Fundamentale Nachricht
12:10 Uhr, 01.03.2022

Ukrainekrieg: Erhöhte Volatilität

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine führt laut William Davies, Global Chief Investment Officer bei Columbia Threadneedle Investments, zu einer erhöhten Volatilität für Anleger.

„Die Märkte reagierten vergangene Woche stark auf die Nachricht, dass Russland in die benachbarte Ukraine einmarschiert ist. Seit Anfang des Jahres beobachtet die Welt, wie die Spannungen in der Region zunehmend eskalieren. Russland ist gegen eine Aufnahme der Ukraine in die Nato. Dieser Schritt würde zu sehr in Russlands Einflussbereich eingreifen und die USA stünde vor seiner Haustür. Die Invasion fordert einen hohen menschlichen Tribut, und unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine.

Vor der russischen Invasion konzentrierten sich die Anleger vor allem auf die hohe Inflation und den bevorstehenden Zinsanstieg. Jetzt stehen die erwarteten Auswirkungen des Angriffs auf Energie, globales Wachstum, Inflation und Maßnahmen der Zentralbanken im Fokus.

Energie: Klarheit über weitere Sanktionen erforderlich

Die schwelenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine treiben die Ölpreise seit Jahresbeginn in die Höhe. Angesichts der fragilen Dynamik von hoher Nachfrage und knappem Angebot könnte die Volatilität der Energiepreise anhalten, insbesondere wenn die Sanktionen gegen Russland verschärft werden und eine weitere Reaktion Russlands provozieren. Sowohl die USA als auch Europa versuchen, Russland zu bestrafen – jedoch ohne die Energiemärkte zu belasten und weiteren Inflationsdruck zu erzeugen. Russland liefert enorme Mengen an Erdgas nach Europa, die nicht so schnell ersetzt werden können.

Auswirkungen auf Wachstum und Inflation in Europa

Die Inflationsraten in den USA und Europa, zurückzuführen auf einer Kombination aus Angebotsproblemen und hoher Nachfrage, waren bereits unter Druck. Dabei sind die Inflation und das Wachstum in Europa anfälliger für einen Energiepreisschock, da die europäischen Volkswirtschaften im Vergleich zu den USA verarbeitungs- und handelslastiger sind. In den USA ist die Wirtschaft diversifizierter und der Dienstleistungssektor ist deutlich größer, sodass sie weniger empfindlich auf Energiepreisschocks reagieren; auch das Handelsvolumen gemessen am BIP liegt bei lediglich 23 % (in Deutschland beispielsweise liegt der Anteil bei 81 %).

Fed wird Kurs voraussichtlich beibehalten

Für die Zentralbanken machen die geopolitischen Spannungen den Zeitpunkt und das Ausmaß von Zinserhöhungen komplex. Die Strategie der EZB könnte direkter betroffen sein, wenn die Krise eskalieren sollte (wir könnten erleben, dass sie ihre Pläne zur Rücknahme der expansiven Geldpolitik in diesem Jahr vorerst auf Eis legt). Die Fed hingegen wird ihren Kurs der geldpolitischen Straffung voraussichtlich beibehalten. Wir erwarten weiterhin die erste Anhebung der Fed Funds Rate um 25 Basispunkte im März.

Die Fed wird auf eine Verlangsamung der Inflation und des Lohnwachstums in der zweiten Jahreshälfte 2022 achten, um über eine beschleunigte oder verlangsamte Straffung der Geldpolitik zu entscheiden. Es ist unwahrscheinlich, dass die Ölpreise eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung spielen, es sei denn, eine Korrektur würde die Aussichten für das Wirtschaftswachstum nachhaltig beeinflussen.

Reaktion der Märkte

Die Stimmung in den Schwellenländern hat sich angesichts der Sanktionen verschlechtert, obwohl Russland und die Ukraine zusammen lediglich etwa 3,5 % des Emerging Market Debt-Hartwährungsindex ausmachen. Bei Unternehmensanleihen sehen wir starke Verkaufsbewegungen bei Investment Grade- und High Yield-Anleihen. Die Märkte scheinen erst zu verkaufen und dann Fragen zu stellen. Die meisten russischen Unternehmen befinden sich am unteren Ende der Investment Grade-Ratings und könnten infolge der Sanktionen auf High Yield herabgestuft werden.

Jetzt ist nicht die Zeit für Panik

Marktkorrekturen aufgrund von Kriegen und Verwerfungen am Ölmarkt waren in der Vergangenheit zwar heftig, aber nur von kurzer Dauer. Wie immer ruft die Volatilität bei den Anlegern den Impuls hervor, etwas zu unternehmen. Wir raten weiterhin dazu, investiert zu bleiben und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren. Eine aktive Vermögensverwaltung kann Anlegern helfen, kurzfristige Schocks an den Märkten zu überstehen und gleichzeitig von längerfristigen Trends zu profitieren.

Auch wenn die jüngsten Ereignisse eine schwierige Zeit für die Märkte waren, kann eine erhöhte Volatilität auch Gelegenheiten bieten, um Bewertungsdiskrepanzen sowie Hidden Champions zu entdecken, oder bestehende Bestände zum richtigen Zeitpunkt aufzustocken.“

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