRE verstaatlichen, die Bundesregierung hat gar keine andere Wahl. Ob im Straßenbau, bei der Errichtung von Krankenhäusern, Schulen oder Kindergärten – das Institut ist ganz wesentlich an der Finanzierung wichtiger Projekte des Bundes beteiligt. Eine Pleite hätte daher unabsehbare Folgen.

Doch leider ist die HRE nicht die einzige Bank, die derzeit auf der Kippe steht. Und die Summen, um die es hier geht, könnten auch den Bundeshaushalt in ernsthafte Bedrängnis bringen.

Dass wir es mit einer einzigartigen Krise zu tun haben, das haben mittlerweile auch die Analysten der BNP Paribas erkannt. In einer aktuellen Studie kommt man zu dem Ergebnis, dass Vergleiche mit historischen Aufzeichnungen wegen der Einzigartigkeit des aktuellen Einbruchs auf allen Ebenen kaum möglich sind. Das predigen wir an dieser Stelle allerdings schon seit Monaten. Es passt ins Bild, dass die Stahlproduktion in Deutschland im Januar um 35 Prozent eingebrochen ist. So etwas gab es in der Nachkriegszeit noch nie.

Auch die technische Sicht der Dinge trübt sich weiter ein: In der vergangenen Woche kam es zu einem Warnsignal, das sich im weiteren Verlauf bestätigte: Der US-amerikanische Transport-Index war unter das November-Tief gerutscht. Wie zu erwarten, haben in der Folge auch die großen Indizes den Rückwärtsgang eingelegt. Der Dow Jones notiert auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2002.

Vergessen Sie das Gefasel von einer Bodenbildung, das nach der starken Vorstellung am heutigen Rosenmontag wieder anheben wird: Die Baisse von 2003 war erst bei 2.300 Punkten im DAX am Ende. Doch anders als damals haben wir es diesmal mit einer wirklich schweren Wirtschaftskrise zu tun, die das gesamte System infiziert hat.

Probleme haben nicht nur die Banken und der gesamte Finanzsektor: Italien, Griechenland, Irland, Portugal, Ungarn und Großbritannien sind Kandidaten für einen Staatsbankrott. Die Kaltfront hat den gesamten europäischen Kontinent erfasst. Es ist daher nur noch eine Frage der Zeit, bis der DAX die Marke von 4.000 Punkten wieder von unten betrachtet. Anschließend könnte dann alles sehr schnell gehen.

Rechnen Sie außerdem damit, dass es von Seiten der Währungen noch einige „Überraschungen“ geben wird. Milliardär George Soros orakelte kürzlich, die aktuelle Finanzkrise werde größere Ausmaße annehmen als die Große Depression der 1930er Jahre.

Der Anteil der ausgegebenen Kredite am Bruttoinlandsprodukt sei heute um ein Vielfaches größer als damals. Wörtlich sagte Soros: "Das ist keine gewöhnliche Rezession oder Finanzkrise." Zur Lösung empfiehlt der Milliardär: „Wir brauchen neues Geld!“

Das vermuten wir allerdings schon lange...

Wie wir uns und unsere Leser auf die schwerste Krise seit 100 Jahren vorbreiten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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